285 - Am Nabel der Welt
sie behalten. Broychten sie nicht mehr. Nie mehr. Ich schwöre!«
»Sah die Schiffsbesatzung so aus wie Aruula?«, fragte Matt noch einmal mit Nachdruck. »Rede endlich! Wir tun dir nichts, wir wollen nur wissen, ob unsere Vermutung stimmt.«
Yorrik erzitterte, dann gab es für ihn kein Halten mehr. Es sprudelte förmlich aus ihm heraus, und er konnte sich kaum beruhigen, die Besatzungen aller Schiffe zu lobpreisen. Sie hatten sein Leben komplett auf den Kopf gestellt.
Matt erkannte aus Yorriks Beschreibungen mehrere Personen von den Dreizehn Inseln wieder, allen voran Königin Lusaana und ein kleines Mädchen, bei dem es sich höchst wahrscheinlich um Ivee handelte. Nach und nach ergab sich ein zwar rundes Bild, wie die Schiffe hierher gelangt waren, aber dieses Bild hatte einen mehr als mysteriösen Anstrich.
Leider wurde es nicht klarer, so viel Yorrik ihnen auch erzählte, und so verabschiedeten sie sich schließlich von dem alten Fischer, der wiederum keine Erklärung dafür hatte, warum die »Froyndlichen« so freundlich zu ihm gewesen waren.
***
Während PROTO sich von der Bucht entfernte, diskutierten die vier Insassen im Cockpit das Entdeckte und Erfahrene hitzig. Insbesondere Aruula war von der Vorstellung, dass sie gerade auf dem Schiff gestanden hatten, das in ihrer Heimat gebaut worden war, immer noch geschockt.
Das lag vor allem an der Bauart der drei Schiffe, die der Karavelle der Schatten so ähnlich war. Als hätte jemand die Baupläne dazu in die Köpfe der verschiedenen Besatzungen gepflanzt.
Dass die ehemals Versteinerten nach ihrer Erlösung nichts anderes im Sinn hatten, als das Geisterschiff nachzubauen, war ein harter Brocken, der auch von Matt erst einmal geschluckt und verdaut werden musste.
Yorriks wirren Erklärungen war nicht wirklich viel zu entnehmen gewesen. Klar schien jedoch, dass die drei Schiffe nicht zeitgleich angekommen waren und dass ihre Besatzungen unterschiedlichen Volksstämmen angehört hatten.
»Da kommen also aus verschiedenen Himmelsrichtungen nacheinander drei Schiffe in Yorriks Bucht an«, fasste Xij zusammen, »und sie alle sehen sich frappierend ähnlich, obwohl ihre Erbauer nichts miteinander gemein haben dürften… Verstehe ich das richtig?«
»Es ist nicht zu verstehen«, sagte Matt, der die Fakten hin und her schob, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Ihm blieben nur Spekulationen - und eine davon konnte er gleich an Ort und Stelle klären. Er wandte sich an die Ex-Queen: »Victoria… du warst doch auch versteinert.«
Sie nickte zurückhaltend.
»Hattest du seit deiner Genesung jemals das Bedürfnis, ein Schiff zu bauen, um hierher zu fahren?«
Lady Victoria verneinte ohne erkennbare Emotion.
»Ganz sicher?«
Sie verzog das Gesicht. »Glaubst du, ich lüge euch an? Dann ist es wohl besser, ihr werft mich raus.«
Matt wurde von der harschen Reaktion ebenso überrascht wie Aruula und Xij. »Unsinn. Es war nur eine Frage - eine naheliegende, wie ich finde.«
»Und ich habe darauf geantwortet«, erwiderte die ehemalige Queen kühl.
»Okay… danke dafür«, sagte Matt diplomatisch. »Weiter im Text: Die Besatzungen haben ihre Schiffe einfach aufgegeben, und Yorrik behauptet, sie hätten klar zum Ausdruck gebracht, nicht wieder auf sie zurückkehren zu wollen. Deshalb hätten sie sie ihm geschenkt.«
»Behauptet er«, gab Xij Hamlet zu bedenken. »Vielleicht ist er durchtriebener, als wir denken.«
»Was meinst du damit?«
»Vielleicht hat er die Besatzungen…« Xij schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen - und ich habe schon einige Halsabschneider erlebt.«
Ihre Andeutungen jagten Aruula keinen weiteren Schrecken ein. Sie hatte in Yorriks Geist gelauscht - was nicht sehr ergiebig gewesen war, aber seine Version der Geschichte bestätigte. Da die ›Freundlichen‹ es aber nicht für nötig erachtet hatten, Yorrik über ihre weiteren Ziele in Kenntnis zu setzen, tappten sie diesbezüglich völlig im Dunkeln.
»Findet ihr es nicht auch seltsam«, ließ sich Matt vernehmen, »dass wir ausgerechnet nahe der Stelle, wo das Raumschiff abgestürzt ist, auf ehemals Versteinerte treffen? Könnte es sein, dass sie ebenfalls dem Weg des havarierten Raumschiffs folgen?«
»Aber welches Interesse sollte mein Volk gehabt haben, der Erscheinung zu folgen?«, gab Aruula zu bedenken.
Darauf wusste Matt keine Antwort. Er hob die Schultern. »Vielleicht sollten wir einfach nur die Augen und Ohren aufsperren, ansonsten aber
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