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überfallen, warum dann nicht auch das? Es wäre viel einfacher.«
»Wie zum Teufel soll das denn gehen? Peytons Kinder kennen uns. Sie würden verraten, wer dahintersteckt, sobald sie frei sind.«
»Na ja, man kann kein Omelette machen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen.«
»Gordon, meine Güte.«
»Jetzt behaupte nicht, Peyton hätte das nicht verdient.« Gordon schwieg einen Moment und rang mit seinen Gefühlen. »Er lockt mich seit drei Jahren mit diesem Restaurant – seit ich gekündigt wurde. Es war seine Idee, in ein texanisches Grillrestaurant zu investieren, das ich führen soll. Er hat das mir vorgeschlagen. Und seit drei Jahren redet er immer wieder davon. Gestern habe ich ihn zum ersten Mal danach gefragt, und plötzlich will er keine Geschäfte mit Freunden machen. Kannst du dir das vorstellen, Dan? Er sitzt auf acht Millionen Dollar und will plötzlich keine sechzigtausend Dollar in die Hand nehmen, um Geschäfte mit Freunden zu machen.«
»Lassen wir das, okay?«
»Natürlich können wir das lassen, aber ich sage dir, ich hätte kein Problem damit, eines seiner Kinder zu entführen. Wahrscheinlich hätte ich sogar Spaß daran, da ist dieses Aas, Petulia.«
»Ich will das nicht hören. Wir werden niemandem wehtun, schon gar nicht einem Kind. Meine Güte, wir kennen Peyton seit Jahren.«
»Wie du meinst, es war bloß eine Idee. Also, was soll ich bei dem Überfall machen?«
»Schalt deinen Computer ein, dann zeige ich es dir.«
Gordon gehorchte. Als der Computer lief, rief Dan das Farbfoto eines Mitglieds der Mafia in Boston aus dem Internet auf, Raymond Lombardo. »Ich hoffe, all die Jahre, die du die Maske bei deiner Theatergruppe gemacht hast, zahlen sich jetzt aus. Kannst du mich genauso aussehen lassen?«
»Kommt drauf an. Da musst du schon genauer werden.«
»Wie meinst du das?«
»Musst du aus der Ferne aussehen wie er oder aus der Nähe, oder willst du seine Mutter reinlegen? Das muss ich wissen. Wie sehr musst du ihm ähnlich sehen?«
»Ähnlich genug, um auf einer Überwachungskamera als Lombardo identifiziert zu werden.«
»Wie groß ist er?«
»Meine Größe.«
Gordon kniff die Augen zusammen und betrachtete das Bild. »Er sieht schwerer aus als du.«
»Ja, ist er. Ungefähr dreißig Kilo.«
»Ich glaube, das kann ich«, sagte Gordon und nickte vor sich hin. »Ich muss dich etwas aufpolstern, damit du schwerer aussiehst. Was wirst du anhaben?«
»Einen Overall.«
»Okay, dann ist das kein Problem. Du brauchst eine Perücke und einen Bart. Ich müsste dir einen kräftigeren Kiefer und eine dickere Nase bauen. Vielleicht solltest du eine Sonnenbrille tragen, um deine Augen zu verbergen. Klar, das kriege ich hin.«
»Ich brauche keine Sonnenbrille. Ich habe schon Kontaktlinsen mit einer anderen Augenfarbe. Außerdem werde ich eine Skimütze tragen und die dann abnehmen, um von der Überwachungskamera erfasst zu werden.«
»Oh, das ist schlecht.«
»Warum?«
»Dann kann ich keinen Spachtel verwenden. Sonst verbiegt sich deine Nase, wenn du die Mütze abziehst. Darüber würden die Bullen dann höchstens lachen.« Gordon kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich könnte eine Kunststofflegierung benutzen«, sagte er langsam. »Das sollte gehen. Wann steigt die Sache?«
»In sechs Tagen.«
»Du gibst mir nicht viel Vorlauf, was? Na ja, wenn ich übers Wochenende das Make-up für Das Phantom der Oper hinbekomme, dann schaffe ich auch das.«
»Du magst diese Theatersachen gerne, oder?«
»Ich hasse es. Ich kann es nicht ausstehen.«
»Das verstehe ich nicht. Du machst das doch seit Jahren?«
Gordon schenkte ihm ein schmales Lächeln, das direkt von der Mona Lisa hätte stammen können. »Seit der Schule. Damals habe ich angefangen, um meinen Vater zu ärgern, und weißt du was, besser hätte ich das nicht hinkriegen können. In die Theatergruppe einzutreten war angesehen genug, dass meine Mutter bei all ihren Freundinnen damit angab. Und mein Vater musste dasitzen und zuhören und so tun, als fände er es prima. Und jetzt mache ich die Maske bei unserer städtischen Theatergruppe, damit ich ihnen bei meinen Weihnachtsbesuchen davon erzählen kann.«
»Du hast das all die Jahre getan, nur um deinen Vater zu ärgern?«
»Ist doch kein schlechter Grund. Sag mal, soll ich bloß das Make-up machen oder werde ich auch bei dem Überfall dabei sein? Du weißt, ich war in Vietnam.«
»Ich brauche dich auch für den Überfall. Wir treffen uns morgen bei Joel und gehen die
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