Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 Tage lang (German Edition)

28 Tage lang (German Edition)

Titel: 28 Tage lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
Anführern, zu denen mittlerweile auch Mordechai gestoßen war, und hieß Kämpfer und Zivilisten willkommen.
    «Wir werden an eurer Seite kämpfen und sterben», versprach der Mafioso. «Wir sind doch alle Juden.»
    Das war etwas, womit die Deutschen bei ihren Vernichtungsplänen bestimmt nicht gerechnet hatten: Aus Menschen, denen ihr Judentum ein ganzes Leben lang egal gewesen war, hatten sie stolze, kämpfende Juden gemacht.
    Unserer Gruppe wurde zusammen mit einigen Zivilisten eine Kammer zugewiesen, die den Namen Auschwitz trug. Ascher hatte den Räumen die Namen von Konzentrationslagern gegeben: Treblinka, Sobibor, Mauthausen …
    Auschwitz hatte bis dato einem Mann namens Izak gehört, der den Raum samt seiner Familie ganz allein bewohnt hatte. Izak, ein kleiner Kerl, der mich an ein Wiesel erinnerte, war ganz und gar nicht begeistert davon, dass sein Boss den Bunker für uns öffnete, hatte er doch im relativen Wohlstand sterben wollen. Doch was sollte er schon dagegen machen?
    Wir ließen ihm und seiner Frau das Bett, so viel Freundlichkeit besaßen wir dann doch. Amos und ich legten uns an eine Wand. Er schlief schnell ein und zuckte im Schlaf unruhig hin und her. Kein Wunder, nachdem Esther heute ums Leben gekommen war.
    Uns gegenüber lagen Daniel und die kleine Rebecca. Bei diesem Anblick wurde ich neidisch. Nicht auf Rebecca, dass sie bei Daniel liegen konnte, sondern auf Daniel, dass er bei seiner kleinen Schwester sein durfte.
     
    In der Welt der 777  Inseln legte die
Langohr
auf der Spiegelinsel an. Wider Erwarten bestand diese Insel nicht aus Spiegeln, sondern aus Gestein. Genauer gesagt: Sie war ein einziger großer Berg, der bis in die Wolken hineinragte.
    «Da oben, über den Wolken», sagte Hannah, «muss der Spiegelpalast sein. Da müssen wir hin.»
    «Na großartig», schnaubte der Werwolf, «ich bin doch keine Bergkatze.»
    «Wenn du eine Bergkatze wärst», seufzte der Kapitän, «würdest du auch besser aussehen.»
    «Sagte der Hase, mit dessen Anblick man Eier abschrecken kann …», gab der Werwolf zurück.
    Auch ich zögerte. Ich hatte Angst vor dem Spiegelmeister. Und noch mehr davor, dass Hannah im Kampf gegen ihn sterben könnte.
    «Wir sind so weit gekommen», munterte Hannah uns auf, «da werden wir auch den Rest schaffen.» Sie schnallte sich einen kleinen Sack auf den Rücken, in dem die drei magischen Spiegel lagen, und machte sich auf den Weg.
    Es war schön, sie wiederzusehen. Ich hatte mich von ihr schon verabschieden wollen, und doch lebte ich wider Erwarten immer noch und damit auch sie.
    In mir keimte Hoffnung auf. Was hatte sie eben gesagt? Wir sind so weit gekommen, da werden wir den Rest auch noch schaffen! Vielleicht, ganz, ganz vielleicht, galt das auch für das Leben außerhalb der 777  Inseln.
    Daniels Verrücktheit war wirklich ansteckend.

64
    Die Hoffnung, mit der ich von den Inseln zurückkehrte, verflog bereits am nächsten Morgen. Die Fahnen wehten nicht mehr. Unsere Kameraden am Muranowskiplatz waren besiegt. Überall im Ghetto fielen Kämpfer. Gewaltige Angriffe konnten wir nicht mehr starten. Wir wurden immer schwächer, besaßen immer weniger Munition. Zudem hatte die SS ihre Taktik geändert: Anstatt mit großen Trupps ins Ghetto einzumarschieren, schlich sie in kleinen Einheiten durch die Straßen.
    Wir verlegten uns auf den Guerillakampf und attackierten SS -Patrouillen, die Juden zum Umschlagplatz trieben. Mal schafften wir es, die Soldaten zu überwältigen und den Juden ein paar weitere Stunden Leben zu bescheren. Mal wurden wir zurückgeschlagen und verloren Kameraden. Avis Bein wurde von einem Granatsplitter zerfetzt. Wir konnten ihn nur mit Mühe in Sicherheit schleppen.
    Ich gewöhnte mich an die täglichen Kämpfe, an die Gefahr, auch an das Töten und sogar daran, dass von jeder Aktion weniger zurückzukehrten. An die Tatsache, dass ich Tag für Tag überlebte, konnte ich mich jedoch nicht gewöhnen. Hatte mich das in der Anfangszeit des Aufstands noch aufgeputscht, machte mich es jetzt vor allem müde.
    Unsere Anführer hofften, dass wir die Polen aufrütteln könnten, sich uns anzuschließen, und verfassten einen Aufruf zum gemeinsamen Kampf, den sie über die Mauer schmuggeln ließen. Aber der wurde von den Polen schlichtweg ignoriert. Einige Polen schauten sich sogar von ihren Häusern am Rande der Mauer das Schauspiel namens Judenhatz an, als sei es eine moderne Version der römischen Zirkusspiele. Sicherlich hätten diese

Weitere Kostenlose Bücher