Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
285 - Am Nabel der Welt

285 - Am Nabel der Welt

Titel: 285 - Am Nabel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
wir sind?«, blaffte Stör.
    »Das sage ich eurem Anführer. Bist du das nun oder nicht?« Sie hatte sich halb aufgerichtet, auch wenn ihr diese Haltung Schmerzen bereitete.
    Stör trat von einem Fuß auf den anderen. » Noch nicht«, sagte er dann gepresst. »Aber der Tag ist nicht mehr fern. Wir werden sehen, ob Willards Plan aufgeht… Wenn nicht, stehe ich bereit. Ich drücke mich nicht vor der Verantwortung.«
    »Hat dieser Plan zufällig etwas mit uns zu tun?«, fragte Damon, der sich ebenfalls in eine Sitzposition aufrichtete.
    Zuerst wirkte Stör verärgert, weil nicht er die Fragen stellte, sondern die Fremden, doch dann nickte er. »Ihr seid sogar die Hautpersonen in Willards Plan. Ich bin gekommen, um zu sehen, ob ihr noch lebt.«
    »Hauptpersonen? Was meinst du damit?«, fragte Calora.
    Aber Stör lachte nur. Lachte, drehte sich um und ging. Er verriegelte hinter sich die Tür.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Damon.
    »Meinst du, mir?«, erwiderte Calora.
    Die darauf folgende Zeit in ihrem Gefängnis verstrich quälend langsam. Aber irgendwann wurde die Tür aufgerissen. Zwei Unbekannte stürmten herein und zerrten sie rücksichtslos vom Boden hoch. Sie wurden ins Freie gezerrt und eine staubige Straße hinauf getrieben, zu einem Platz, wo sich zwei Parteien unversöhnlich gegenüberstanden.
    ***
    Kurz zuvor
    Willard merkte es, wenn etwas schief ging. Jetzt beispielsweise. Er wusste nur nicht genau, wo der Knackpunkt lag. Der Plan an sich war perfekt gewesen, das fand er immer noch. Trotzdem lief die Umsetzung anders ab, als er es sich vorgestellt hatte.
    Die Lösegeldforderung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Schon zwei Stunden, nachdem Willard seine Bedingungen übermittelt hatte, tauchten die komischen Typen in ihren Kutten im Dorf auf.
    Es waren mehr, als Willard akzeptieren konnte. In dem Brief, den er verfasst hatte, war klar zum Ausdruck gekommen, dass er höchstens drei Unterhändler akzeptieren würde. Aber die Freaks hielten sich nicht daran. Sie kamen in einer langen Reihe die Hauptstraße des Verlassenen Dorfes herunter und verliehen ihrem Erscheinen den Eindruck einer Prozession.
    Obwohl Willard - und eigentlich jeder aus seinem Kader - nichts mit Religion am Hut hatte, fühlte er sich tief in seinem Kern von den langsam Dahinschreitenden eingeschüchtert. Auf eine Art, die er selbst nicht hätte beschreiben können.
    Sie hatten sich blutige Nasen bei ihrem versuchten Überfall geholt; doch nun, zwei Geiseln in der Hand, konnten sie den Preis diktieren, den die andere Seite für sie zu zahlen hatte.
    Anfangs hatte Willard noch überlegt, wo unter ihren Kutten die Ankömmlinge die Artefakte zur Auslösung der Gefangenen verbergen mochten. Doch je näher die Prozession kam, desto mehr breitete sich Unruhe im Kader aus. Willard schickte zwei seiner Männer los, um die Gefangenen zu holen. Offenbar bedurfte es noch mehr Nachdruck, um die Kuttenträger vom Ernst der Lage zu überzeugen.
    Stumm bauten sich die Ankömmlinge vor Willards Retrologen auf; sie hatten die Kapuzen über ihre Köpfe gezogen, sodass kaum etwas von ihren Gesichtern zu erkennen war. Willard war nicht einmal in der Lage zu sagen, ob er Männern oder Frauen gegenüberstand.
    Eine der Gestalten trat aus der Phalanx hervor. Sie fragte in verständlicher Sprache: »Wo sind sie?«
    »Wo ist unsere Belohnung dafür, dass wir so gut auf sie aufgepasst haben?« Willards Gegenfrage erzeugte zustimmendes Grummeln unter seinen Leuten.
    »Eure Belohnung könnte sein…«, setzte der Kapuzenträger an, wurde aber unterbrochen, als die beiden Gefangenen herbei gezerrt wurden. Willard hatte ihnen die korsettartigen Stützen wegnehmen lassen; vielleicht schlichen sie deshalb so gebeugt über den Platz.
    »Ihr seht«, rief er, »sie wurden gut behandelt!«
    »Lasst sie laufen!«
    Willard lachte heiser auf. »Immer der Reihe nach. Wo ist die Tekknik, mit der ihr sie freikaufen wollt? Wenn ihr uns reinlegen wollt, werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt. Diesmal sitzen wir am längeren Hebel. Dies hier ist unser Territorium. Seht ihr die Häuser ringsum? Achtet auf die Fenster. Wenn ihr genau hinschaut, erkennt ihr Läufe von Waffen, die auf euch gerichtet sind! Also?«
    Die Stimme, die unter der Kapuze hervordrang, erwiderte kalt: »Wir sind hier, um die beiden Geiseln zu holen, nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt hört genau zu: Ihr bekommt die Chance, am Leben zu bleiben - wenn ihr jetzt eure Finger von den Abzügen nehmt.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher