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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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und es ärgerte ihn, dass der es geschafft hatte und er nicht. Über die letzten eineinhalb Jahre, in denen er arbeitslos gewesen war, hatte er Peytons Anrufe ignoriert, bis sie schließlich ausgeblieben waren. Es war also das erste Mal seit über zwei Jahren, dass Dan ihn wiedersah, aber sie nahmen den Faden schnell wieder auf. Keine Spur von dem komischen Gefühl, das man nach all der Zeit hätte erwarten können. Während sie in Peytons neuem Lexus-Geländewagen nach Connecticut fuhren, erzählte Dan von dem Buch und den Artikeln, die er schreiben wollte, und von seinem Plan, eine Firma zu gründen, die outgesourcte Programmierarbeiten auf Hintertüren überprüfte.
    »Das ist eine verdammt geniale Idee«, sagte Peyton.
    »Was mir daran gefällt, ist, dass man mit ganz wenig Kapital anfangen kann«, sagte Dan. »Hunderttausend, und ich kriege das ins Laufen.«
    »Vielleicht kann ich ja einsteigen. Lass uns später darüber reden, okay, Mann? Ruf mich nächste Woche an.«
    »Klar.« Dan schwieg, dann setzte er hinzu: »Solange du mich nicht hinhältst wie Gordon mit dem Texas-Grill-Restaurant.«
    Dan hatte den Kommentar als Scherz gemeint, aber kaum hatte er ihn ausgesprochen, wusste er, dass der Neid wieder sein hässliches Haupt erhob. Er wollte sich am liebsten selbst vors Schienbein treten. Peyton zeigte ihm ein schmerzliches, beinahe entschuldigendes Lächeln.
    »Na ja, das habe ich wohl verdient.« Er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern und setzte hinzu: »Ich erklär’s dir später, okay, Mann?«
    »Vergiss es. Musst du nicht. Ich persönlich hätte mit Gordon auch nicht gerne Geschäfte gemacht, glaub ich.«
    »Daran liegt es nicht.« Peyton schaute in den Rückspiegel und sah, dass Carol und Wendy sich angeregt unterhielten. Immer noch mit leiser Stimme sagte er: »Ich hätte Gordon das Geld geschenkt, aber Wendy wollte das nicht. Sie fürchtete, Gordon würde ständig bei uns abhängen, wenn wir ein gemeinsames Geschäft hätten. Sie wollte, dass ich weniger mit ihm zu tun habe. Scheiße, Mann, ich wollte ihm wirklich helfen, aber ich konnte nichts für ihn tun, ohne meine Frau zu verärgern.«
    »Ich habe es vor allem als Scherz gemeint.«
    Peyton machte sich nicht die Mühe, »Quatsch« zu sagen, aber der Blick, den er Dan zuwarf, verriet, dass er es dachte. »Hast du eine Ahnung, was Gordon in Lynn wollte?«, fragte er dann.
    »Nicht die geringste. Er wusste wohl, dass ich einen Auftrag von der Bank erhalten hatte. Vielleicht ist er auf die Idee gekommen, sie würden auch ihn engagieren.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Ja, ich weiß, aber wir reden über Gordon.«
    Eine Weile später merkte Peyton an, wie eigenartig es ohne Gordon sein würde. Immerhin habe er ihn sein halbes Leben lang gekannt. In Peytons Stimme lag ein Hauch von Reue. Einmal schien er fast zu weinen. Dan dagegen spürte nichts, spielte aber mit und tat so, als würde ihn Gordons Dahinscheiden ebenso mitnehmen.
    Wie um alles in der Welt konnte man von ihm erwarten, etwas zu fühlen?
    Nach dem, was Gordon diesen beiden Frauen angetan hatte?
    So wie Gordon ihn in die Scheiße geritten hatte?
    Und er hatte ihn in die Scheiße geritten. Alles, was er von dem Kerl verlangt hatte, war, zehn verdammte Minuten die Fresse zu halten. Tu lausige zehn Minuten lang nichts Verrücktes! Aber nicht mal das hatte er geschafft. Er musste den ganzen Überfall kaputt machen.
    So sehr er es auch wollte, Dan konnte Joel dafür, wie er sich verhielt, keinen Vorwurf machen. Und auch Shrini nicht. Shrinis Anteil von Joel einzufordern war sinnlos, ebenso wie es sinnlos war, Shrini die Sache auszureden. Am Ende würde einer von beiden draufgehen. Alles, worauf er jetzt noch hoffen konnte, war, dass er, wenn der Staub sich gelegt hatte, irgendwie davonkommen würde. Doch schon daran zu denken, machte ihn müde. Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und hörte Peyton zu, der von den guten Zeiten mit Gordon erzählte.
    Die Trauerfeier sollte am Grab stattfinden. Als sie es erreichten, standen dort bloß eine Handvoll Leute. Abgesehen von dem Pfarrer und den Mitarbeitern des Bestattungsunternehmens waren es sechs Trauergäste, alles ältere Leute. Obwohl Dan Gordons Eltern nie kennen gelernt hatte, hatte er doch genug Geschichten über sie gehört, um sie gleich zu erkennen. Gordons Vater war ein groß gewachsener Mann in den Achtzigern, seine Mutter war klein und dick, und sie wirkte fröhlich und traurig zugleich. Obwohl Gordon ihr

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