28 Minuten
wirklich diese verfluchte Bank überfallen.
Selbst nach all der Planung war Dan der Banküberfall nie wirklich vorgekommen. Unbewusst musste er gehofft haben, dass Joel nicht mitmachen würde, dass er eine Entschuldigung hätte, die Sache fallen zu lassen. Aber jetzt, wo Joel dabei war, war der Überfall nicht länger nur ein vages Konzept. Sie würden es durchziehen. Er würde es durchziehen. Als diese Erkenntnis ihn zum ersten Mal traf, war er wie betäubt. Auf der Rückfahrt aus New Hampshire konnte er kaum auf die Straße achten. Es war, als laufe er auf Autopilot, er fuhr gedankenlos und unaufmerksam. Als hätte er sich irgendein Wahnsinnszeug reingezogen. Er wusste noch, dass er zu Hause gehalten hatte. Seine Haare waren nass, also hatte er vermutlich geduscht, und er konnte sich sogar unscharf daran erinnern, mit seinen beiden Kindern gesprochen zu haben, aber das war alles. Auf dem Weg zu Gordon musste er eine Pizza und ein Sechserpack Guinness gekauft haben, denn als er vor dem Wohnblock hielt, bemerkte er diese Dinge auf dem Beifahrersitz.
Gordon wartete auf dem Parkplatz, sein fetter Wanst quoll unter dem verwaschenen Batik- T -Shirt hervor, die Shorts reichten kaum für seinen Körper. Er kam zu Dans Wagen.
»Hey, Dan, ich dachte, ich kann mal ein bisschen Frischluft schnuppern, während ich auf dich warte. Wie sieht’s aus, wollen wir an einem der Picknicktische essen oder reingehen?«
»Lass uns doch reingehen.«
Gordon nahm das Bier und Dan gab sich Mühe, ganz normal zu tun. Er tippte seinem Freund gegen den Bauch. »Du hast ein bisschen zugelegt, oder, Alter?«
Gordon lächelte verlegen. »Ja, ich muss mir ein paar neue Klamotten kaufen. Mein Rücken wird steif, meine Knie auch, ich kann nicht mehr joggen. Und ohne Sport nehme ich zu wie verrückt. Ich werde ein richtiger Fettsack. Gibt’s von irgendwem was Neues zu berichten?«
»Nicht wirklich, aber lass uns drinnen reden.«
Im Gehen fragte Gordon nach Shrini und anderen gemeinsamen Freunden, aber Dan konnte sich nicht ausreichend konzentrieren, um ihm zu antworten. Als sie Gordons Wohnung erreichten, bekam er Panik. Erst konnte er kaum atmen, als würde jemand sein Herz in der Faust zerdrücken. Und er schwitzte wie verrückt. Das Zimmer kippte langsam zur Seite. Irgendwie schaffte er es bis zu einem Stuhl und ließ sich darauffallen, betete, dass er nicht ohnmächtig würde. Die Zeit schien wie im Schnelldurchlauf zu vergehen, er sah, wie Gordon sich den Mund fusselig redete, aber seine Lippenbewegungen waren losgelöst von den Geräuschen, die aus ihm herausdrangen, dieser Stimme, die nicht mehr war als ein Summen in Dans Kopf.
Plötzlich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wurde er ruhiger. Wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, machte er sich bewusst, dass der Raubüberfall tatsächlich stattfinden würde. Mehr noch, er freundete sich mit der Vorstellung regelrecht an. Das Summen in seinem Kopf wich absoluter Gefasstheit. Die Welt schien zu verlangsamen. Er fragte Gordon, ob er mal aufs Klo gehen könnte.
»Äh, klar, aber was meinst du dazu?«
»Ich weiß nicht. Frag mich noch einmal, wenn ich zurück bin.«
»Meine Güte, hast du denn nicht zugehört?«
Dan bedeutete ihm mit der Hand, er solle warten, dann marschierte er langsam ins Bad, seine Beine waren wie Gummi. Er drehte den Hahn voll auf und ließ eine ganze Minute lang kaltes Wasser über sein Gesicht laufen, bevor er in den Spiegel schaute. Seine Haut war blass und klamm, seine Lippen waren farblos. Er war ziemlich sicher, dass er bloß eine Panikattacke gehabt hatte, nichts mit dem Herzen. Aber er grinste trotzdem schief, als ihm klar wurde, dass Gordon viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war, um mitzubekommen, was wie ein waschechter Herzanfall ausgesehen haben musste.
Das einzige Handtuch im Bad schien vorher im Schlamm gelegen zu haben. Dan tupfte sich das Gesicht lieber mit seinem durchgeschwitzten Hemd trocken. Als er wieder bei Gordon war, waren drei Stücke Pizza verschwunden, und zwei leere Guinness-Flaschen lagen auf dem Boden. Gordon stopfte sich gerade die letzten Bissen eines Pizzastücks rein und fuhr sich anschließend mit der Hand übers Gesicht, wobei er gründlich Fett verteilte.
»Meine Güte, Dan, ich habe dir von Elena erzählt. Weißt du noch, vor ein paar Monaten habe ich sie nach Cancun geflogen? Gestern habe ich eine E-Mail von ihr bekommen. Sie lässt mich für einen Typen aus Oregon sitzen. Ich
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