2893 - Madison Avenue Mörder
»Das wissen wir in Kürze.«
Doggert lächelte. »Ganz ehrlich, damit rechne ich nicht. Aber wenn es so ist – auch gut. Wenn nicht, will ich gegen Mistress Foreman Anklage wegen des Mordes an ihrem Ehemann erheben. Ich habe Ihre bisherigen Ergebnisse genau studiert. Sie hatte die Gelegenheit, das Gift gezielt zu verabreichen, die Fähigkeit aufgrund ihrer Ausbildung und ein Motiv. Eigentlich zwei: Geld und Eifersucht.«
»Das ist korrekt«, sagte ich. »Dennoch würden wir unsere Ermittlungen gern abschließen, bevor der Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben wird.«
Wieder lächelte Doggert. »Das sollen Sie auch. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass ich bei der Angelegenheit voll und ganz hinter Ihnen stehe.«
»Das ist gut«, sagte ich.
Kurz darauf verließen Phil und ich das Büro.
»Der ist ganz schön an dem Fall interessiert«, bemerkte Phil, als wir auf dem Weg zu unserem Büro waren.
»Ja, das kann man wohl sagen«, stimmte ich Phil zu. »Aber unabhängig davon sollten wir erst abwarten, was heute passiert, wenn Mistress Foreman mit ihrem Anwalt gesprochen hat.«
Wir mussten nicht lange darauf warten. Eine halbe Stunde später traf Mrs Foreman ein, die von Rikers Island hierhergebracht worden war. Ihr Anwalt erschien fast zeitgleich.
»Was genau wird meiner Mandantin vorgeworfen?«, fragte der eher zierlich gebaute Mann von Ende fünfzig, der einen unscheinbaren Eindruck machte. Ich wusste aber aufgrund von Recherchen, die Phil und ich über ihn angestellt hatten, dass er ein ziemlich gewiefter Verteidiger war, der bereits viele Fälle gewonnen hatte.
»Mord an ihrem Ehemann Maurice Foreman«, beantwortete Phil die Frage.
»Und wie soll das geschehen sein?«, fragte der Anwalt weiter.
»Sie hat ihn an dem Abend vor seinem Tod mit Morphin vergiftet, das sie ihm über ein Getränk verabreicht hat«, sagte Phil. »Als Vertreter der Angeklagten können Sie gern Einsicht in die vorliegenden Beweise nehmen. Falls Sie es wünschen, können Sie sich auch mit dem zuständigen Staatsanwalt kurzschließen, Mister Terence Doggert.«
»Doggert hat den Fall angenommen?«, fragte der Anwalt überrascht.
Phil nickte. »Ja, hat er.«
Ich sah, wie sich die Augen des Anwalts verengten. Vielleicht hatte er schon mit Doggert zu tun gehabt. Oder er kannte den Ruf, der dem Staatsanwalt vorausging.
»Ich möchte gerne unter vier Augen mit meiner Mandantin sprechen«, sagte der Anwalt.
»Ganz wie Sie wünschen«, erwiderte Phil.
Dann verließen wir den Raum und ließen den Anwalt und Mrs Foreman allein.
»Bin gespannt, was dabei rauskommt«, sagte Phil.
»Geht mir genauso«, sagte ich.
Wir mussten über eine halbe Stunde warten. Dann verlangte der Anwalt, die Beweise zu sehen, und beriet sich wieder mit seiner Mandantin.
»Der nimmt das ganz schön genau – wie es sich für einen guten Anwalt in so einem Fall gehört«, bemerkte Phil.
Es war schon zwölf, als der Anwalt schließlich auf uns zukam.
»Mistress Foreman wird auf keinen Fall ein Geständnis ablegen. Sie ist unschuldig. Und sie weigert sich auch, weitere Fragen von Ihrer Seite zu beantworten.«
»Das ist ihr gutes Recht«, sagte ich.
Mrs Foreman blieb in Haft und wir informierten Mr High, der die Informationen an den Staatsanwalt Doggert weiterleitete.
»Ich hätte mir gewünscht, dass Mistress Foreman kooperativer ist«, sagte ich. »Eine Klage wie diese, aufgrund von Indizienbeweisen, das gefällt mir nicht.«
»Geht mir genauso«, sagte Phil.
»Unsere Kollegen in Boston werden die Wohnung von Mistress Foreman auf Spuren von Morphin hin untersuchen«, sagte Mr High. »Aber davon abgesehen übergeben wir alles der Staatsanwaltschaft, die sich weiter darum kümmern wird.«
Wir besprachen noch ein paar Details des Falles und verließen dann das Büro unseres Chefs.
»Dann ist die Sache für uns wohl abgeschlossen«, meinte Phil.
»Sieht so aus«, sagte ich. »Wobei: Wir sollten Bishop darüber informieren, dass Mistress Foreman angeklagt werden wird und somit nicht weiter gegen ihn ermittelt wird.«
Phil nickte. »Ja, das wäre angemessen. Schließlich haben wir ihn ganz schön rangenommen. Der wird ziemlich erleichtert sein. Soll ich anrufen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, lass uns das lieber persönlich erledigen – wir haben ja genug Zeit.«
***
Wir fuhren mit dem Jaguar zum Gebäude von PP&V auf der Madison Avenue, um Bishop zu treffen. Im Empfangsbereich hatte sich nicht viel geändert. Auch die jungen Damen im
Weitere Kostenlose Bücher