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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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einziges Kind war, hatte der Vater ihn vor Jahren enterbt, einfach aus dem Gefühl heraus, dass sein Sohn es nicht verdient hatte. Gordon hatte Dan erzählt, wenn sein alter Herr zuerst stürbe, würde seine Mutter ihn sicher wieder ins Testament aufnehmen, aber er ging nicht wirklich davon aus, dass es tatsächlich so käme. Im Grunde war Gordon überzeugt, sein Vater würde ihn überleben. Und obwohl er nie darüber sprach, wusste Dan, dass er sich nur für Vietnam gemeldet hatte, um seinen Vater zu beeindrucken, denn Carmichael der Ältere war im Zweiten Weltkrieg ein dekorierter Kriegsheld gewesen. Und aus demselben Grund ging er später nach Yale. Aber nichts half. Sein Vater war der Ansicht, Yale sei nicht dasselbe wie Harvard, und der Vietnamkrieg eine nationale Schande.
    Als sie sich dem Grab näherten, starrte Gordons Vater sie missmutig an, bevor er verächtlich den Blick von ihnen abwandte. Peyton stellte sich vor. Gordons Vater stand bloß stumm da und schaute noch mürrischer drein.
    »Herzliches Beileid«, sagte Peyton.
    Carmichael Senior nickte grimmig. Ohne eine Träne zu vergießen, bemerkte er, dass er nie hatte verstehen können, wie ein erwachsener Mann sein Leben dafür hergeben konnte, etwas so Frivoles zu tun wie mit Computern zu spielen. Gordons Mutter berührte Dans Arm, die Augen tränenfeucht. Sie bedankte sich bei ihm, dass er hier war.
    Die Feier war kurz. Der Pfarrer hatte nicht viel über Gordon zu sagen, vor allem sprach er darüber, was sein Tod wohl für die Eltern bedeutete. Gegen Ende spürte Dan, dass jemand ihn anstarrte. Er wandte sich um und bemerkte einen neuen Buick, in dem ein Mann saß. Ganz eindeutig starrte der Kerl ihn an, und er wurde das Gefühl nicht los, dass er diesen Mann schon einmal irgendwo gesehen hatte. Schließlich fiel ihm ein, wo.
    Irgendwie gelang es ihm, sich zusammenzureißen, und er nickte dem Detective zu, der sein Nicken erwiderte. Dann zwang er sich, nach vorne zu schauen. Die Worte des Pfarrers verschwammen zu einem monotonen Brummen. Wenn er schluckte, meinte Dan, etwas Pelziges in seinem Hals zu spüren, und sein Kopf wurde von Kälte erfüllt. Ein Schatten fiel über seine Augen und die Welt driftete zur Seite weg.
    Ich werde gleich ohnmächtig, dachte Dan. Mein Gott, scheiß drauf, sollen sie doch denken, dass ich die Trauer nicht ertragen kann.
    Aber er wusste, dass der Bulle das nicht denken würde.
    Das Gefühl verging. Er klammerte sich mit beiden Händen an seinem Stuhl fest, um aufrecht sitzen zu bleiben. Sein Herz schlug schnell, aber er würde nicht ohnmächtig werden. Er musste nachdenken. Es ergab natürlich einen Sinn, dass der Bulle hier war. Wie hätte er etwas anderes erwarten können? Und dass der Bulle ihn jetzt mit Gordon in Verbindung brachte, na und? Egal! Sie hatten den Überfall Raymond Lombardo zugeschrieben. Er musste jetzt also bloß ruhig bleiben ...
    »Alles in Ordnung?«
    Er drehte sich zu Carol. »Ich weiß auch nicht, ich habe gerade an Gordon gedacht«, sagte er. »Wird schon wieder.«
    Carol nahm seine Hand und drückte sie.
    Die Trauerfeier endete. Er wollte nicht an dem Bullen vorbei zu Peytons Geländewagen zurückgehen. Stattdessen schlenderte er also zum Pfarrer und verwickelte ihn in ein Gespräch. Er wollte sich dafür stählen, was ihm bevorstand, als ihm jemand auf die Schulter tippte.
    »Dan Wilson?«
    Dan wandte sich um und brachte ein verwirrtes Lächeln zustande, als er den Blick des Bullen erwiderte. »Ich dachte mir doch, dass ich Sie schon einmal gesehen habe, Detective ...?«
    »Alex Resnick.«
    »Genau.«
    Carol stand neben ihnen. Dan stellte sie Resnick vor und erklärte dann, dass er Resnick neulich in der Bank kennen gelernt hatte und dass der Detective den Überfall untersuchte. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
    »Das ist wirklich ein erstaunlicher Zufall«, sagte Resnick. »Ich habe nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
    »Kleine Welt, was? Gordon und ich waren gute Freunde. Wir haben zwanzig Jahre lang immer mal wieder zusammengearbeitet.«
    »Ich habe in seinem Nachruf gelesen, dass er Computerspezialist war. Er war also Programmierer wie Sie?«
    »Softwareentwickler, genau.«
    Resnick sah sich um. »Sieht nicht so aus, als hätte er viele Freunde gehabt.«
    »Connecticut ist ganz schön weit von Boston entfernt.«
    »Hätte die Beerdigung in der Nähe stattgefunden, wären bestimmt einige Leute aus seiner Theatergruppe gekommen«, meldete sich Peytons Frau Wendy zu Wort.
    Resnick zog

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