2883 - Die Schattenmacht
das Schauspiel mit einer Mischung aus Anspannung und Neugier. Mittlerweile waren die beiden Officer ebenfalls ins Lokal gekommen und übernahmen Carl Wendell von Blair.
»Bringen Sie ihn bitte ins Field Office, Officer«, bat June.
Einer der Cops legte Wendell Handschellen an und schob den Aktivisten vor sich her aus dem Diner. Sein Kollege sammelte die Waffen vom Tisch ein und verstaute sie in einer Tüte für Beweismittel.
»Sie haben an diesem Tisch bedient, Ma’am?«, fragte June.
Bevor sie mit ihrem Partner den Diner verlassen würde, wollte June noch einige Dinge in Erfahrung bringen. Die Kellnerin sagte aus, dass Wendell das zweite Mal in dem Diner gewesen war. Offenbar lebte er seit dem Vortag in der näheren Umgebung.
»War Mister Wendell beim ersten Mal in Begleitung?«, fragte Blair.
»Ja. Es war ein Mann bei ihm. Vielleicht haben sie sich auch hier nur zufällig getroffen, aber später saßen sie an einem Tisch zusammen«, antwortete die Brünette.
Blair ließ sich eine Personenbeschreibung des Mannes geben und wurde dann positiv überrascht. Es gab eine Videoüberwachung des Gastraumes.
»Seitdem immer mehr Gäste die Zeche prellen wollen, hat der Inhaber die Kamera installieren lassen«, erklärte die Kellnerin.
Kurze Zeit später verließen June und Blair den Diner. Zufrieden schaute der farbige Kollege von June auf die silberne Scheibe in seiner Hand.
»Da müsste das Gesicht des Freundes von Wendell drauf sein. Ich bin gespannt, um wen es sich dabei handelt«, sagte er.
June stieg in den Dodge ein.
»Du bist dir ganz sicher, dass es keine Zufallsbekanntschaft ist?«, fragte sie.
Während er den Wagen in den fließenden Verkehr einfädelte, schüttelte Blair Duvall den Kopf.
»Niemals, June. Wendell war auf der Flucht und muss sich gezielt im District versteckt haben. In so einer Situation schließt man doch keine Zufallsbekanntschaften«, antwortete er.
***
Die Journalistin hatte uns zu einem belgischen Café geführt.
»Ich habe vor einiger Zeit eine Reportage über Lokalitäten mit besonderen Spezialitäten aus anderen Ländern gemacht. Dabei habe ich dieses Café entdeckt«, erklärte sie.
Der europäische Stil war unverkennbar und ich war sehr gespannt auf die Qualität des Kaffees. Angeblich gehörte Belgien zu den Ländern, in denen besonders guter Kaffee ausgeschenkt wurde. Als uns die freundliche Bedienung die bestellten Getränke serviert hatte, nippte ich vorsichtig an dem aromatisch duftenden Kaffee.
»Der ist wirklich besonders gut«, räumte ich ein.
Tanja Hobbs hatte sich zu ihrem Kaffee noch ein dickes Stück Torte bringen lassen, von dem sie genüsslich einen Happen in den Mund schob.
»Sie sollten unbedingt diese Torte probieren«, sagte sie.
Mir war jedoch nicht nach Torte, sondern nach Antworten zumute.
»Was haben Sie bei Terence Blake gemacht?«, fragte Phil.
Die Journalistin druckste ein wenig herum. In mir stieg ein Verdacht auf. Um dem nachzugehen, zog ich mein Mobiltelefon aus der Tasche.
»Dann frage ich eben Mister Blake. Er hat sich bisher als ausgesprochen kooperativ erwiesen und wird mir schon verraten, was der Anlass für Ihren Besuch in seiner Kanzlei war«, bluffte ich.
Hobbs verzog verärgert das Gesicht und antwortete schließlich.
»Blake hat keine Ahnung, dass ich in seiner Kanzlei war. Ich habe mir Informationen beschafft«, sagte sie.
»Informationen? Welcher Art und wie?«, hakte ich nach.
Um Zeit zu gewinnen, schob Tanja Hobbs sich ein weiteres Stück der Torte in den Mund. Dieses Mal drängte ich sie nicht zum Reden, sondern trank einige Schlucke Kaffee.
»Vielleicht bringt es uns schneller weiter, wenn wir die Cops in Blakes Kanzlei schicken«, schlug Phil vor.
Mit einem wütenden Schnauben lehnte die Journalistin sich zurück.
»Schon gut, Agent Cotton. Ich habe mich ein wenig im Server der Kanzlei umgesehen«, sagte sie.
Phil und ich tauschten einen verwunderten Seitenblick aus.
»Einfach so, oder gab es einen Hinweis dafür?«, fragte ich.
Hobbs berief sich auf das Recht der öffentlichen Information und der angeblichen Aufdeckung einer Verschwörung innerhalb der Regierung der USA.
»Wovon reden Sie? Blake soll einer Verschwörung gegen die Regierung angehören?«
Meine Skepsis war deutlich aus den Fragen herauszuhören, weshalb Tanja Hobbs sich vorbeugte und mich böse anfunkelte.
»Gehört Blake etwa nicht zum Bay Colony Trust ? Und ermittelt nicht auch das FBI gegen Mitglieder dieser Vereinigung, die sich als
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