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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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dass sie sich von Aas und Knochen ernährten und bevorzugt unter Friedhöfen lebten. Aber das war auch schon alles…
    Sie haben sogar gesprochen! , erinnerte sie sich jetzt an den erst wenige Minuten zurückliegenden Kampf. Ich wusste nicht, dass sie das können…
    Sie bog um die nächste Ecke und gelangte in einen breiteren Gang, von dem rechts und links Tore abgingen. Vorsichtig ging die Barbarin weiter und äugte durch das erste Portal. Die dahinter liegende Höhle war relativ klein. In ihrer Mitte befand sich ein großes rundes Loch im Boden. Offenbar hatte dort jemand eine Grube ausgehoben. Die abgestandene Luft roch nach Schweiß und Exkrementen, und Aruula stellte sich die Frage, ob sie überhaupt wissen wollte, was sich da möglicherweise auf dem Grund des Loches befand.
    Sie entschied, dass sie Wichtigeres zu hatte, und wollte gerade zum nächsten Tor weitergehen, als sie leise Stimmen und ein Kichern hörte. Starr vor Schreck blieb sie stehen und drückte sich an die Gangwand, hielt die Fackel dicht neben sich. An der Wand gegenüber entdeckte sie einen leeren Halter, steckte ihre Fackel hinein und huschte dann zurück zum Durchgang in die Grubenhöhle.
    Keinen Augenblick zu früh! Denn als sie vorsichtig wieder den Kopf vorreckte, kamen sie um die nächste Biegung.
    Das sind ja… Kinder?
    Tatsächlich! Es waren zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Sie mochten vielleicht an die zwölf Winter alt sein; auf die Distanz konnte Aruula das nicht so genau erkennen. Sie waren in schmutzige sackartige Umhänge gekleidet, die nackten Arme und Beine staubig, die Haare lang und verfilzt. Sie unterhielten sich leise auf Tuurk und schlichen auf Zehenspitzen.
    Das Mädchen sagte etwas und kicherte wieder. Der Junge zischte daraufhin und machte eine Geste, leise zu sein.
    Waren auch sie auf der Flucht vor den Guulen? Hatte man sie gefangen und in dem Labyrinth ausgesetzt, davon überzeugt, dass sie nie wieder herausfinden würden?
    Aruulas Wut auf die Aasfresser wuchs.
    Egal, in welcher Lage sie sich selbst befand, diese Kinder brauchten ihre Hilfe! Oder sie die ihre! Die beiden waren vielleicht schon länger hier unten und kannten sich ein wenig aus. Dann würden sie sich gegenseitig helfen können.
    Aruulas Entschluss stand fest. Sie würde sich zu erkennen geben und darauf hoffen, sich mit den Kleinen verständigen zu können…
    ***
    Minuten zuvor
    »Ich will zurück zu Rebin!«, flüsterte Berfin und zog Goran dabei am Arm. Die beiden saßen auf dem Ruhefeld und warteten darauf, dass die Jagdtrupps wieder zu ihnen zurückkehrten. Auch Yarbay Kovan und Tegmen Delal, Berfins Eltern, waren noch nicht wieder aufgetaucht. Ein paar andere Tegmen hielten an den Ausgängen Wache, waren dabei aber nicht besonders aufmerksam.
    Goran verzog das Gesicht zu einer Grimasse. » Wohin willst du? Zu dem Jungen von der Oberfläche? Du weißt, dass wir ohne die Erlaubnis eines Erwachsenen nicht zu den Gruben dürfen! Schon gar nicht, wenn Eindringlinge im Labyrinth sind!«
    Berfin lachte leise und ging in die Hocke. »Als ob mich das schon mal interessiert hätte… Und außerdem: Ist jemals etwas passiert während einer Jagd? Bisher ist niemand so tief ins Labyrinth vorgedrungen, um auch nur in die Nähe der Wohnhöhle zu kommen! Uns wird also nichts geschehen. Die merken nicht einmal, dass wir weg waren!«
    Goran war noch nicht überzeugt. »Was sollen wir denn bei dem Jungen? Du weißt doch, was mit ihm passiert… Warum sollten wir noch mit ihm sprechen, wenn er über kurz oder lang doch in unseren Mägen landet?«
    »Weil er Geschichten kennt!«, lockte Berfin ihren Freund, von dem sie wusste, dass er immer sehr neugierig darauf war, was außerhalb des Labyrinths passierte. Noch durfte er es nicht verlassen, aber der Tag war nicht mehr fern, da er sich zu den Erwachsenen zählen und ebenfalls mit auf die Jagd gehen konnte. »Rebin ist weit herumgekommen. Sicher kann er dir all deine Fragen über die Außenwelt beantworten!«
    Das war ein Angebot, das Goran nicht ablehnen konnte. Der Glanz in seinen Augen verriet Berfin, dass sie ihn nun so weit hatte, mit ihr zu kommen.
    »Also gut!«, sagte er. »Tun wir es!«
    Als die beiden Wachen eines hinteren Zugangs gerade in ein Gespräch vertieft waren und nicht auf sie achteten, schlichen sie sich hinaus. Sie kannten den Weg zu den Grubenhöhlen auswendig, auch wenn er - wie jeder Weg durch das Gängegewirr - für Außenstehende kompliziert zu finden gewesen wäre. Aber Berfin und

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