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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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wenig bedauernd dachte er daran, wie lange es her war, dass er selbst ein ähnliches Gefühl verspürt hatte.
    Susie musste ihn gehört haben, denn als er Garys Tür zuzog, öffnete sie ihre und gab sich Mühe, gelangweilt zu wirken. Sie blieb stehen und starrte ihn herausfordernd an, bevor sie die Ohrstöpsel ihres iPods rauszog und Hallo murmelte.
    »Hi, Prinzessin«, sagte Dan. »Ich wollte gerade bei dir klopfen und mal sehen, wie es dir geht.«
    »Dann hab ich dir ja Arbeit gespart«, sagte sie und schob die Unterlippe vor, was den mürrischen Ausdruck noch verstärkte. Sie zögerte einen Augenblick, dann fragte sie: »Kannst du Julie und mich morgen zum Strand fahren?«
    »Das kann ich nicht, meine Süße. Ich muss mich morgen mit ein paar Leuten treffen.«
    »Mom sagt, du hast um acht Uhr morgens ein Vorstellungsgespräch. Wir könnten später fahren.«
    »Tut mir leid, aber ich muss mich danach mit noch jemand treffen. Vielleicht Samstag?«
    »Meinetwegen«, sagte sie. Ihr Mund schien zu schrumpfen und sie starrte durch ihn hindurch. »Julie und ich können ja mit dem Bus nach Salisbury Beach fahren.«
    »Oh nein. Ich will nicht, dass ihr den ganzen Weg alleine mit dem Bus fahrt.«
    »Wie willst du mich denn daran hindern? Du bist ja nicht da. Du bist nie da. Obwohl du nicht arbeitest, bist du nie zu Hause.«
    Sie starrte Dan an, und ihr Blick forderte ihn heraus, sich mit ihr zu streiten, dann wandte sie sich auf dem Absatz um und verschwand in ihrem Zimmer. Sie knallte die Tür hinter sich zu.
    Er seufzte und rieb sich die Augen. Noch vor kurzem hätte er Schuldgefühle gehabt, seine Tochter derart zu versetzen. Jetzt aber spürte er rein gar nichts. Was er im Begriff war zu tun, füllte ihn vollständig aus. Da war keine Angst mehr, nur Taubheit. Aber mehr noch, er war entschlossen. Er hatte diese Bank im Geiste so oft überfallen, dass es ihn jetzt förmlich juckte, es wirklich zu tun. Aber wenn er tatsächlich einen Job angeboten bekäme, was dann? Er verdrängte den Gedanken. Darüber würde er entscheiden, wenn es so weit war.
    Dan duschte schnell und putzte sich die Zähne, bevor er ins Schlafzimmer ging. Carol wartete auf ihn, sie lag auf dem Bett und trug eines seiner alten T-Shirts als Nachthemd. Er legte sich neben sie. Sie rutschte an ihn heran, schob ihren Schenkel über seinen, ihr Mund suchte nach seinem Mund, ihr Atem war heiß, ihre Hände berührten seine Brust. Dann wanderten sie an seinem Körper herab. Er wollte darauf einsteigen, konnte aber das Gefühl der Taubheit nicht abschütteln. Es war, als versuchte sie, einen Toten zu erregen. Nach einer Weile gab sie auf. Sie stieß sich von ihm weg und drehte sich auf die Seite.
    »Gute Nacht«, sagte sie kurz angebunden.
    »Es tut mir leid, Carol, mir geht einfach so viel im Kopf um.«
    »Es ist Wochen her, dass wir es auch nur versucht haben.«
    »Es tut mir leid ...«
    »Vergiss es. Lass uns nicht darüber reden. Ich wecke dich morgen früh für dein Vorstellungsgespräch. Gute Nacht.«
    Dan schloss die Augen. Immer noch nichts außer Taubheit. Es war kein innerer Frieden, aber auch nicht das Durcheinander, das ihn sonst immer wach hielt. Keine Gedanken, die durch seinen Kopf rasten. Keine Bilder eines schiefgegangenen Überfalls, kein Hauch von Polizeisirenen, Schießereien, blutigen Leichen. Nur Leere erfüllte ihn. Und nach einer Weile nicht einmal mehr das.
    Carol weckte ihn am nächsten Morgen. Trotz der sieben Stunden auf dem Parkplatz hatte er die Nacht durchgeschlafen. Er vermutete, dass er durch den ganzen Stress mehr Schlaf brauchte.
    Er schlug vor, Frühstück zu machen, aber Carol bestand darauf, das selbst zu tun. Während er am Küchentisch saß und ihr zuschaute, wünschte er sich, Zeit für einen weiteren Versuch im Schlafzimmer zu haben. Sie sah frisch aus, entspannt, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, der Rock ließ ihre Hüften so verdammt schlank aussehen. Als sie ihm einen Becher Kaffee brachte, ließ sie ihre Finger einen Augenblick auf seiner Hand liegen. Ihr Lächeln war so hübsch wie seit Jahren nicht mehr.
    »Viel Glück beim Vorstellungsgespräch«, sagte sie. »Ich muss zur Arbeit, aber ruf mich an. Sag mir, wie es gelaufen ist.«
    Er nickte und sagte, das würde er tun. Sie gab ihm einen schnellen Kuss und drückte seine Hand. Er sah ihr nach, zum ersten Mal seit langer Zeit wurde ihm bewusst, wie hübsch sie war. Es war erst Viertel nach sieben. Er nippte an seinem Kaffee. Als der Becher leer war,

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