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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herbeigerufen. Sie bestätigten sofort die Aussage des Wächters; sie sagten dem Alten sogar in das Gesicht, wo und wann sie ihn gesehen hatten. Ich konnte nicht recht begreifen, warum der Umstand, daß der Alte einen falschen Namen tragen sollte, eine solche Wirkung auf Ibn Asl hervorbrachte. In jenen Gegenden und jenen Verhältnissen kommt es nicht selten vor, daß ein Mensch seinen Namen ändert. Hat zum Beispiel ein gewisser Maluf sich lange vergeblich nach einem Sohn und Erben gesehnt, und diese Sehnsucht wird ihm endlich gestillt, so wird er, falls er dem Kind den Namen Amal gibt, sich aus Freude über sein Vaterglück von jetzt an Abu Amal, Vater des Amal nennen. Freilich hatte der alte Steuermann geleugnet, daß er früher anders geheißen habe, und das mußte auffallen oder gar Verdacht erwecken. Aber nicht der Umstand war es, welcher den Grund zu Ibn Asls Verhalten bildete, denn ich hörte ihn jetzt in höhnischem Ton sagen:
    „Du bist überführt; du gibst dich für einen andern aus, als du wirklich bist. Das muß gerächt werden!“
    „Ich habe nicht gelogen. Vielleicht sehe ich diesem Abu en Nil ähnlich. Es kann dir übrigens ganz gleichgültig sein, welchen Namen ich trage. Wenn ich wirklich dieser Abu en Nil wäre, so könntest du doch wohl gar nichts dagegen haben!“
    „Allerdings nichts, gar nichts, ganz und gar nichts! Ich würde mich im Gegenteil freuen, diesen Mann gefunden zu haben. Und da du es wirklich bist, wie diese drei Männer bezeugt und bewiesen haben, so freue ich mich aber jetzt ganz außerordentlich. Hast du einen Sohn, welcher Ben Nil heißt?“
    „Nein.“
    „Dann wohl einen Enkel?“
    „Auch nicht.“
    „Leugne nicht, Alter, sonst werde ich dich zwingen, die Wahrheit zu sagen! Es gibt einen jungen Menschen, einen Matrosen, welcher Ben Nil heißt, und wenn jemand sich Abu en Nil nennt, so muß dieser jemand der Vater oder Großvater des Ben Nil sein!“
    „Meinetwegen! Da ich aber nicht Abu en Nil, sondern Himjad el Bahri heiße und weder einen Sohn noch einen Enkel habe, so laß mich mit deinem Ben Nil ungeschoren!“
    „Komm mir nicht in diesem Ton, Alter!“ droht Ibn Asl. „Es könnte dich gereuen!“
    „Wieso? Ich habe keinen Grund, Furcht vor dir zu haben.“
    „Das denkst du jetzt. Aber wenn du wüßtest –!“
    „Was –? Wenn ich was wüßte –?“
    „Daß ich – ein ganz anderer bin“, entfuhr es Ibn Asl.
    „Ein ganz anderer? So habe ich also doch richtig gedacht! Nun, so brauche ich erst recht keine Furcht zu haben!“
    „Meinst du? Es kommt darauf an, was für ein oder welcher andere ich bin!“
    „Sei wer du willst, mir machst du nicht angst!“
    „Du sprichst sehr zuversichtlich. Ich bin Ibn Asl, der Sklavenjäger.“
    „Allah! Ist das wahr? Ibn Asl, der berühmte Negerfänger?“
    „Ja. Wie wird dir nun zu Mute?“
    Wenn er der Meinung gewesen war, daß der Alte bei Nennung dieses Namens erschrecken werde, so hatte er sich sehr geirrt. Der Steuermann hatte Grund, sich vor dem Raïs Effendina zu fürchten, weil er diesem entflohen war: sich aber vor Ibn Asl zu entsetzen, dazu hatte er als früherer Sklavenhändler gar keine Ursache. Dies zeigte sich auf der Stelle, denn anstatt sich erschreckt zu zeigen, rief er in frohem Ton aus:
    „Ibn Asl! Da wird mir sogar sehr wohl zu Mute, vorausgesetzt, daß du mich nicht abermals täuschst.“
    „Ich sage dir die Wahrheit. Allah und der Prophet können mir bezeugen, daß ich Ibn Asl bin.“
    „Wenn du so schwörst, so kann ich es glauben. Und nun hast du gar keinen Grund, mich feindlich zu behandeln. Ich werde dir jetzt gern meinen wirklichen Namen sagen.“
    Der gute Alte hatte gar keine Ahnung, daß er jetzt im Begriff stand, einen ungeheuren Fehler zu begehen. Hätte ich ihm doch winken können!
    „Es ist natürlich der, den du vorhin verleugnet hast?“ fragte Ibn Asl.
    „Ja. Ich bin Abu en Nil.“
    „Also doch, doch, doch! Mann, weißt du auch, was du da gesagt hast?“
    „Ja. Ich habe dir damit bewiesen, daß ich nicht ein Feind, sondern ein Freund von dir bin.“
    „Wunder über Wunder! Ein Freund von mir! Wieso?“
    „Hast du vielleicht von einer Dahabiëh gehört, welche Es Semek hieß?“
    „Ja. Der Raïs Effendina hat sie weggenommen.“
    „Der Raïs Effendina, welcher dein größter Feind ist! Ich aber war der Steuermann des Schiffes. Ich war dabei, als er sie durchsuchte und dabei entdeckte, daß die Dahabiëh ein Sklavenschiff sei. Er konfiszierte sie und nahm die ganze

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