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2885 - Flammen tilgen alle Spuren

2885 - Flammen tilgen alle Spuren

Titel: 2885 - Flammen tilgen alle Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder überhaupt nicht«, sagte Watson emotionslos. »Mein Auftrag ist klar umrissen.«
    »Sollst du mir den Arsch versohlen?«
    Jared Watson schloss die Ladentür ab. »Gehen wir nach hinten?«
    In einem Aquarium schwammen ein paar fette Fische, die auf ihre Hinrichtung warteten, und eine Languste, die keiner haben wollte, hockte reglos auf dem sandigen Boden. In Watsons Augen war der Glasbehälter eine nasse Todeszelle.
    Clive Page verließ mit ihm den Verkaufsraum. Er hatte keine Lust, sich vermöbeln zu lassen, deshalb nahm er im Vorbeigehen ein Messer mit. Die Klinge war breit, scharf und ungefähr dreißig Zentimeter lang. Der Kunststoffgriff war senfgelb.
    Page schlitzte für gewöhnlich damit die Bäuche der Fische auf, schabte die Schuppen ab und nahm sie aus. Es war sein Lieblingsmesser, weil es so gut in der Hand lag. Jetzt war er entschlossen, es Jared Watson zwischen die Rippen zu jagen, falls ihn dieser anfassen würde. Watson drehte sich um und sah das Messer.
    »Was soll das, Clive?«, fragte er ungerührt.
    »Ich hab’s bloß zu meinem Schutz mitgenommen«, antwortete der Fischhändler. »Damit unser Gespräch friedlich verläuft.«
    »Glaubst du im Ernst, es kann dich vor mir schützen?«
    »Du wirst doch wohl nicht so verrückt sein, mich anzugreifen, solange sich das Messer in meiner Hand befindet.«
    »Ich möchte, dass du es weglegst, Clive.«
    Page lachte blechern. »Hältst du mich für bescheuert?«
    »Leg es weg.«
    »Spar dir den Atem, Jared.«
    »Verdammt, Clive!«, sagte Watson verdrossen.
    »Ich verpasse deinem Bauch einen Kreuzschnitt, wenn du auch nur versuchst , mich anzugreifen«, warnte Page.
    »Okay.« Watson nickte. »Wie du willst, Clive.« Er machte sich locker. »Und wie soll es nun weitergehen?«
    »Du marschierst dorthin zurück, woher du kommst, und sagst diesem widerlichen Parasiten, dass er sein Geld bekommt, sobald ich wieder flüssig bin.«
    »In Ordnung«, bemerkte Watson ruhig. »Sonst noch was?«
    »Nein«, knurrte Page. »Das wäre alles.« Er sah Watson verächtlich an. »Du darfst dich jetzt verabschieden, Laufbursche.«
    »Dir ist hoffentlich klar, dass ich persönlich nichts gegen dich habe.«
    »Verpiss dich, Jared.«
    »Ich tue nur meinen Job«, sagte Watson, als wollte er sich entschuldigen. »Du verkaufst Fische. Ich sorge unter anderem dafür, dass ins Stocken geratene Geldflüsse wieder in Gang kommen.«
    »Du weißt, wo die Tür ist, Jared.« Der Fischhändler vibrierte innerlich. Er traute dem Frieden nicht. Hatte Jared Watson tatsächlich genug Angst vor seinem Messer? Er konnte es kaum glauben.
    »Ich bin schon weg, Clive«, sagte Watson sanft wie ein gütiger Wanderprediger, und im nächsten Moment explodierte er mit ungeheurer Wucht.
    Er schlug blitzschnell zu. Hart. Brutal. Zielsicher. Punktgenau. Page schrie erschrocken auf und flog gegen die gekachelte Wand. Pfeifend wich die Luft aus seinen Lungen. Ehe er das Messer gegen Watson einsetzen konnte, hatte dieser es ihm aus der Hand gerissen und damit zugestochen. Ein glühender Schmerz raste durch seinen Arm.
    Watson ließ das Messer stecken. »Oh, Mann«, sagte er kopfschüttelnd, als könne er es selbst kaum begreifen, »was bist du doch für ein unglaublicher Glückspilz.«
    Page wimmerte.
    »An jedem anderen Tag hätte ich dir zuerst die Scheiße aus dem Leib geprügelt und dich anschließend filetiert, aber heute bin ich so gut drauf und in einer so versöhnlichen, friedfertigen Stimmung, dass ich dir einfach nicht böse sein kann.«
    Page jammerte und ächzte. Von seinen Fingern tropfte Blut auf den Boden.
    »Du hast achtundvierzig Stunden Zeit, deine Schulden zu begleichen«, sagte Watson. »Falls du auch diese Frist ungenützt verstreichen lässt, komme ich wieder, und dann bin ich mit Sicherheit nicht mehr so verträglich gestimmt.« Er schlug völlig unvermittelt noch einmal zu. Page kippte nach vorn und brach zusammen. »Und sag nie wieder Laufbursche zu mir«, knurrte Watson zu ihm hinunter. »Das klingt für mich nämlich ziemlich beleidigend und diskriminierend, und deshalb will ich es nicht hören.«
    Er verließ das Fischgeschäft, ohne sich weiter um den Verletzten zu kümmern.
    ***
    Marty Garrett hieß nicht nur deshalb das Ohr , weil er das Gras wachsen und das Laub faulen hörte, sondern weil er fast so riesige Lauscher hatte wie ein afrikanischer Elefant. Er freute sich aus zwei Gründen, uns zu sehen: erstens, weil wir ihm sympathisch waren, und zweitens, weil er seinen Drink

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