2889 - Schüsse aus dem Nichts
diese junge Frau an MC Dooleys Seite sterben. Das ist so schrecklich.«
»Kannten Sie die ermordete Kea Swanson eigentlich?«
»Nein, Agent Cotton. Ich weiß nur aus dem Fernsehen, dass sie in Begleitung von MC Dooley in dem Nachtclub war. Ich hatte mit dem Musiker nur beruflich zu tun. Über sein Privatleben kann ich Ihnen nichts sagen.«
Ich nickte. Aber mir war eine andere Sache wichtiger, und da hakte ich nach.
»Aus welchem Grund wollten Sie denn die Cops oder das FBI um Hilfe bitten, Miss Connors?«
»Ich habe schon mehrfach telefonische Drohungen bekommen, Agent Cotton. Ich will mich nicht beklagen, aber ich habe mit der Organisation der Spendengala sehr viel zu tun. Es ist ein echter Stressjob. Dieses Büro hier wurde mir vom Bürgermeister zur Verfügung gestellt. Ich selbst arbeite nicht für die Stadtverwaltung, sondern bin freiberufliche PR-Beraterin. Wir haben nur ein kleines Budget, damit so viel Geld wie möglich den Kindern zugute kommt.«
»Das ist sehr lobenswert. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
Julie Connors seufzte und knetete nervös ihre Finger.
»Ich will damit sagen, dass diese Gala nicht scheitern darf. Es hängt viel davon ab, verstehen Sie? Wenn die Veranstaltung abgesagt wird, weil einige kranke Spinner mir gedroht haben, dann würde ich mir das niemals verzeihen. Doch jetzt fühle ich mich mitschuldig, weil auf MC Dooley geschossen wurde. Ich hätte die Drohungen doch ernst nehmen sollen.«
»Womit wurde denn konkret gedroht, Miss Connors? Haben Sie Beweisstücke aufgehoben, die Sie uns überlassen könnten?«
»Leider nein, Agent Cotton. Es waren immer nur ganz kurze Anrufe, offenbar von öffentlichen Fernsprechern. Jedenfalls habe ich im Hintergrund stets Straßengeräusche gehört. Ein Mann sagte: ›Wenn ihr diesen Gangster MC Dooley auftreten lasst, dann wird er krepieren.‹ Ich habe jedes Mal aufgelegt. Der Anrufer sollte nicht denken, dass ich mich von ihm einschüchtern lasse.«
»Sie trifft keine Schuld an den Schüssen auf Kea Swanson und MC Dooley«, betonte ich. »Wenn man jede Veranstaltung absagen wollte, bei der es im Vorfeld Drohungen gegeben hat, dann käme das New Yorker Nachtleben zum Erliegen. – Ist Ihnen an der Stimme etwas aufgefallen? Hatte der Mann einen Akzent? Klang er alt oder jung? Konnte er sich gut ausdrücken?«
Die junge Frau schaute nachdenklich aus dem Fenster. Sie versuchte offenbar, sich zu erinnern.
»Der Mann könnte ein Latino gewesen sein, aber ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls benutzte er nicht das Englisch eines Muttersprachlers.«
Ich machte mir eine Notiz. Einen Latino hatten wir noch gar nicht auf unserer Verdächtigenliste. Aber dieser Fall wurde ohnehin immer mysteriöser, je tiefer wir gruben. Steckte am Ende doch ein ehemaliger krimineller Kumpan von MC Dooley hinter dem Verbrechen? Aber wie passten die Schüsse auf Jerome Feathers und Ann Swift in New Jersey in dieses Bild?
Einstweilen mussten wir einfach mehr Fakten sammeln.
»Haben Sie nach dem Anschlag auf MC Dooley noch einen weiteren Anruf von diesem Unbekannten erhalten?«
»Nein, Agent Cotton. Das letzte Mal hatte ich ihn einen oder zwei Tage vor dem Anschlag am Telefon.«
»Wären Sie damit einverstanden, wenn wir auf Ihren Büroanschluss eine Fangschaltung legen? Dann könnten wir den Verdächtigen möglicherweise erwischen, wenn er noch einmal anruft.«
»Selbstverständlich, Agent Cotton. Ich will alles tun, damit diesem Kerl das Handwerk gelegt wird.«
Ich griff zu meinem Handy und bat einen unserer FBI-Techniker, sich um die Sache zu kümmern. Außerdem gab ich Julie Connors meine Visitenkarte.
»Rufen Sie bitte sofort an, falls Ihnen etwas Verdächtiges auffällt oder Sie sich beobachtet fühlen. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.«
Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns von der jungen Frau. Julie Connors lächelte Phil und mir zu. Unser Besuch schien sie einigermaßen beruhigt zu haben.
Mein Partner legte nachdenklich die Stirn in Falten, während wir das Verwaltungsgebäude verließen.
»Ob dieser anonyme Anrufer wirklich Kea Swanson auf dem Gewissen hat? Und wenn das so sein sollte – warum hat er dann auch auf den Boxer und dessen Gespielin gefeuert?«
»Gute Frage, Phil. Solange wir die Identität des Unbekannten nicht kennen, können wir nur spekulieren. Davon halte ich nichts, das weißt du. Lass uns lieber einen Blick auf die Leiche werfen. Ich gehe davon aus, dass die Obduktion schon durchgeführt wurde.«
***
Wir fuhren zum
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