28 Minuten
die Stimmung war wesentlich besser als in den letzten Tagen, obwohl Carol immer wieder einen Kommentar zu Gordon einschob. Susie musste ein paarmal über Dans platte, harmlose Witze lächeln, und Gary erzählte von der Glückssträhne der Sox. Irgendwann während des Essens war Dan aufgefallen, dass er seine Kinder ansehen konnte, ohne von Schuldgefühlen übermannt zu werden.
Nach dem Essen gingen die Kinder nach oben, Susie, um Musik zu hören, und Gary, um sich das Sox-Spiel anzuschauen. Dan saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und machte sich Notizen für sein Buchexposé. Carol war an ihn gelehnt und las Zeitung. Als Dan aufschaute und auf die Uhr sah, war es Viertel vor acht.
»Der Typ ruft nicht an«, sagte er. »Vermutlich hat er jemand Billigeren gefunden.«
»So was passiert«, sagte Carol.
»Aber der Wichser hätte wenigstens Bescheid geben können«, beschwerte er sich.
Carol wirkte ein wenig enttäuscht, aber nicht zu sehr, wahrscheinlich war sie einfach glücklich, dass er den anderen Auftrag hatte. Und wohl auch erleichtert darüber, dass sie wegen des Banküberfalls umsonst misstrauisch gewesen war.
»Wieso gönnen wir uns nicht mal was und gehen mit den Kindern Eis essen?«, fragte Dan.
Carol drehte sich um. Sie packte sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn auf den Mund. »Was für eine wunderbare Idee«, sagte sie. »Wenn wir die Kinder dazu überreden können.«
Susie tat wie immer desinteressiert, aber allerhöchstens halbherzig, und gesellte sich ohne allzu viel Widerworte zu ihnen. Gary war ein bisschen genervt davon, das Sox-Spiel nicht weitersehen zu können, erklärte sich aber einverstanden, solange er den Sportbericht im Radio hören konnte. Es war das erste Mal in diesem Sommer, dass sie Eis essen gingen. Seit Dan arbeitslos war, taten sie so etwas nicht mehr.
Den Kindern tat der Ausflug gut. Susie blieb die ganze Zeit in Dans Nähe, stieß ihn manchmal sogar an. Gary war gut drauf wie immer, besser sogar, weil es so aussah, als würden die Sox das achte Spiel in Folge gewinnen. Während sie alle ihr Eis aßen, schob sich Carol neben Dan und nahm seine Hand.
Als sie nach Hause zurückkehrten, warteten zwei Nachrichten auf ihn. Eine von Shrini, die andere von Peyton Hanes.
»Kannst du die nicht morgen zurückrufen?«, fragte Carol.
Dan graute es vor beiden Gesprächen. »Es geht wahrscheinlich um Gordon«, sagte er. »Ich rufe sie schnell an, dann habe ich es hinter mir.«
»Wenn es sein muss. Mach nicht so lange.«
Dan nickte. Er ging in sein Arbeitszimmer und starrte das Telefon minutenlang an, bevor der Peyton anrief. Eins von Peytons Kindern ging ran und legte den Hörer beiseite. Nach einer Weile kam Peyton.
»Hey, hallo, Dan«, sagte Peyton. »Mann, ist lange her. Hast du das von Gordon gehört?«
»Kaum zu glauben«, sagte Dan.
»Scheiße, ja. Ich habe gestern die Zeichnung in den Nachrichten gesehen und bin nicht einmal darauf gekommen, dass er es sein könnte.«
»Es ist schrecklich«, sagte Dan.
»Ja, Mann, das ist es. Hast du eine Ahnung, was er in Lynn wollte?«
»Wer weiß das bei Gordon schon?«
»Das Ganze ist wirklich höchst merkwürdig. Hör mal, ich habe mit Gordons Eltern gesprochen. Die Beerdigung ist diesen Samstag. Du kommst doch, oder?«
»Ich würde schon gern, aber ich weiß nicht, ob ich ...«
»Scheiße, Dan, du musst einfach kommen. Gordons Eltern sind über achtzig. Es ist schlimm genug, dass sie ihren Sohn zu Grabe tragen müssen, aber langsam sieht es danach aus, dass außer mir keiner kommt. Du musst einfach, okay?«
»Mal sehen.«
»Mann, du musst.«
Peyton beschrieb ihm den Weg zum Friedhof und legte auf. Dan starrte immer noch das Telefon an, als es plötzlich klingelte. Shrinis Nummer erschien auf dem Display. Zögernd griff er nach dem Hörer.
»Hey, Alter«, sagte Shrini ärgerlich. »Du solltest mich zurückrufen.«
»Tut mir leid, Shrini, ich bin gerade erst nach Hause gekommen.«
»Hast du Nachrichten gehört?«
»Ja.«
»Okay, Alter, wir treffen uns morgen wie vereinbart, ja?«
»Ich finde, wir sollten noch ein paar Tage ...«
»Quatsch! Du hast mir dein Wort gegeben. Und glaub mir, ob alleine oder mit dir, ich fahre hoch zu diesem kleinen Pfau ...«
»Okay, okay«, unterbrach Dan, der befürchtete, dass Carol oder eines der Kinder abnehmen und Shrini wüten hören würden. »Ich komme morgen früh um neun.«
»Schon besser, Alter.«
Nachdem Shrini aufgelegt hatte, überlegte Dan, was er seiner Frau sagen
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