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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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Scheiße, vielleicht konnte er sogar mit diesem Fall als Beispiel ein Buch über die Risiken in der Finanzindustrie schreiben.
    Zum ersten Mal seit langem war Dan ganz aufgeregt, sein Kopf war voller Ideen. All diese Banken und Investmentfirmen würden durchdrehen, wenn sie erfuhren, was der Lynn Capital zugestoßen war. Sie alle müssten jedes Programm daraufhin überprüfen, ob jemand eine Hintertür eingebaut hatte. Und Dan könnte morgen eine Firma gründen, die auf diese Untersuchungen spezialisiert war, und mit seinen Artikeln und seinem Buch das Geschäft ankurbeln. Während die Ideen durch seinen Kopf wirbelten, merkte er, dass sein Mund ganz trocken war. Er sah auf, der Barkeeper betrachtete ihn.
    »Ich muss zugeben«, sagte er, »die Drinks haben Ihnen gutgetan. Als Sie reinkamen, haben Sie richtig scheiße ausgesehen. Jetzt hat Ihre Haut wieder Farbe. Sie sehen aus wie ein neuer Mann.«
    »Die Heilkraft eines Guinness ist eben erstaunlich«, sagte Dan und zwinkerte. »Wie wär’s mit noch einer Runde? Mal sehen, ob ich noch ein bisschen gesünder werden kann.«
    »Kein Problem.«
    Dan schaute zu, wie der Mann das Bier zapfte. Dann wanderte sein Blick zum Fernseher. Die Sox hatten in letzter Zeit gut gespielt und die letzten sieben Spiele gewonnen. Der Zusammenschnitt mit den Höhepunkten aus diesen Spielen wurde von einer Eilmeldung unterbrochen. Der Ton war ausgestellt, aber er wusste sofort, worum es ging. Hell wie der Tag erschien Gordons Führerscheinfoto auf dem Schirm. Dan spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er hatte gewusst, dass Gordon irgendwann identifiziert werden würde, aber dass es schon längst passiert war, ließ ihn wieder unsicher werden.
    Der Barkeeper brachte ihm seine Getränke. Dan schmeckte sie nicht einmal. Er hätte genauso gut Wasser trinken können, oder Schlamm. Nichts erreichte ihn mehr. Er spürte bloß eine fast unerträgliche Unsicherheit und den Drang, sich zu bewegen. Er stand auf und warf zwanzig Dollar auf die Theke.
    Je schneller er sich Carol stellte, desto besser. Wenn er zu lange wartete, würde er es nicht schaffen. Auf dem Weg nach Hause entschied er sich, so nah an der Wahrheit zu bleiben wie möglich. Und natürlich wartete Carol in der Tür auf ihn, sie wirkte ängstlich und aufgeregt zugleich.
    »Es war doch Gordon, der erschossen wurde«, sagte sie atemlos zu ihm. »Ich wusste es!«
    Dan zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. »Ich weiß. Ich war in einer Bar und habe es im Fernsehen gesehen.«
    »Das ist wirklich unglaublich.« Sie schaute ihn fragend an. Dan wusste, wonach sie suchte. Nach einem Anzeichen dafür, dass er ebenfalls überrascht war. Und so stark die Versuchung war, wegzuschauen, er zwang sich, den Blickkontakt aufrechtzuerhalten.
    »Was wollte er denn bei der Bank?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Vielleicht war er auf der Suche nach Arbeit.«
    Jetzt schaute sie beinahe verzweifelt. »Aber sie boten doch überhaupt keine Jobs an, oder?«
    Dan schüttelte den Kopf.
    »Warum hätte er dann hingehen sollen?«
    »Keine Ahnung. Er wusste, dass ich für sie gearbeitet hatte. Vielleicht hat er aus irgendeinem Grund gedacht, es wäre sinnvoll, sich vorzustellen. Vielleicht hat er deswegen neulich angerufen.« Er schüttelte den Kopf und sah weg. »Ich habe gute Neuigkeiten«, sagte er dann. »Auch wenn das jetzt natürlich blöd ist. Die Bank hat mich engagiert, um die Arbeit der Inder zu überprüfen. Sie wollen, dass ich rausfinde, warum die Alarmanlage nicht funktioniert hat. Was glaubst du, wie viel sie mir bezahlen?«
    Carol schüttelte den Kopf.
    »Zweiunddreißigtausend Dollar. Vorab. Das Geld ist schon auf unserem Konto.«
    Dan ging an ihr vorbei. »Ich weiß, das klingt komisch nach der Sache mit Gordon«, sagte er. »Aber wir sollten das feiern, vielleicht essen gehen.«
    »Zweiunddreißigtausend Dollar«, wiederholte sie leise. »Gott sei Dank. Ich war sicher, wir würden das Haus verlieren. Aber wir können nicht ausgehen. Du hast um sieben dein Bewerbungsgespräch.«
    Dan schnitt eine Grimasse, als hätte er das ganz vergessen. »Na ja, das könnte ich einfach ausfallen lassen. Ich habe doch jetzt einen Auftrag.«
    »Es kann doch nicht schaden, noch einen Job in der Pipeline zu haben.«
    Sie schaute ihn immer noch durchdringend an.
    »Ja, da hast du wohl Recht«, gab er zu. »Aber lass uns wenigstens etwas trinken.«
    Der einzige Alkohol, der noch im Schrank stand, war eine Flasche Kahlua, die sie vor Jahren aus Mexiko mitgebracht

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