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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nun sollst du mit deinen Leuten näherkommen, um mitzuhelfen, den Gefangenen die Hände zu binden.“
    Auf diese Weisung hin marschierten wir vorwärts und stießen sehr bald auf die ersten Feinde. Diejenigen, welche ich sehen konnte, hielten ihre Gewehre noch in den Händen, machten aber keine Miene, sie gegen uns zu gebrauchen.
    „Effendi!“ hörte ich die Stimme des Emir rufen.
    „Hier!“ antwortete ich.
    „Die Gegner legen die Waffen nieder und werden, die Hände hinten gefesselt, immer einer an den andern gebunden, so daß sie eine Einzelreihe bilden und so auf dem schmalen Weg transportiert werden können. Laß keinen entkommen. Wir marschieren nach dem Regenbett.“
    Dieses Arrangement war bei der Schmalheit des Weges das einzig richtige. Oft konnten nur zwei nebeneinander stehen. Die Stricke und Riemen zum Binden, ebenso die erbeuteten Waffen, mußten von dem einen dem andern zugereicht werden. Als ich vorn fertig war und der Emir von sich dasselbe gemeldet hatte, setzten wir uns in Bewegung, zunächst meine Asaker voran, darauf die Gefangenen und dann der Emir mit seinen Leuten. Nachdem später der Weg breiter geworden war, bildeten wir aus der Einzelreihe der Sklavenjäger eine doppelte, neben welcher die Asaker hermarschierten, immer ihre Waffen zum Gebrauch bereit, um einen etwaigen Fluchtversuch zu vereiteln. Später konnten wir es uns noch bequemer machen, und da kam auch der Emir nach vorn, um mit mir zu sprechen. Er war natürlich ebenso wie ich über das Gelingen unseres Unternehmens erfreut, ärgerte sich aber auch in demselben Grad darüber, daß wir Ibn Asl nicht mit erwischt hatten.
    „Wo mag er stecken?“ fragte er.
    „Hat der Oberleutnant es dir nicht gesagt?“
    „Er gestand mir, daß er nach dem Regenbett sei. Dieser Gedanke scheint ihm erst gegen Morgen gekommen zu sein. Vielleicht ergreifen wir ihn noch.“
    „Schwerlich! Nämlich wenn er nicht schon ergriffen worden ist.“
    „Von unseren Wächtern im Kessel des Regenbettes?“
    „Nein, sondern von den Kamelwächtern. Ehe er den Kessel erreichen konnte, mußte er an diesen Leuten vorüber.“
    „Wie viele sind es?“
    „Solange ich dort anwesend war, hielt ich drei Personen für ausreichend; aber als ich fortging, befahl ich, daß noch zwei dazukommen sollten.“
    „Das genügt vollständig. Gegen fünf Mann hat Ibn Asl unmöglich etwas machen können.“
    „Durch Gewalt wohl nicht, aber ob auch nicht durch List –?!“
    „Welche List hätte er in Anwendung bringen können?“
    „Hm! Ist er allen deinen Asakern persönlich bekannt?“
    „Nein.“
    „So steht zu erwarten, daß er sich für einen anderen ausgegeben hat. Ist ihm Glauben geschenkt worden, so kann er uns wohl bedeutenden Schaden angerichtet haben.“
    „Das ist wahr. Wollen uns beeilen!“
    „Soll ich nicht lieber vorausgehen? Je eher einer von uns ankommt, desto leichter ist ein etwa vorgefallener Fehler gutzumachen.“
    „Ja, eile vor uns her, und nimm deinen Ben Nil mit, auf den du dich verlassen kannst! Wir kommen so schnell wie möglich nach.“
    Es zeigte sich leider, daß meine Befürchtung nicht unbegründet gewesen war. Als ich mit Ben Nil an die Nordseite des Berges gelangte und da die weidenden Kamele erblickte, sah ich zugleich etwas, was mir bewies, daß nicht alles in Ordnung sei. Außerhalb des Platzes, auf welchem sich die Kamele befanden, standen fünf Wächter, und innerhalb dieses Halbkreises, da, wo das Regenbett in den Berg zu schneiden begann, gab es eine Gruppe von Menschen, welche sich nicht hier befinden durften, wenn nichts Regelwidriges geschehen war. Es waren fünf Personen. Zwei lagen an der Erde, und drei kauerten bei ihnen, indem sie sich mit ihnen beschäftigten. Als diese drei uns kommen sahen, sprangen sie auf und blieben stehen, um unser Nahen zu erwarten. Es war der Fessarahführer, der alte Askari, dem ich den Befehl übergeben hatte, und noch ein Soldat. Schon von weitem sah ich es ihnen an, daß sie sich in einer nicht ungewöhnlichen Verlegenheit befanden.
    „Was ist denn geschehen?“ fragte ich sie. „Warum liegen diese zwei, ohne sich zu bewegen, an der Erde?“
    „Sie sind – verwundet, Effendi“, antwortete der Alte.
    „Von wem?“
    „Von einem Fremden.“
    „Wie ist das möglich gewesen? Kanntet ihr den Mann?“
    „Nein. Ich habe ihn gar nicht gesehen, und dieser da“ – er deutete auf den Soldaten – „welcher mit Wache stand, hat ihn nicht gekannt.“
    „Und die anderen Wächter?“
    „Ob

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