2885 - Flammen tilgen alle Spuren
sagte Munster amüsiert. »Zum Beispiel an dich.«
»Arschloch«, konterte Hurricane.
Es nahm tatsächlich nicht viel Zeit in Anspruch, bis Killer zufriedengestellt war. Er öffnete die Schlafzimmertür, brachte seine Kleidung in Ordnung und fragte mit roten Wangen: »Wer ist der Nächste?«
»Ich«, sagte Munster.
Hurricane und Devil sahen ihn wenig begeistert an.
Er zuckte mit den Achseln. »Das Los hat so entschieden.«
Munster ging ins Schlafzimmer. Im Gegensatz zu Killer ließ er die Tür offen.
Eine halbe Stunde später brannte es in Damodar und Phoolwati Prakashs Haus, und Killer, Devil, Munster und Hurricane suchten das Weite.
***
Wir begegneten fast den gleichen Leuten wie beim ersten Brandmord. Auch Melanie Wagner war wieder da und nervte mich mit ihrer Hartnäckigkeit. Inzwischen hatten wir mit Captain Ellis gesprochen und uns auch mit dem kleinen, schwammigen Brandermittler David Pinter unterhalten. Er ließ uns wissen, dass die Täter nach dem gleichen Muster wie beim ersten Mal vorgegangen waren: Sämtliche im Haus verfügbaren Schnäpse waren als Brandbeschleuniger verwendet worden.
Augenzeugen gab es diesmal nicht, denn zur Tatzeit hatten alle Nachbarn geschlafen. Doch nun waren sie wach, weil der Lärm der Löscharbeiten sie geweckt hatte.
Wir fragten uns durch die Häuser. Das Ehepaar Prakash war nicht besonders beliebt gewesen. Mal stieß man sich – soweit bekannt – an den unlauteren Geschäftspraktiken des schlitzohrigen Teppichhändlers, mal neidete man ihm die junge Frau.
Zudem sollte Damodar Prakash recht launisch gewesen sein. Und hochnäsig. Wegen des vielen Geldes, das er mit dem nicht immer ganz sauber ablaufenden Handel von teuren Teppichen verdiente. Ein Angeber und typischer Neureicher. Das fanden jedenfalls einige. Und andere konnten ihm nicht verzeihen, dass er sich seiner ersten Frau gegenüber so schäbig benommen hatte.
Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass man ihm dieses grausame Schicksal sogar heimlich gönnte. Und es gab Nachbarn, die auch an seiner zweiten Frau kein gutes Haar ließen. Weil sie für ihren Ehemann zu jung gewesen war? Weil sie sich ins gemachte Nest gesetzt, nach Luxus gestrebt und sich dafür prostituiert hatte?
Niemand äußerte sich direkt und mit aller Klarheit. Es gab immer nur vage Bemerkungen, ungenaue Andeutungen oder versteckte Anspielungen, die sich jederzeit hätten widerrufen lassen.
Nachdem wir fürs Erste die Runde durch hatten, sagte Captain Ellis vor dem völlig ausgebrannten Haus: »Beim ersten Mal waren die Opfer Chinesen. Diesmal sind es Inder.« Er massierte seinen Stiernacken und runzelte die Stirn.
»Ja?«, sagte ich, damit er weitersprach. »Und?«
»Vielleicht sind die Täter Rassisten«, mutmaßte Randall Ellis. »Vielleicht bringen sie beim nächsten Mal Araber um. Oder Vietnamesen. Oder Afghanen. Oder Latinos. Oder …« Er brach ab, schüttelte den Kopf und brummte: »Ach, was weiß ich.«
»Möglicherweise haben wir es tatsächlich mit Rassisten zu tun«, sagte ich.
»Muss aber nicht sein«, warf mein Kollege ein. »Vielleicht war es nur Zufall, dass ihnen zuerst Chinesen und dann Inder zum Opfer fielen.«
Ich sah den Captain an. »Was mich stört, ist, dass Sie mit einem nächsten Mal rechnen.«
»Tun Sie das etwa nicht?«
Ich konnte seine Gegenfrage nicht reinen Gewissens mit »Nein« beantworten, sondern lediglich hoffen , dass wir die Täter erwischten, ehe sie ein weiteres Mal zuschlugen.
***
Es war kurz nach elf Uhr. Wir hatten endlich den lästigen Papierkram erledigt und einen ausführlichen Bericht für Mr High verfasst. Nun konnten wir uns Judd Pommeroy vornehmen. Geschlafen hatten wir wenig, aber wir halfen uns ganz gut mit starkem Kaffee über die Runden.
Pommeroy, dem die Schulter ausgerenkt worden war, wohnte in Queens, nahe dem Utopia Playground. In unseren Akten stand, dass man ihm nicht über den Weg trauen durfte.
Er hatte Kontakt zu allen möglichen Ganovengruppen und mischte mal hier, mal da, mal dort mit, wenn Not am Mann war oder wenn er Geld brauchte.
Er kannte in den kriminellen Niederungen unserer Stadt Gott und die Welt und war angeblich sehr flexibel und deshalb auch ungemein vielseitig verwendbar. Eine sexy Blondine öffnete die Tür auf unser Läuten. Sie war leicht mollig und hatte Brüste, die man nicht übersehen konnte, und ein kleines Bäuchlein.
Wir wiesen uns aus, nannten unsere Namen und fragten sie, wie sie hieß.
»Laurel-Ann Pitt«, gab sie zur Antwort, und
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