2885 - Flammen tilgen alle Spuren
vor, wenn man unachtsam ist. Das kann jedem passieren.
Okay, jetzt hatten wir einen Mann, der im Besitz eines Ringes gewesen war, der dem Ehepaar Tseng gehört hatte. Wie es aussah, hatte er Donna Moon etwas Wertvolles schenken wollen. Aus Liebe? Um sie zu beeindrucken? Wir wollten ihn das fragen – und auch, wie er zu dem Ring gekommen war. Kim Brando verstieß ausnahmsweise gegen ihre eisernen Geschäftsprinzipien und nannte uns seinen Namen, um uns endlich loszuwerden. Und von ihrem Bodyguard erfuhren wir, in welchem Krankenhaus der Knabe lag.
Wenig später erlebten wir eine große Überraschung, als wir im Jaguar saßen und den Bordcomputer mit dem Namen des Freiers fütterten.
Der Mann war ermordet worden.
***
Lautlos glitt das dünne Einbruchswerkzeug ins Türschloss. Der Einbrecher stocherte sensibel darin herum und suchte mit geschlossenen Augen, voll konzentriert, nach dem Widerstand, den es zu überwinden galt.
Der Einbrecher beeilte sich. Da war der Widerstand. Endlich. Es klackte leise, und dann ließ sich die Tür zu Hurricanes Bleibe öffnen. Der Mann glitt in die Wohnung und zog hinter sich die Tür wieder ins Schloss.
Hurricanes Unterkunft glich einer Gruft. Die Wände waren schwarz tapeziert, der Holzboden schwarz lackiert. Sämtliche Möbel waren ebenfalls schwarz. Fernseher schwarz. Telefon schwarz. HiFi-Anlage schwarz. Computer schwarz. Farben schienen hier nicht erwünscht zu sein.
»Beste Voraussetzungen für eine ausgewachsene Depression«, murmelte der Eindringling kopfschüttelnd. Er zog Handschuhe aus dünnem Nappaleder an, wanderte durch die Wohnung, öffnete hier einen Schrank, da eine Lade, dort eine Vitrine.
Er las Briefe, sichtete Rechnungen, sah sich die Fotos an, die Hurricane mit seiner Digitalkamera geknipst hatte. Wann der Bursche nach Hause kommen würde, war im Moment noch ein großes Fragezeichen. Von jetzt bis übermorgen ist alles möglich, dachte der Einbrecher. Jetzt wäre mir lieber, überlegte er weiter. Oder wenigstens innerhalb der nächsten Stunde.
Um sich die Zeit zu vertreiben, fuhr er den Computer hoch und stöberte durch die Dateien.
Schritte näherten sich draußen auf dem Flur. Der Mann schaltete den PC ab, ohne das Programm herunterzufahren. Es musste schnell gehen.
Wenig später betrat Hurricane sein schwarzes Reich.
***
Eine halbe Stunde später betraten Phil und ich die Wohnung des Mordopfers. Das kleine Apartment entpuppte sich als wahre Fundgrube. Der Ermordete hatte sich Spongebob genannt. Sein richtiger Name war George Tosar gewesen.
Phil zeigte mir ein Foto, auf dem fünf ungefähr gleichaltrige junge Männer zu sehen waren. Auf jeden Kopf war ein dicker schwarzer Pfeil gerichtet, und darüber stand: Spongebob, Hurricane, Munster, Devil, Killer. »Interessant, wie?«, meinte mein Kollege.
Ich nickte.
»Was fällt dir auf, wenn du diese Pseudonyme liest?«, fragte Phil.
»Dass Spongebob nicht so recht zu Hurricane, Munster, Devil und Killer passt«, antwortete ich.
»Finde ich auch. Hinter den anderen Namen stecken Kraft, Zerstörung, Bösartigkeit, Tod. Das kann man von Spongebob nicht behaupten.«
»Vielleicht war George Tosar der Weichste von allen«, sagte ich.
»Einer der Feuerteufel hat sich auf dem Grundstück der Tsengs übergeben«, erinnerte sich Phil.
»Das könnte Tosar gewesen sein«, sagte ich. »Wir werden das überprüfen lassen.«
Wir fanden in verschiedenen Laden ziemlich viel Geld: achtlos hineingeworfene Scheine.
»So geht man nur damit um, wenn man zu viel davon hat«, bemerkte Phil. »Ich würde sagen, das ist Spongebobs Anteil an der Beute. Den Ring, den er Donna Moon geschenkt hat, hat er möglicherweise ohne Wissen seiner Komplizen abgezweigt.«
Wir setzten die Suche fort und fanden die Namen, Telefonnummern und Adressen von George »Spongebob« Tosars Freunden. Munster hieß Harvey Harris. Devil hieß Robert Foggarty. Hurricane hieß Roul Russel. Und Killer hieß Gregory Shankman.
Auf einem Tischkalender stand: Heute wird es zum ersten Mal passieren. Phil nahm den Kalender mit finsterer Miene in die Hand.
»An diesem Tag haben sie das Haus der Chinesen angezündet«, stellte er mit dumpfer Stimme fest. »Das Haus und seine Besitzer.«
Wir nahmen mit, was wir brauchen konnten, konferierten eine halbe Stunde später kurz mit Mr High und rückten anschließend mit drei Haftbefehlen aus. Warum es nur drei waren, lässt sich leicht erklären: In einem leeren Lagerhaus in Brooklyn war die verbrannte Leiche
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