2892 - Der Tod kommt nie zu spät
dunkelblonden Locken gepackt und den Kopf einige Mal gegen die Wand geschlagen. Hier stand der Mann, der alle erforderlichen Dinge geliefert hatte, die zu dem Anschlag auf Steve erforderlich gewesen waren, und log uns dreist ins Gesicht.
»Sie verschwenden lediglich Ihre Zeit, Agent Cotton. Mein Leben verläuft sehr gleichmäßig und langweilig«, antwortete Willems.
Nach einem abschließenden Blick voller Verachtung wandte ich mich um und verließ das Geschäft. Das erneute Glockenspiel in unserem Rücken erschien mir wie ein höhnisches Lachen. Wir blieben eine Minute vor dem Schaufenster mit dem Trödelkram stehen und schauten in den Laden. Henk Willems hatte sich wieder in den hinteren Teil seines Geschäfts zurückgezogen und sich dadurch vorerst unserer Beobachtung entzogen.
»Der ist es gewesen, Phil. Da bestehen bei mir keinerlei Zweifel«, sagte ich.
Mein Partner schloss sich ohne Einschränkung dieser Auffassung an, was uns jedoch zunächst nicht weiterbrachte.
»Würden Sie mich ein Stück mitnehmen, Agent Cotton?«
Ich hatte gerade den BMW entriegelt, als mich unvermittelt ein Mann ansprach. Es war ein reiner Reflex, dass meine Rechte blitzschnell unter der Jacke verschwand und dort leider nicht den Griff meiner SIG Sauer fand.
»Ich wollte Sie nicht erschrecken. Mein Name ist Dennis Vente und ich gehöre einer Sondereinheit der Polizei an«, sagte der Mann.
Er hielt einen Abstand von rund fünf Yards und seinen Dienstausweis so, dass nur Phil und ich ihn sehen konnten. Der braunhaarige Vente machte einen seriösen Eindruck auf mich, und da ich gespannt war, weshalb er uns vor dem Geschäft von Henk Willems abgepasst hatte, deutete ich auf den Beifahrersitz.
»Steigen Sie bitte da drüben ein, Kommissar Vente. Mein Partner überlässt Ihnen gerne seinen Platz«, forderte ich ihn auf.
Mit einem verstehenden Lächeln kam der mittelgroße und schlanke Kommissar dem nach, sodass Phil ihn von der Rückbank aus gut im Blick behalten konnte.
»Wir sollten hier nicht stehen bleiben, Agent Cotton. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen ein hervorragendes Café, wo wir in Ruhe plaudern können«, schlug Vente vor.
Ich willigte ein und ließ den Niederländer ansagen, welchen Weg ich fahren sollte. Bereits fünfzehn Minuten später saßen wir in einem Café und musterten uns gegenseitig. Ich war mittlerweile davon abgekommen, in Kommissar Vente einen Aufpasser von de Jong zu sehen. Umso interessanter war seine Kontaktaufnahme, und ich fragte mich, ob sie in einem direkten Zusammenhang mit unserem Besuch bei Henk Willems stand.
***
Über Funk erreichte Blair eine Sichtmeldung, wonach der flüchtige Killer sich ein Fahrzeug organisiert hatte. Angeblich handelte es sich dabei um eine Mietlimousine, deren Fahrer soeben einen Fahrgast zum Flughafen chauffiert hatte.
»Klingt irgendwie nicht plausibel«, sagte Blair.
Seine Kollegin schaute ihren Partner verwundert an.
»Was ist denn falsch daran? Mendez hat eine Gelegenheit genutzt und sich ein Fluchtfahrzeug beschafft. Ich verstehe deine Zweifel nicht«, sagte June.
»Diese Fahrzeuge sind alle mit GPS ausgestattet und werden unablässig von der Zentrale überwacht. So etwas wird ein Mann wie Carlos Mendez auch wissen«, erwiderte Blair. Es waren vernünftige Gründe, die gegen den Diebstahl eines Mietwagens sprachen.
»Auf der anderen Seite hat er aber nur wenig Alternativen, Blair«, entgegnete June.
Die Zwangslage mochte durchaus der Anlass für Mendez gewesen sein, das hohe Risiko einzugehen. Blair stoppte den Dodge hinter einem Streifenwagen der Flughafenpolizei. Als die Cops ihnen die näheren Umstände des Diebstahls schilderten, ruhten Blairs Augen unablässig auf dem Fahrer des Mietwagens. Der junge Puerto Ricaner wirkte zappelig und konnte seinen Blick nie lange auf einer Stelle halten. Waren das nur die Anzeichen für die Nervosität, weil ihm jemand den Wagen gestohlen hatte?
»Beschreiben Sie uns bitte den Mann ganz genau, der Sie zur Seite gestoßen hat«, bat Blair.
Als der hochgewachsene Agent sich direkt an den Fahrer wandte, zuckte der erschrocken zusammen. Stammelnd kam er der Bitte nach und verwickelte sich mehrfach in Widersprüche. Einmal hieß es, der Dieb hätte eine Pistole in der Hand gehalten, während es in der nächsten Version nur noch ein Messer gewesen sein sollte. Blair warf seiner Kollegin einen Seitenblick zu.
»Wen sollten Sie eigentlich von hier mit zurück in die Stadt nehmen? Sie fahren doch sicherlich nicht leer
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