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2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
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inzwischen aus der Narkose aufgewacht, aber ich weiß nicht, ob ich das verantworten kann.«
    »Auf Miss Rodriguez wurde geschossen, Doktor. Wir wollen den Täter verhaften, der das getan hat. Es befinden sich wahrscheinlich auch mehrere Kinder in seiner Gewalt.«
    »Ich bin selber Vater«, sagte der Stationsarzt seufzend. »Also gut, kommen Sie vorbei. Aber nur ein paar Minuten, okay?«
    Ich versprach es ihm hoch und heilig. Phil und ich fuhren sofort los. Zum Glück hielt sich die Verkehrsdichte momentan in Grenzen, jedenfalls für New Yorker Verhältnisse. Daher benötigten wir nicht allzu lange bis zum Bellevue Hospital, das sich nahe beim East River befindet.
    Auf der Intensivstation mussten Phil und ich grüne Schutzkleidung überstreifen und einen Mundschutz anlegen, um keine Keime einzuschleppen. Dann brachte uns eine Krankenschwester zu Dr. Steiner. Der Intensivmediziner war ein stämmiger Mann mit wachen Augen.
    »Die Patientin hat unglaubliches Glück gehabt«, erklärte uns der Arzt. »Sie wurde an der rechten Hälfte des Brustkorbs von einem Geschoss gestreift. Eine Rippe ist angebrochen, doch die Lunge blieb wie durch ein Wunder intakt. Bei einem Volltreffer hätte sich der Lungenflügel innerhalb von wenigen Minuten mit Blut gefüllt. Ohne eine sofortige medizinische Behandlung wäre sie dann sozusagen an ihrem eigenen Blut erstickt, laienhaft ausgedrückt.«
    »Aber Luisa Rodriguez ist vernehmungsfähig?«, vergewisserte ich mich.
    »Ja, Agent. Aber nur, wenn Sie sich auf wenige Fragen beschränken. Die Patientin braucht absolute Ruhe. Das Gewebe ist angegriffen, obwohl wir den Wundkanal gesäubert haben. Es besteht die Gefahr, dass bei größeren Anstrengungen oder Aufregungen doch noch ein Lungenriss auftritt. Und dann befindet sich die Frau in akuter Lebensgefahr.«
    »Wir werden Rücksicht nehmen«, versprach ich.
    Dr. Steiner nickte. »Ich weiß, auf das FBI kann man sich verlassen.«
    Wir wurden von einer anderen Pflegekraft in das Krankenzimmer von Luisa Rodriguez geführt. Das Kindermädchen war blass wie der Tod, aber bei Bewusstsein. Ihr Oberkörper war stark bandagiert. In ihrem linken Arm steckte eine mit einem Schlauch verbundene Kanüle. Es wurde ihr eine Bluttransfusion verabreicht.
    »Ich bin Agent Jerry Cotton vom FBI New York. Das ist mein Kollege Agent Phil Decker. Wir wollen Sie nicht lange stören, Miss Rodriguez. – Haben Sie den Täter erkannt, der auf Sie geschossen hat?«
    Die Frau schien sich nicht gerade wohl in ihrer Haut zu fühlen. Das konnte ich gut verstehen, denn sie war schwer verletzt worden. Und doch hatte ich ein seltsames Gefühl, während ich in ihr hübsches Gesicht schaute. Luisa Rodriguez verbarg etwas vor uns. Das sagte mir meine langjährige Erfahrung.
    »N-nein, Agent Cotton. Ich habe nichts gesehen. Es ging alles so wahnsinnig schnell.«
    Die angeschossene Frau konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich war überzeugt davon, dass sie soeben gelogen hatte.
    »Wurden Sie bedroht? Haben Sie eine Idee, wer hinter den Entführungen stecken könnte? Lucy Bradshaw ist gekidnappt worden, das wird man Ihnen gesagt haben.«
    »Ja, ich konnte es nicht verhindern. Das ist alles so schrecklich. Nein, ich weiß nicht, wer das getan hat. Was für Menschen sind zu so etwas fähig?«
    »Sagt Ihnen der Name Spinne etwas?«
    Nachdem ich diese Frage gestellt hatte, zögerte Luisa Rodriguez. Sie wurde noch bleicher, falls das überhaupt möglich war. Einen Moment lang dachte ich, dass sie auspacken würde. Aber dann schloss sie die Augen und schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, das sagt mir nichts. Mir ist plötzlich so schwindlig …«
    Es war offensichtlich, dass sie weitere Fragen vermeiden wollte. Ich nickte ihr zu.
    »Gute Besserung, Miss Rodriguez. Wir werden Sie wieder besuchen, wenn sich Ihr Zustand stabilisiert hat.«
    Mit diesen Worten verabschiedete ich mich. Phil schüttelte den Kopf, nachdem ich die Krankenzimmertür von außen verschlossen hatte.
    »Diese Frau verbirgt etwas vor uns, Jerry. Das wirst du auch bemerkt haben.«
    »Ja, und dafür fallen mir nur zwei Gründe ein. Entweder hat sie den Täter tatsächlich erkannt und schweigt, weil sie um ihr Leben fürchtet. Oder sie steckt mit ihm unter einer Decke und will ihn nicht verraten, um nicht selber angeklagt zu werden.«
    »Das kommt mir aber sehr unwahrscheinlich vor. Luisa soll einen Kerl decken, der sie angeschossen hat? Aber wir sollten auch diese Möglichkeit erwägen. Wie wäre es, wenn wir einen

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