2883 - Die Schattenmacht
aus?
»Was treiben Sie hier eigentlich?«, fragte ich verärgert.
Hobbs bedachte mich mit einem schnippischen Blick.
»Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Agent …?«
Ich stellte uns vor und deutete dann auf den Gang hinter uns.
»Ich schlage vor, dass wir unser Gespräch an einen gemütlicheren Ort verlegen«, sagte ich.
Weder Hobbs noch Phil hatten Einwände, weshalb wir zur Hintertür eilten. Erneut kam das Besteck meines Partners zum Einsatz, was ihm einen bewundernden Blick von Tanja Hobbs einbrachte.
»Können Sie mir das auch beibringen?«, fragte sie.
Phil blieb die Antwort schuldig, da er sich vorsichtig im Innenhof umschaute. Dann gab er uns das Zeichen, dass die Luft rein war.
»Es gibt zwei Überwachungskameras. Sie verfügen aber über keinen Schwenkbereich«, erklärte Phil.
Mein Partner hatte eine Stelle an der mannshohen Umgrenzung ausgemacht, die nicht von den Kameras erfasst wurde. Wir huschten dorthin und dann setzte ich zuerst über die Mauer. Tanja Hobbs hatte uns versichert, dass sie das Hindernis ohne fremde Hilfe überwinden konnte. Nur wenige Sekunden nach mir sprang die Journalistin auf den Boden, wobei sie geschickt abfederte. Ich ging davon aus, dass Hobbs öfter solche Kletterpartien einlegte. Es passte zu ihrem Ruf, eine mit allen Mitteln arbeitende, furchtlose Reporterin zu sein.
»So, und jetzt nichts wie weg von hier«, sagte Phil.
Er landete ebenfalls ohne Schwierigkeiten auf dem Boden und dann rannten wir zu den Fahrzeugen. Während ich allein in den Jaguar stieg, blieb Phil bei der Journalistin. Es war eine instinktive Handlung meines Partners gewesen, der Tanja Hobbs nicht völlig vertraute. Ich hatte auch so den leisen Verdacht, dass die Journalistin ohne diese Vorsichtsmaßnahme sich möglicherweise aus dem Staub gemacht hätte.
»Dabei haben wir so viele Fragen«, murmelte ich.
Ich folgte dem VW Beetle, in dem sich Phil und die Fahrerin offensichtlich angeregt unterhielten.
***
Der rote Dodge Nitro jagte mit eingeschalteten Signallampen sowie heulender Sirene über den Broadway.
»Im Theater District kann man sich hervorragend verstecken«, sagte Blair.
Eine Streifenwagenbesatzung hatte bei einem Einsatz zufällig Carl Wendell entdeckt. Es war dem Aktivisten nicht aufgefallen, dass ihn die Cops erkannt hatten. Während ein Officer die Personenüberprüfung bei einem zahlungsunwilligen Gast in dem Diner abschloss, informierte sein Partner das FBI.
»Wenn wir Glück haben, sitzt Wendell immer noch in dem Diner«, erwiderte June.
Sie würden in etwa vier Minuten dort eintreffen, und dann lag der Funkruf gerade einmal zehn Minuten zurück. Der Cop hatte mitgeteilt, dass Carl Wendell sein Essen während der laufenden Personenüberprüfung erhalten hatte.
»Da vorne ist es«, sagte Blair.
June schaltete Warnlampen sowie Sirene ab, um den Aktivisten nicht zu warnen. Einmal war ihnen Wendell entkommen, doch das sollte sich nicht wiederholen. Zwei Minuten später betraten June und Blair den Diner. Der hintere Zugang zur Küche wurde von den zwei Cops abgesichert.
»Ich hoffe, Ihnen hat das Essen geschmeckt«, sagte June.
Der Aktivist schaute erst hoch, als sie und ihr Partner an seinem Tisch standen. An den Jackenrevers blitzten die Dienstmarken auf, wodurch jede Form von Missverständnis vermieden werden sollte. Wendell nahm die Papierserviette und wischte sich Soßenreste aus den Mundwinkeln.
»Ja, aber auf den Nachtisch werde ich lieber verzichten. Die Staatsmacht schickt ihre hoch bezahlten Häscher, und das verdirbt mir den Appetit«, höhnte er.
Als seine Rechte langsam von der Tischplatte rutschte, legte Blair dem Aktivisten seine Pranke auf die Schulter. Was als freundschaftliche Geste wirken konnte, erzielte bei Wendell eine völlig andere Reaktion. Er verzog schmerzhaft sein Gesicht und verkrampfte sich erkennbar.
»Keine Dummheiten mehr, Wendell! Beide Hände bleiben brav auf der Tischplatte liegen«, warnte Blair.
Nachdem der Aktivist zustimmend genickt hatte, zog Blair ihn aus dem Stuhl hoch und drückte den Mann gegen die Wand neben dem Tisch. Während June ihren Partner sicherte, durchsuchte Blair die Taschen Wendells nach Waffen. Nacheinander landeten ein Totschläger, ein Springmesser und eine Sprühdose mit Reizgas auf dem Tisch.
»Radikale Aktivisten führen scheinbar ein gefährliches Leben, Wendell. Oder wozu führen Sie sonst so viele Waffen mit sich?«, fragte Blair.
Die anderen Gäste des Diners sowie die Angestellten verfolgten
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