28 Minuten
wirklich, es könnte jemand anders als Lombardo sein?«, fragte Maguire.
»Ich weiß es nicht. Es stört mich, dass er anhält, um seine Mütze abzunehmen. Als würde er für die Kamera posieren.«
»Ich glaube, du liest da zu viel rein. Manchmal ist die offensichtliche Erklärung auch die richtige.«
»Und welche wäre das?«
Maguire dachte darüber nach, während er seinen Donut aß. »Lombardo hat’s vermasselt. Er ist nicht besonders helle. Er war zu wütend, um klar denken zu können. Such’s dir aus.«
»Du könntest Recht haben, Walt«, gab Resnick zu, zuckte jedoch auf eine Art mit den Achseln, die andeutete, dass er das nicht für sehr wahrscheinlich hielt.
Um zwanzig nach zehn führte man Raymond Lombardo ins Verhörzimmer. Er war ein großer, stämmiger Mann mit dickem Bauch. Allerdings fehlten die langen, zotteligen schwarzen Haare, Koteletten und der dichte Schnauzer. Lombardo war glattrasiert, sein Haar war kurzgeschnitten, blond gefärbt und mit Strähnchen durchzogen. Begleitet wurde er von einem bulligen Mann mit rot leuchtendem Gesicht, der wie ein Bulle in den Raum stürmte. Er stellte sich als Russ Korkin vor, Lombardos Anwalt.
»Das ist ungeheuerlich!«, beschwerte sich Korkin, und die Augen quollen ihm fast aus dem Schädel. »Ich habe gehört, irgendeiner Pfadfinderin wurde das Taschengeld geklaut. Wollen Sie das meinem Klienten auch noch zur Last legen?«
»Klar, wenn wir eine Videoaufnahme davon hätten«, sagte Taylor.
Korkin kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
Spitzers Lächeln sah aus, als hätte er Blähungen. »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte«, verkündete er. Per Fernbedienung schaltete er einen Fernseher in der ihnen gegenüberliegenden Ecke ein. Als das Videoband Lombardo zeigte, der gerade die Skimütze abnahm, stoppte er.
Lombardo hatte breit und hochnäsig gegrinst, aber während die Aufnahme lief, verschwand sein Grinsen. »Das bin ich nicht«, sagte er zu seinem Anwalt.
»Sie müssen kein Wort sagen«, sagte Korkin, wenn auch etwas kleinlauter als vorher.
»Ich sage Ihnen, das bin ich nicht«, wiederholte Lombardo. »Die wollen mich reinlegen. Sie haben das Band getürkt.«
»Wir haben gar nichts getürkt«, sagte Stillwall. »Diese Aufnahmen stammen von einer der Überwachungskameras der Bank.«
»Das ist Quatsch!« Lombardo zwang sich, tief durchzuatmen. Er schüttelte den Kopf und grinste breit. »Ihr habt es vermasselt«, sagte er. »Ich meine, schaut euch doch mal meine Frisur auf dieser albernen Aufnahme an.«
»Ist mir auch aufgefallen«, sagte Taylor. »Sie waren beim Friseur, oder, Raymond? Was ist passiert, haben Sie sich nach dem Banküberfall entschieden, dass ein neuer Look fällig ist?«
»Der Banküberfall war gestern, oder?«, fragte Lombardo.
»Glauben Sie, wir sind blöd?«, fragte Taylor. »Sie wissen ganz genau, wann der Banküberfall war.«
»Ja, also, da liegt Euer Fehler. Ich habe mir letzten Samstag die Haare schneiden und mich rasieren lassen.«
Taylor zwinkerte mehrfach. »Sie sind ein verlogener Drecksack, Raymond.«
Hollings meldete sich zu Wort. »Und wieso haben Sie sich letzten Samstag die Haare schneiden lassen?«, fragte er.
Lombardo schaute ein wenig verunsichert. »Mir gefiel nicht, wie ich in der Zeitung aussah«, gestand er. »Die Haare und der Schnauzer ließen mich schwerer und älter wirken, als ich bin.« Er wandte sich Taylor zu und zeigte grinsend seine Zähne. »Und was meinen Sie, Sie Arschloch, sehe ich jetzt besser aus?«
»Besser werden Sie erst nach der Todesspritze aussehen«, sagte Taylor. »Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen diesen Unsinn auch nur eine Sekunde lang abkaufe. Was da in der Bank passiert ist, war brutaler Mord, den neuen Richtlinien nach genau das Richtige für die Todesstrafe. Ich schwöre Ihnen, Raymond, ich werde ganz vorne stehen, wenn Ihnen das Kaliumchlorid in Ihren fetten Körper gespritzt wird.«
Korkin hatte zu seiner ursprünglichen Arroganz zurückgefunden. »Das ist so unglaublich«, verkündete er, und sein rundes Gesicht war wieder leuchtend rot angelaufen. »Sie haben die Frechheit, dieses getürkte Band als Beweis zu verkaufen? Ich werde Sie alle dafür verklagen!«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Stillwall. »Das Band ist echt. Ich vermute, Ihr Mandant hat eine Perücke und einen künstlichen Schnauzer bei dem Überfall getragen.«
»Das ist lächerlich.«
»Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber wenn Ihr Mandant mit uns zusammenarbeitet
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