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28 Minuten

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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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Teufel warst du?«
    »Tut mir leid. Ich hatte was zu tun.«
    »Scheißdreck. Weißt du, wie mich das nervt, dass ich zweimal zur Telefonzelle rausfahren musste? Zwanzig Kilometer in eine Richtung, Arschloch!«
    »Ich sag dir was. Du kannst dich morgen so lange beschweren, wie du willst. Dann richten wir auch die E-Mail-Konten ein.«
    Joels Stimme veränderte sich, jetzt klang er beinahe zurückhaltend. »Es bleibt also dabei, ja?«
    »Das musst du wissen. Was hat dein perverser Kumpel gesagt?«
    »Fick dich. Seid einfach um Punkt zwölf hier, verstanden?«
    Joel legte auf. Dan stand einen Augenblick wie erstarrt da. Als er aufsah, stand Carol in der Tür und sah ihn an.
    »Warum so geheimnisvoll?«, fragte sie.
    »Was? Nein, nichts, bloß so eine typische Joel-Geschichte. Das ist alles. Stehst du schon lange da?«
    »Nein, nicht lange. Bevor ich nach oben gehe, wollte ich dich fragen, ob du Lust hast, heute früh ins Bett zu gehen. Es ist lange her, dass wir zusammen früh ins Bett gegangen sind.«
    »Klar. Das wäre schön. Ich wollte bloß noch nach den Kindern sehen.«
    »Die sind beide auf ihren Zimmern.« Sie zögerte und schaute ihn eigenartig an. »War das Joel mit deinem Gesicht?«
    »Was redest du da? Ich habe dir doch gestern gesagt, ich bin ausgerutscht, als ich in meinen Wagen steigen wollte. Es ist wirklich kaum zu glauben, aber so war es.«
    »Dan, ist etwas?«
    »Nein, natürlich nicht.« Er zwang sich, ihr weiter in die Augen zu sehen. Sein Gesicht wurde heiß. »Warum fragst du?«
    »Du hast so wütend ausgesehen, als du aufgelegt hast. Oder vielleicht auch nur angespannt. Ich weiß nicht, ich habe dich noch nie so gesehen.«
    »Bloß dieser Arbeitslosenstress. Und du weißt ja, wie Joel sein kann. Er hat wieder über die liberalen Schweine in Massachusetts hergezogen. Ich war wohl nicht in der Stimmung dafür.«
    »Deswegen hat er zweimal angerufen?«
    »Nicht nur. Er hatte eine Frage wegen eines möglichen Jobs.«
    »Warum hat er aus einer Telefonzelle angerufen?«
    »Hat er?«
    »Laut Rufnummernanzeige.«
    »Wirklich? Vielleicht war er im Einkaufszentrum.«
    »Aber er hat ein Handy. Normalerweise wird eine Handynummer angezeigt, wenn er anruft.«
    »Wir reden über Joel. Das müsstest du ihn fragen. Ich sehe jetzt nach den Kindern, dann komme ich zu dir.«
    Als er an ihr vorbeiging, konnte er das Blut durch seinen Kopf rauschen hören und musste sich einen Augenblick an der Wand abstützen. Er wusste, dass Carol ihm nachsah, konnte es in seinem Nacken spüren. Er wusste aber nicht, ob sie einen Verdacht hatte oder bloß bohrte. Vermutlich bohrte sie bloß. Er versuchte, sich zu erinnern, was sie während des Telefonats hätte mithören können. Meine Güte, warum hatte er auch so eilig ins Büro verschwinden müssen? Er kannte Carol gut genug, um zu wissen, dass sie das neugierig machen würde.
    Vor der Zimmertür seines Sohnes atmete er tief durch, um sich zu beruhigen. Dann klopfte er und ging hinein. Gary lag auf dem Bett und guckte Baseball. Er wandte sich um und lächelte traurig. »Hi, Dad«, sagte er. »Die Red Soxs sind am Verlieren. Lugo hat gerade einen verschlagen, und es wird wirklich knapp.«
    Dan zog einen Stuhl neben das Bett. Gary war zehn und sah aus wie Carol. Zu klein für sein Alter, schlank, blondes Haar, fast feminine Züge. Trotzdem war er ein klasse Sportler, er war Shortstop seiner Baseball-Mannschaft. Dan hoffte zwar, dass Gary noch wachsen würde, aber aufgrund seines guten Aussehens und seiner Lockerheit hatte er keine Zweifel daran, dass sein Sohn später prima mit Mädchen klarkäme, egal wie groß er wurde.
    Er wuschelte Gary durchs Haar. »Unglaublich, wie verwöhnt ihr Kinder seid. Zwei Weltmeisterschaftstitel in vier Jahren. Ihr könnt doch nicht glauben, dass man alles gewinnen kann.«
    Gary grinste breit und sagte: »Aber klar!«
    Dan lächelte seinen Sohn an. »Solltest du nicht bald schlafen?«
    »Sie sind beim achten Inning. Kann ich aufbleiben, bis das Spiel vorbei ist?«
    »Wie steht’s eigentlich?«
    »Neun zu zwei«, sagte Gary enttäuscht. »Aber sie können noch aufholen. Darf ich den Rest schauen, bitte?«
    »Gut, aber gleich danach machst du das Licht aus, okay?«
    »Versprochen. Danke, Dad.«
    Dan küsste seinen Sohn auf die Stirn. Bevor er das Zimmer verließ, schaute er zurück und bemerkte, wie konzentriert Gary dem Spiel folgte. Es rührte ihn, dass sein Sohn etwas so Einfaches wie ein Baseballspiel derart leidenschaftlich verfolgen konnte. Ein

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