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28 Minuten

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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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noch rumlaufen, als wären sie in Woodstock? Allein für den Aufzug hätte man ihn erschießen sollen. Wissen wir, wer das ist?«
    Liciano schüttelte den Kopf. »Er hatte keine Ausweispapiere bei sich.«
    »Wagenschlüssel?«, fragte Resnick.
    »Nein. Seine Taschen waren leer.«
    Resnick starrte die Leiche an. In der Mitte der Stirn befand sich eine kleine Eintrittswunde. Ohne nachzusehen wusste Resnick, dass sich im Hinterkopf ein riesiges Loch befand. Der Körper des Toten wirkte aufgedunsen, die Haut hatte einen grauen Ton angenommen. Aber sein Gesicht erschien merkwürdig klein. Als wäre es im Tod in sich zusammengefallen. Resnick schaute über die Leiche hinweg und konnte kleine Stückchen Hirn und Knochen auf dem Asphalt entdecken.
    »Ich frage mich, was er wohl hier wollte«, sagte er zu niemand Bestimmtem. »Der Laden ist schon seit Jahren geschlossen.«
    »Wahrscheinlich Pech«, schlug Maguire vor. »Vielleicht wollte er eine Abkürzung zur Bank nehmen, ist den Dieben begegnet und wurde erschossen, weil er etwas gesehen hat, oder vielleicht wegen seines Wagens.«
    »Aber warum sollte er hier parken?«, fragte Resnick. »Warum nicht auf dem Parkplatz der Bank?«
    »Wer weiß?«
    Kathleen Liciano stand auf und reckte sich. Sie zog ihre Latexhandschuhe aus. »Ich bin fertig«, sagte sie. Sie reichte Resnick eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich morgen an, dann sage ich Ihnen, ob sich bei den Obduktionen etwas ergeben hat.« Ein Krankenwagen hatte neben ihnen gehalten. Sie wandte sich den Sanitätern zu und besprach mit ihnen den Abtransport der Leiche.
    Resnick warf einen letzten Blick auf den Toten und sah dann Maguire an. »Sag Tom und Phil, sie sollen mit den Zeugen reden«, sagte er. »Und besorg uns die Überwachungsbänder, wir treffen uns auf der Wache.«
    »Und was ist mit dir?«
    Resnick lächelte dünn, was Maguire in den drei Monaten, die sie nun zusammenarbeiteten, nur selten gesehen hatte. »Ich habe etwas zu erledigen«, sagte er.

16
    Shrini fuhr, Dan lag auf dem Rücksitz. Beide hatten ihre Overalls ausgezogen. Dan hatte außerdem seine Perücke abgenommen, und mit der Flüssigkeit, die Gordon ihm gegeben hatte, war es ihm gelungen, den Schnauzer und die Koteletten abzubekommen. Er wollte allerdings nicht riskieren, dass ihn irgendjemand sah, bevor er auch den Rest des Make-ups entfernt hatte.
    Shrini kochte, er war zu wütend zum Sprechen. Alle paar Minuten schlug er aufs Lenkrad und fluchte laut auf Englisch und Hindi. So ging das etwa vierzig Minuten. Dann, nach längerem Schweigen, sagte er mit gepresster Stimme: »Wenn dein Freund glaubt, ich würde jetzt einfach nach Indien verschwinden, dann hat er sich geschnitten.«
    »Joel muss sich bloß beruhigen. Dann wird er uns schon unseren Teil geben«, sagte Dan, doch seine eigene Stimme wirkte zerbrechlich und merkwürdig auf ihn. Er kam sich immer noch wie ein Zuschauer des Geschehens vor, als nähme er alles von außerhalb seines Körpers wahr.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, dein Freund hatte das von Anfang an geplant.«
    »Jetzt komm schon, Shrini. Er ist einfach ausgerastet wegen der Sache mit Gordon. Er wird sich schon wieder beruhigen.«
    »Das glaubst du ja wohl selbst nicht, Alter! Was meinst du denn, warum er darauf bestanden hat, dass sein Schweinskopffreund mitmacht?« Shrinis Stimme versagte. Dan konnte im Rückspiegel sehen, dass Shrinis dunkle Augen vor Wut blitzten. »Glaub mir«, fuhr Shrini fort, als er wieder dazu in der Lage war. »Ich werde meinen Anteil von diesem arroganten Pfau bekommen, und danach werde ich ihn zur Hölle schicken.«
    Dan ließ den Kopf auf den Sitz zurücksinken und schloss die Augen. So wütend Shrini auch war, er selbst empfand nichts außer einer entsetzlichen Angst im Bauch. Er hatte Joel nichts vorzuwerfen, immerhin war er selbst es gewesen, der versprochen hatte, Gordon würde sich während des Banküberfalls benehmen. Joel hatte Recht, er musste für das, was geschehen war, bezahlen, auch wenn er noch immer nicht fassen konnte, was eigentlich geschehen war. Das alles ergab einfach keinen Sinn.
    »Und was war das mit Gunga Din?«, wollte Shrini wissen. »Sollte das ein rassistischer Spruch sein?«
    »Er wollte dich bloß fertigmachen. Versuch, dich zu beruhigen, okay? Wenn wir Joel ein paar Tage geben, dann wird er schon wieder zu Verstand kommen.«
    »Ich will deinem Freund aber keine Zeit lassen. Ich schlage vor, dass wir uns zwei Gewehre besorgen, ihm vor seinem Haus auflauern und

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