2885 - Flammen tilgen alle Spuren
gelangten, stand ein riesiger Abfallcontainer, bis oben hin voll mit Pappkartons und Schaumgummiresten. Jared Watson war genau da hineingefallen. Jetzt lag er aber nicht mehr drin.
Ich kletterte in den Container, dessen Inhalt Jared Watson eine weiche Landung beschert hatte, und entdeckte Blut. »Er ist verletzt«, stellte ich fest.
»Ich wüsste zu gern, wie sehr«, sagte Phil.
Und wie weit er damit kommt, ging es mir durch den Sinn.
***
Devil sah auf seine Armbanduhr, stellte fest, dass es Zeit war zu gehen, und machte sich auf den Weg. Sein Wagen stand direkt vor dem Haus, in dem er wohnte. Er stieg ein, schob den Startschlüssel ins Zündschloss, drehte ihn und löste damit eine Explosion aus, die ihn auf der Stelle tötete, den Wagen zerfetzte und in weitem Umkreis sämtliche Fensterscheiben zum Bersten brachte.
Das war es, was Jared Watson gemeint hatte, als er zu Hurricane gesagt hatte, Devil würde sich »gewissermaßen selbst abschaffen«.
Die Frage, wen sich Jared Watson als Nächsten vornehmen würde, erübrigte sich mit der Meldung, dass Devil mit dem Wagen in die Luft geflogen war. Damit blieb als letztes Ziel nur noch Killer.
Dann waren alle fünf Feuerteufel tot, ein blutiger Rachefeldzug war zu Ende, und uns war es nicht gelungen, Jared Watson davon abzuhalten. Ich hatte bei diesem unerfreulichen Gedanken begreiflicherweise einen ziemlich bitteren Geschmack im Mund.
Wir waren zu der Adresse unterwegs, die wir von Gregory »Killer« Shankman hatten. Der Verkehr war dicht und verlangte mir die volle Konzentration ab.
»Wie schwer hat es Watson wohl erwischt?«, grübelte Phil laut.
»Ich wollte, ich wüsste es.«
»So schwer, dass er sich nicht mehr um Killer kümmern kann?«
»Keine Ahnung.«
»Oder wird er die Sache vorantreiben, um sie noch heute zum Abschluss zu bringen? Wird er noch schneller zuschlagen als bisher?«
»Setz dich mit der Zentrale in Verbindung«, sagte ich. »Alle Krankenhäuser sollen sich unverzüglich bei uns melden, wenn jemand mit einer Schussverletzung aufkreuzt.«
Da die Route, die ich gewählt hatte, ziemlich verstopft war, versuchte ich auf Umwegen schneller ans Ziel zu kommen. Viel brachte das zwar nicht, aber es war immer noch besser, als im Schneckentempo dahinzuschleichen.
***
Zwanzig Minuten später bogen wir in Queens in eine schmucklose Reihenhausstraße ein. Vor dem hässlichsten Haus von allen standen mehrere betagte Fahrzeuge mit Kratzern und Beulen. Als wir ausstiegen, hörten wir Kirchenlieder. Von Frauen gesungen.
Phil wiegte den Kopf. »Das passt zu Killer wie die Faust aufs Auge.«
Wir traten an die Haustür. Ich wartete nicht, bis der Gesang verstummte, sondern drückte auf den Klingelknopf. Die Frauen hörten auf zu singen und fingen an zu beten, als stünde der Leibhaftige vor der Tür. Eine Frau öffnete. Sie war blass, hatte dünnes Haar und hätte ein bisschen mehr essen sollen. Sie wirkte ausgehöhlt und kraftlos und hatte einen Rosenkranz in der dürren Hand.
Es stellte sich heraus, dass sie Killers Mutter war. Sie hieß Penelope Shankman und leitete einen religiösen Zirkel. Gleichgesinnte Frauen aus der näheren und weiteren Nachbarschaft fanden sich regelmäßig bei ihr ein, um mit ihr zu singen, zu beten und den Herrn zu preisen. Und eine solche Frau hat einen solchen Sohn, dachte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das wusste. Wir wiesen uns aus und fragten, ob Gregory Shankman zu Hause war. Penelope Shankman schenkte uns ein freundlich-mild-verklärtes Lächeln. »Möchten Sie hereinkommen und mit uns beten?«, fragte sie, als hätte sie uns nicht richtig verstanden.
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie würden uns nicht stören«, sagte die fromme Frau. »Gottes Ohren sind für alle offen.«
»Würden Sie Ihren Sohn bitte an die Tür rufen, Mistress Shankman?«, sagte ich.
Drinnen folgte ein Gebet dem andern.
»Oh«, sagte Penelope Shankman mit sanfter Stimme, »Greg wohnt nicht mehr hier.«
Phil sah zuerst sie und dann mich an. »Er wohnt nicht mehr hier?«
»Seit einem Jahr schon nicht mehr«, sagte Mrs Shankman. »Und das ist gut so. Wir haben uns nie besonders gut verstanden. Greg hat völlig andere Ansichten als ich, und alles, was mit Religion zu tun hat, ist ihm ein Gräuel. Er weigert sich zu akzeptieren, dass man nur im Herrn seinen wahren Frieden finden kann. Es schmerzt mich, sagen zu müssen, dass mein Sohn, mein eigen Fleisch und Blut, ein geradezu militanter Atheist ist. Aber ich liebe ihn
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