285 - Am Nabel der Welt
erzählte, was passiert war.
»Bingo«, grinste Xij. »Das nenn ich mal Volltreffer!«
Wenig später nahm der Panzer Kurs auf Stralsund.
***
Es war später Nachmittag, als PROTO am Rand eines Felsüberhangs stoppte, wo sie ein grandioses Panorama erwartete. Ganz nah hatte Matt den Panzer an den Abriss heran gesteuert, sodass sie durch das Cockpitfenster hinunter auf die wind- und wellengeschützte Bucht schauen konnten, die sich in die zerklüftete Küstenregion einfügte. Das an manchen Stellen seichte Wasser leuchtete türkisfarben in der sinkenden Sonne. Von Schneewolken keine Spur mehr; das Klima war hier sogar mild, die Temperatur lag bei sechs Grad Celsius.
Laut der Karten befanden sie sich am »Grabover Bodden«, einer natürlichen Bucht noch knapp zwanzig Kilometer von Stalsund entfernt. Das spezielle Licht zauberte eigenwillige Muster über Land und Meer, und es verlieh auch den drei vor Anker liegenden Schiffen dort unten eine besondere Note. Entlang der Rahen und gerefften Segel blitzte es immer wieder auf, als hingen dort Wasserperlen, in denen sich das Sonnenlicht brach.
Auch ohne diesen Effekt hätte Matt den Anblick als kleine Sensation empfunden; umflort von dieser speziellen Wetterstimmung wirkte alles aber noch eine Spur unwirklicher.
»Schiffe!«, machte auch Xij ihrer Überraschung Luft. Sie und Lady Victoria waren ins Cockpit gekommen und beugten sich über die Sitze. »Da unten liegen drei ziemlich große Schiffe vor Anker!«
»Ja«, bestätigte Matt. »Zweimaster.« Er öffnete eines der abgedeckten Fächer und nahm ein Fernglas heraus. Damit blickte er eine Weile schweigend hinunter zu den dümpelnden Booten, die alle ähnlich aufgebaut waren.
Aruula hatte sich inzwischen das zweite Fernglas gesichert und spähte hinunter. Im nächsten Moment wurde sie blass. »Meerdu(Barbarenwort für »Scheiße!«)!«, entfuhr es ihr.
»Darf ich mal?«, fragte Xij und streckte die Hand vor.
Aruula nickte, gab das Fernglas wie in Trance an Xij weiter wandte sie sich an Matt. »Hast du es auch bemerkt?«
Er nickte, setzte das Glas ab und starrte sie ungläubig an. »Karavellen! Derselbe Typus wie das Schiff der Schatten!«
So gern er es geglaubt hätte, Matt zweifelte keine Sekunde daran, dass dies kein Zufall sein konnte. Diesen Schiffstyp gab es seit tausend Jahren nicht mehr.
»Sieht aus wie das Schiff, an dem die Typen in Corkaich gebaut haben«, ließ sich Xij vernehmen.
Matthew Drax glaubte, ihm würde jemand die Beine unter dem Körper wegziehen; gut, dass er schon saß. »Was sagst du da?«, ächzte er.
Xij Hamlet setzte den Feldstecher ab. »Oh - hab ich das nicht erwähnt? Die Leutchen dort bauten an einem Schiff. Ich hab's gesehen, als ich abends mal über an der Küste entlang geschlendert bin.«
Matt schluckte schwer. Okay, Xij hatte nicht wissen können, wie wichtig diese Information gewesen wäre. Er sah zu Aruula. »Weißt du etwas davon?«
Die Kriegerin hielt sich krampfhaft an dem Pilotensitz fest und schüttelte nur den Kopf.
»Dort an Land ist eine Hütte«, sagte Xij. Sie blickte wieder durch die Okulare. »Und davor liegt am Strand eine kleine Jolle. Ich schätze mal, Hütte und Boot gehören einem Fischer. Dort können wir uns erkundigen, was es mit den Schiffen auf sich hat.«
»Okay«, sagte Matt, der noch immer um Fassung rang. Was hatte es zu bedeuten, dass fast baugleiche Schiffe wie das der Schatten hier auftauchten - und dass eines davon vielleicht sogar von den Dörflern um Jenny Jensen gebaut worden war? »Wir fahren hinunter«, bestimmte er. »Aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn hier irgendwo schattenhafte Gestalten auftauchen, geben wir Vollgas und verschwinden.« Und was dann , fragte er sich in Gedanken weiter. Wenn es wirklich noch weitere Schatten gibt, was sollen wir tun? Diese Wesen sind praktisch unbesiegbar, wenn man ihren Ursprung nicht zerstört.
»Keiner da!«, rief Aruula, die zusammen mit Xij ausgestiegen war, die angelehnte Tür der Hütte aufgerissen hatte und sich nun im Inneren mit langsam kreisendem Schwert umsah.
»Vielleicht haben sich die Bewohner versteckt«, gab Xij zurück. Sie tauchte in der Türöffnung auf, um sich selbst ein Bild zu machen.
»Vor wem?«, fragte Aruula.
»Vor uns.«
»Sehen wir denn so furchteinflößend aus?«
Xij grinste fast noch über beide Ohren hinaus. »Glaub schon. Du vor allem.«
»Danke.«
»Es war nicht als Beleidigung gedacht.«
»Natürlich nicht.« Aruula stieß ein paar Gegenstände mit
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