2889 - Schüsse aus dem Nichts
der es abgefeuert wurde.«
Auf der Stirn des Beschuldigten entstanden im Handumdrehen unzählige kleine Schweißperlen. Meine Worte verfehlten ihre Wirkung auf ihn nicht. Morrow schlürfte seinen heißen Kaffee. Ich ließ ihn für den Moment in Ruhe. Meine Erfahrung sagte mir, dass er nun schon über ein Geständnis nachdachte. Es war das Beste, was er tun konnte. Für seinen Besuch bei Arliss gab es nämlich wirklich keine plausible Erklärung, abgesehen von der Anstiftung zu den beiden Anschlägen.
Morrow atmete tief durch, dann öffnete er endlich wieder den Mund.
»Also gut, Agents. Ich hatte wirklich etwas Geschäftliches mit Arliss abgemacht. Aber es ist nicht so, wie Sie denken. Ich bin doch kein Killer, für wen halten Sie mich?«
»Wir sind nur an Fakten interessiert, unsere private Meinung interessiert nicht. Am besten sagen Sie uns die ganze Wahrheit, Morrow. Ein umfassendes Geständnis ist das Einzige, was Ihnen jetzt noch helfen kann.«
»Okay, Agent Cotton. Also: Ich habe Arliss angeheuert, damit er auf MC Dooley schießt. Aber er sollte Platzpatronen benutzen, genau das war meine Bedingung. Es wäre viel zu gefährlich gewesen, scharfe Munition zu benutzen.«
Ich schaute dem Manager ins Gesicht. Wollte er uns auf den Arm nehmen? Doch bevor ich etwas sagen konnte, erinnerte ich mich an die lautstarke Auseinandersetzung zwischen Morrow und Arliss. Phil und ich hatten von der Treppe aus Teile davon mitgehört. Arliss hatte sinngemäß beteuert, dass er »die Kleine« nicht erschossen hätte. Damit konnte nur Kea Swanson gemeint sein. Warum sollte er den Mord leugnen, wenn er von Morrow damit beauftragt und dafür bezahlt worden war? Das ergab keinen Sinn. Ich hakte nach.
»Angenommen, Sie sagen die Wahrheit, Morrow. Warum haben Sie überhaupt Arliss mit Platzpatronen auf Ihren eigenen Klienten schießen lassen?«
Der Manager seufzte.
»MC Dooleys Karriere geht den Bach runter, G-men. Das kleine Großmaul hält sich für den Supermann des Rap, aber seine Verkaufszahlen sind zum Heulen. Ich wollte einen schönen Skandal einfädeln, der MC Dooley endlich mal wieder in die Schlagzeilen bringt. – Kürzlich gab es sogar eine Schlägerei im Tonstudio, weil wir ein paar Typen ihr Honorar nicht zahlen konnten. Sie hatten in dem neuesten Videoclip von MC Dooley mitgespielt. Aber die Produktionskosten sind mir über den Kopf gewachsen.«
Das war also der wahre Hintergrund der Auseinandersetzung, in die Phil und ich geraten waren. Aber das war mir ziemlich egal, denn einen Zusammenhang zwischen dem Mord und der Schlägerei konnte ich nicht erkennen.
»Wusste Ihr Schützling denn von dem seltsamen Plan, durch ein fingiertes Attentat seine Karriere anzukurbeln?«
»Natürlich nicht, Agent Cotton. Unter uns gesagt ist MC Dooley nicht gerade eine Intelligenzbestie. Die Gefahr, dass er sich verplappert, wäre viel zu groß gewesen. Aber ich habe darauf bestanden, dass Arliss Platzpatronen benutzt. Das müssen Sie mir glauben.«
»Halten Sie uns eigentlich für dämlich?«, knurrte Phil. »Selbst wenn wir Ihnen Ihre Geschichte abkaufen würden – warum hat Arliss auch auf Jerome Feathers und Ann Swift gefeuert? Das sind doch keine Klienten von Ihnen, oder?«
»Das stimmt. Aber auf diese Idee war ich eigentlich besonders stolz. Ich hatte Arliss gesagt, er soll auch noch auf einen anderen Prominenten schießen. Damit sollte bei den Cops der Verdacht erweckt werden, ein irrer Täter wäre hinter Prominenten her. Ich wollte damit verhindern, dass jemand die Schüsse auf MC Dooley für inszeniert hält.«
Was sollte ich davon halten? Allerdings musste ich zugeben, dass ich kurzzeitig selbst an einen hasserfüllten Psychopathen gedacht hatte, der es auf Stars abgesehen hat. Aber das musste ich Morrow ja nicht auf die Nase binden.
»Ich verstehe nicht viel von der Musikbranche, Morrow. Aber selbst ich habe mitbekommen, dass MC Dooley nicht mehr so beliebt ist wie noch vor einem Jahr. Vielleicht ist sein Abstieg ja unaufhaltsam. Das mussten Sie auch erkennen, schließlich sind Sie schon länger im Geschäft. Doch durch MC Dooleys gewaltsamen Tod wären die Verkäufe seiner CDs enorm in die Höhe geschnellt. Jedenfalls wäre er nicht der erste Musiker, bei dem so etwas geschieht.«
Ich wollte den Manager durch meine harten Worte aus der Reserve locken. Und das gelang mir auch. Morrow wirkte nun ernsthaft empört.
»Was wollen Sie mir da unterstellen, Agent Cotton? Okay, meine Aktion mit Don Arliss war nicht
Weitere Kostenlose Bücher