2895 - Zeugen leben nicht lange
die beiden toten Männer geworfen hatten. Hier kam jede Hilfe zu spät. Sowohl Douglas Sundmark als auch der unscheinbare Mann aus der Bar waren durch mehrere Schüsse hingerichtet worden. Wir hatten also eine Killerin unbeabsichtigt zu ihrem blutigen Job begleitet. Wer hätte damit rechnen können?
»Da drüben, Phil. Ihr Porsche«, rief ich.
Kaum hatten wir die Straße erreicht, entdeckte ich den Sportflitzer. Ohne sich um die rote Ampel zu scheren, jagte Anna Kotcharev den Porsche über die Kreuzung. So leicht würde sie uns aber nicht davonkommen.
»Jetzt reicht es mir aber«, fluchte ich.
Ich sprang in den Jaguar und startete die Viper-Maschine, während mein Partner die Signallampen sowie die Sirene aktivierte. Gleich darauf jagte ich die rote Raubkatze ebenfalls über die Kreuzung, wobei uns die Sirene den Weg freimachte.
»Sie kann uns überhaupt nicht entkommen, Jerry. Ihr Wagen fährt immer noch mit dem Sender durch die Gegend«, sagte Phil.
Das war immerhin ein kleiner Trost, wenn mir auch der Rest ziemlich auf den Magen schlug. Hätten wir die Morde verhindern können? Ich schob den störenden Gedanken zur Seite und konzentrierte mich auf die Verfolgung des Porsche. Wir durften der Killerin keine Gelegenheit zum Entkommen und zur Ausführung weiterer Morde geben.
***
Sie hatten Glück. Keiner der Männer schaute in ihre Richtung. June und Blair atmeten erleichtert auf. Sie warteten ab, bis die beiden Arbeiter wieder verschwunden waren. Dann näherten sie sich dem Behälter, aus dem June einen der schimmernden Blöcke hochhob.
»Goldbarren? Was treiben die hier eigentlich?«, staunte sie.
Ihr Partner nahm ihr den Barren aus der Hand, wog ihn mit skeptischer Miene und dann nickte er grimmig.
»Es gibt eine Meldung, wonach Trickbetrüger mit falschen Goldmünzen und Goldbarren in mehreren Bundesstaaten viele Anleger geprellt haben. Hier werden offenbar die Fälschungen hergestellt«, sagte er.
June erinnerte sich an eine solche Meldung, der sie bislang nur wenig Aufmerksamkeit beigemessen hatte. Kopfschüttelnd verstaute Blair das Beweisstück in seiner Jackentasche und sah dann seine Partnerin an.
»Sollen wir uns noch ein wenig umsehen?«, fragte er.
June nickte, da sie sich einen umfassenden Überblick verschaffen wollte. Bevor es zurück ins Erdgeschoss ging, wollte sie sich diese merkwürdige Produktionsstätte genauer ansehen. Sie eilte voraus, immer auf ein schnelles Abtauchen eingestellt. Solange sie sich nicht in der eigentlichen Druckerei umgesehen und mögliche Hinweise auf die Ausweisfälschungen gefunden hatten, durften sie nicht entdeckt werden.
»Zurück!«, rief June.
Sie hatten etwa die Hälfte des unterirdischen Raumes durchquert, als June ihren Partner reaktionsschnell in eine Nische hinter einer Metallpresse drückte. Eigentlich war nicht ausreichend Platz für zwei Menschen in der Nische, besonders wenn einer davon Blair Duvall war, aber es war das einzige Versteck.
»Ihr geht rauf und stellt die Lichtbildausweise her. Tom hat die Anforderungen und den Schlüssel für den Raum mit den Vorlagen«, sagte einer der Männer.
Er war nicht einmal so groß wie June und hatte extrem krumme Beine. Er wies im Gehen drei Arbeiter ein, und was er ihnen sagte, ließ Junes Puls in die Höhe schnellen. Sie schielte hinauf zu ihrem Partner, der jedoch angestrengt in eine andere Richtung starrte. Was hatte Blair?
»Shit!«, entfuhr es ihr.
Sie war seiner Blickrichtung gefolgt und bemerkte nun ebenfalls den einzelnen Arbeiter, der auf einer Leiter stand und offenbar an einer der Maschinen etwas reparierte. Von seiner erhobenen Position aus hatte der Mechaniker einen hervorragenden Überblick und würde die beiden ungebetenen Besucher kaum übersehen können. June schaute hinter den vier Arbeitern her, die soeben am Ende des Ganges in Richtung der Treppe abbogen. Sie hätte auch lieber noch ein wenig abgewartet, doch das Risiko der Entdeckung durch den Mechaniker war größer.
»Los«, rief sie.
June schlüpfte auf den Gang und bemühte sich, nicht zu rennen. Ein solches Verhalten dürfte unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und genau das wollte June schließlich verhindern.
»Behalte den Mechaniker im Auge«, sagte sie.
Als von ihrem Partner keine Antwort kam, schaute June sich um – und erstarrte. Blair folgte ihr nicht mehr, und als sie zur Leiter an der Maschine hinüberschaute, konnte sie auch keine Spur mehr von dem Mechaniker ausmachen. Was war passiert?
Junes
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