28 Minuten
ausweichst. Wie willst du dem Wiesel deinen Anteil abknöpfen? Denn wenn du das nicht schaffst, bist du so richtig am Arsch.«
»Mir wird schon etwas einfallen.«
»Nein, wird es nicht. Und du steckst knietief in der Scheiße, Dan. Dir ist doch klar, dass die Bullen bald bei dir vor der Tür stehen werden. Sie werden wissen wollen, warum die Alarmanlage der Bank nicht funktioniert hat.«
»Ich weiß.«
»Und bist du darauf vorbereitet?«
»Ich glaube schon.«
»Und bist du auch darauf vorbereitet, was passieren wird, wenn ihnen klar wird, dass ich einer der Bankräuber war?«
»Das wird nicht passieren.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Im Moment ist die Polizei der Meinung, du wärst ein unschuldiges Opfer. Es gibt keinen Grund, wieso sich das ändern sollte.«
»Es gibt jede Menge Gründe dafür, Dan, und das weißt du auch genau. Wenn du deinen Anteil hättest, könntest du abhauen. Aber so, wie es jetzt steht, sitzt du in der Tinte. Wenn sie mich mit dem Überfall in Verbindung bringen, bist du der Nächste. Du wirst alles verlieren – Carol, deine Kinder, dein Leben. Für nichts. Denn Joel wird dir keinen Cent geben.«
»Gordon, es reicht.«
»Was soll das heißen, es reicht? Jetzt komm schon, nur eine Sache noch, dann wirst du nie wieder von mir hören, und ...«
»Nein, ich meine es ernst, mir reicht es jetzt.«
Gordon schloss langsam den Mund. Er starrte Dan an, sein Blick leer, fern. Dann schürzte er die Lippen in einem übertriebenen Ausdruck von Selbstmitleid. Mit bitterer Stimme fluchte er: »Ach, fick dich, du Arschloch. Ich bin weg!«
Und mit diesen Worten war Gordon verschwunden.
Dan war erleichtert, spürte aber auch eine große Leere. Einerseits wusste er, dass er nur träumte, aber gleichzeitig verstörte ihn etwas daran. Als hafte dem Ganzen eine innere Logik an, nicht das unkontrollierte Chaos, das seine Träume sonst so beherrschte. Vielleicht war es wirklich Gordon gewesen – seine Seele oder so. Prallvoll mit Selbsthass, Bitterkeit und Wut.
Ob die Polizei ihn mit dem Überfall in Verbindung brachte oder nicht, er wusste, dass er sowieso schon alles verloren hatte. Carol, seine Kinder, seine Zukunft. Zumindest in einer Hinsicht. Was in der Bank geschehen war, war seine Schuld. Selbst wenn es niemand jemals herausbekam, wie könnte alles je wieder so sein wie zuvor?
Er hatte alles, was in seinem Leben einen Wert besaß, für nichts riskiert. Als ihm das klar wurde, breitete sich die Leere in ihm noch weiter aus, bis er sich vollkommen hohl fühlte. Als hätte man seine Brust zerknüllen können wie Alufolie.
Carol weckte ihn. Seine Brust schmerzte, sein Gesicht war klebrig und nass. Ihm wurde klar, dass er geweint hatte.
»Was ist?«, fragte sie.
»Nichts«, sagte er und unterdrückte ein letztes Schluchzen. »Bloß ein schlechter Traum.«
20
Resnick war am nächsten Morgen um sechs auf der Wache. Es gab immer noch keine Hinweise auf die Identität des Toten. Er ging die von Stillwall und Hollings eingeholten Zeugenaussagen durch, dann sah er sich beide Videoaufnahmen noch mal an, die von dem Überfall und die, auf der Raymond Lombardo seine Skimütze abnahm. An beiden Aufnahmen störte ihn etwas. Bei dem Lombardo-Band fiel es ihm auf. Es war eine Augenbewegung von Lombardo, fast als schaue er nach der Überwachungskamera, bevor er stehen bleibt, um seine Mütze abzuziehen. Resnick spielte das Band mehrfach ab. Er war nicht hundertprozentig sicher, aber der Eindruck blieb. Was sollte das? Warum würde er die Mütze ausgerechnet dort abnehmen? Und auch an den Aufnahmen vom Überfall selbst störte ihn etwas, das er aber nicht zu fassen bekam. Als läge einem ein Name auf der Zunge.
Kurz nach acht kam Hadley herein, entdeckte Resnick und plauderte ein paar Minuten mit ihm, mehrfach bemerkte er, wie froh er war, dass es ihnen gelungen war, diese unangenehme Sache so schnell aufzuklären. Resnick war sich da nicht so sicher, behielt das aber für sich. Hadley wirkte, zumindest für seine Verhältnisse, geradezu heiter, seine Augen funkelten beinahe, und Resnick sah keinen Grund, all das nur wegen einer Ahnung zu zerstören. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Sache anders stand, als es aussah.
Er war überrascht, dass es noch keinerlei Hinweise auf den Toten gab. Das hieß, dass der Kerl entweder aus einem anderen Bundesstaat stammte oder ein Einzelgänger ohne Familie und Freunde war. Er überprüfte die über Nacht eingegangenen Meldungen, stellte fest, dass
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