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284 - Augen der Ewigkeit

284 - Augen der Ewigkeit

Titel: 284 - Augen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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heran«, bat Matt seine Aushilfspilotin. »Gut so. Das reicht.«
    Nun konnten sie am Ende der Rampe ein großes stählernes Tor sehen.
    »Die Schatzkammer«, hauchte Roos noch einmal.
    Für Matt sah es eher wie der Zugang zu einem Bunker aus. Vermutlich aus Stahl.
    Wieder stiegen Matt und Aruula aus. Außer der Mauer, die sich ihnen gestern in den Weg gestellt hatte, entdeckte der Mann aus der Vergangenheit noch mehr steinerne Überreste. Von der Größe her tippte er auf eine Villa, auch wenn von ihr selbst nicht mehr viel zu erkennen war.
    Vermutlich war der Wald voll mit den überwucherten Ruinen einer Stadt. Denn die Villa und die Burg, dieses Schatoo Dafree, waren sicherlich nicht die einzigen Gebäude in der Gegend gewesen.
    Matt seufzte. Oft genug hatte er schon erleben müssen, was die Natur vom Wirken des Menschen übrig ließ, wenn sie fünfhundert Jahre Zeit hatte, sich zu entfalten.
    Auch hier fanden sie vereinzelte verschüttete Erdlöcher. Von Onrii jedoch fehlte jede Spur.
    »Ich möchte mir dieses Schatzkammerportal mal aus der Nähe ansehen«, sagte Matt zu Aruula.
    »Meinst du, die Morlocks hausen dahinter?«
    Sie gingen die Schräge hinunter. Aruula hatte ihr Schwert gezogen, Matt hielt den Driller in der Hand. Kletterpflanzen rankten sich an dem Portal hoch und es sah so aus, als hätte man es lange Zeit nicht geöffnet. Dennoch wollte er nicht riskieren, dass sich das Tor plötzlich auf tat und sich eine Horde Morlocks auf sie stürzte.
    Andererseits waren diese Wesen, wie sich gestern gezeigt hatte, sehr lichtempfindlich. Also würde sie sich am helllichten Tag kaum herauswagen.
    Matt legte den Kopf in den Nacken und starrte die finsteren Wolken an. Helllichter Tag? Wohl eher so etwas wie eine Dauerdämmerung.
    Sie erreichten das Tor. Matt tastete es ab. Der Schlitz zwischen den beiden Flügeln war so schmal, dass er nicht einmal ein Haar hätte hineinschieben können - von seinen Fingern ganz zu schweigen.
    »Hörst du das?« Aruula neigte den Kopf zur Seite und lauschte.
    »Was?«
    »Pssst! Hör doch!«
    Tatsächlich! Von irgendwoher erklang ein Flüstern.
    Onrii?
    »Da!«, sagte Aruula. »Hinter den Wurzeln!«
    Links neben dem Portal wucherten zahlreiche Wurzelstränge aus dem Erdreich. Sie stammten von einer mächtigen Tanne, die schräg über ihnen neben der Rampe wuchs.
    Die Barbarin hatte recht. Das Flüstern ertönte hinter dem Geflecht. Matt riss es zur Seite, darauf gefasst, einen Zugang zum Bunker oder ins Erdreich zu finden - und starrte stattdessen auf einen vergitterten Lautsprecher direkt neben dem Tor. Aus ihm drang leise die Stimme, die sie gehört hatten.
    »… Roger Milan… für Ihre Lage… würdig zu erweisen… einem… Einlass gewähren und ihn… Tisch willkommen zu heißen.«
    So viel also zur Legende von Moong. Matt grinste. Die göttliche Einflüsterung war eine uralte Aufzeichnung aus einem beschädigten Lautsprecher.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Aruula.
    »Ich fürchte, hier kommen wir nicht weiter«, sagte Matt nach kurzem Überlegen. »Bleibt noch eine Möglichkeit…«
    ***
    War wirklich die Zeit der letzten Prüfung angebrochen, wie Sesstress, der oberste Dokben, es ihnen verkündet hatte?
    Saschnosch hatte Angst. Ohne sich dessen bewusst zu werden, strich er über die kreuzförmige Narbe, die er anstelle des linken Auges trug. Seit Anbeginn aller Nächte warteten sie darauf, dass der Gott hinter dem Tor , dessen Geschöpfe sie waren, Gnade zeigte und sie zurück ins Paradies holte. Doch nun, wo dieser Augenblick gekommen schien, fürchtete sich Saschnosch davor, denn er hatte das Vertrauen in Gott verloren.
    Was, wenn sie im Reich ihres Schöpfers doch keine Schätze und die Macht, auch tagsüber zu sehen, erwarteten?
    Er erinnerte sich an die Lektionen des obersten Dokben, die dieser ihnen in den Nächten des hellen Himmels erteilt hatte: Zu Anbeginn der Zeit lebte das Volk im Paradies bei seinem Gott hinter dem Tor . Doch dann sündigte Bennwillad, der Erste des Volkes . Trotz eines ausdrücklichen Verbots aß er von den Früchten, die am Baum des Sehens wuchsen. Denn er wollte Dinge schauen, die nur ein Gott schauen durfte. Der Gott hinter dem Tor zürnte ihm und verbannte ihn und all seine Nachfahren aus dem Paradies.
    Was, so fragte sich Saschnosch, wenn der Schöpfer ihnen die Sünde noch immer nicht verziehen hatte? Hatte er das Monstrum geschickt, um sie für die Verfehlungen ihrer Väter zu bestrafen?
    »Lästerliche Gedanken«, hatte Sesstress,

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