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2898 - Leichen brauchen kein Alibi

2898 - Leichen brauchen kein Alibi

Titel: 2898 - Leichen brauchen kein Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Händen.
    »FBI! Hände auf das Armaturenbrett!«
    Es war Joe Brandenburgs tiefe Stimme. Er und sein Partner Les Bedell befanden sich näher an dem Truck als Phil und ich. Auch unsere anderen Kollegen stürmten nun mit den Waffen im Anschlag aus verschiedenen Richtungen auf das Fahrzeug zu. Die Insassen mussten eigentlich erkennen, dass sie keine Chance hatten. Sie waren im Handumdrehen umzingelt.
    Aber sie griffen uns trotzdem an. Der Trucker stieß die Fahrertür auf. Phil und ich hatten auf dem Beton des Piers keine Deckung. Der nächste Container, hinter den man sich hätte ducken können, befand sich fünf oder sechs Yards von uns entfernt. Wir standen sozusagen wie auf dem Präsentierteller.
    Mündungsfeuer blitzte auf, ein Schuss fiel. Aber die Kugel verfehlte sowohl meinen Freund als auch mich. Entweder wollte der Fahrer nur einen Warnschuss abgeben oder er war ein miserabler Schütze. Ich tippte auf Letzteres, denn er hantierte sehr unbeholfen mit seiner Schusswaffe. Wahrscheinlich war er kein abgebrühter Gangster, der oft von der Waffe Gebrauch machte.
    Auf jeden Fall hatte er sich gerade keinen Gefallen getan. Es ist kein Kavaliersdelikt, auf Agents zu feuern. Auch auf der anderen Seite der Fahrerkabine peitschten Schüsse auf. Aber wir konnten von unserer Position aus nicht sehen, was dort vor sich ging. Wir mussten unser eigenes Problem lösen.
    Ich sprang zur Seite. Die Waffe des Truckdrivers folgte meiner Bewegung. Ich hob meine Maschinenpistole und feuerte ihm eine kurze Salve in die Beine. Der Kerl schrie auf und ließ seinen Revolver fallen. Dann verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf den Beton.
    Phil und ich sprinteten in seine Richtung. Ich hockte mich neben den Fahrer. Während mein Partner mich absicherte, durchsuchte ich seine Taschen nach weiteren Waffen. Ich hatte bereits im Vorfeld dafür gesorgt, dass sich eine Ambulanz in Bereitschaft hielt. Phil alarmierte nun das Rettungsteam. Ich wandte mich an den Driver. Er war ein bulliger Latino, der mich mit einer Mischung aus Furcht und Hass anstarrte.
    »Warum haben Sie geschossen? Glaubten Sie, dem FBI entkommen zu können?«
    Der Kerl antwortete mit schwerem Akzent.
    »Ich bin illegal in den Staaten, habe nichts zu verlieren. Mike hat mir geraten, einen G-man abzuknallen. Das würde mir im Knast jede Menge Respekt einbringen, meinte er.«
    Ich presste die Lippen aufeinander. Natürlich wusste ich, dass es Gangster gab, die sich mit Polizistenmorden förmlich brüsteten. Trotzdem empörte es mich immer wieder. Ein Mord ist immer abscheulich. Doch wer auf einen bewaffneten Beamten schießt, hat gegenüber wehrlosen Zivilisten erst recht keine Hemmschwelle.
    »Hat dieser Mike auch einen Nachnamen? Reden Sie schon, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Der Trucker machte eine Kopfbewegung Richtung Fahrerkabine. Allmählich schien er zu begreifen, dass er verloren hatte. Er fügte sich in sein Schicksal und arbeitete halbwegs mit.
    »Mike und Lee haben direkt neben mir gesessen.«
    »Dann sind Ihre beiden Kumpane aber deutlich cleverer als Sie«, bemerkte Phil trocken. »Die haben sich nämlich festnehmen lassen, ohne verwundet zu werden.«
    Mein Partner deutete auf einen Weißen und einen asiatischstämmigen Mann, die in diesem Moment von unseren Kollegen fortgeschafft wurden. Die Verdächtigen trugen teure Anzüge, sie passten nicht in dieses Hafenarbeiter- und Trucker-Milieu.
    Joe Brandenburg und Les Bedell hatten den Weißen in die Mitte genommen, June Clark und Blair Duvall den Asiaten. Die Verdächtigen trugen natürlich Handschellen.
    Wie wir später erfuhren, hatten die beiden Kriminellen ein paar ungezielte Schüsse abgegeben. Doch als sie in die Maschinenpistolenmündungen von Joe und Les starrten, hatten sie ihre Waffen sofort weggeworfen.
    Ich widmete mich weiter dem verletzten Truckdriver, während bereits die Sirenen der herannahenden Ambulanz ertönten.
    »Wie heißen Sie?«
    »Pancho Villa«, erwiderte der Kerl mit einem schmerzverzerrten Grinsen. Pancho Villa war ein mexikanischer Freiheitsheld aus dem frühen 20. Jahrhundert. Wenn der Verdächtige seinen richtigen Namen nicht sagen wollte, dann war das nicht weiter schlimm. Ich war sicher, dass wir ihn herausfinden würden. Später gab er zu, dass er Eduardo Sanchez hieß.
    Die Beinwunden des Mexikaners wurden versorgt. June Clark und Blair Duvall begleiteten ihn im Krankenwagen nach Rikers, wo man ihn in einem der Krankenhäuser der Gefängnisinsel behandeln

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