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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erwartest, gefangennehmen werde, und was ich gesagt und mir vorgenommen habe, das pflege ich auch auszuführen. Nun höre noch, was ich den Wächtern, die bei euch bleiben, jetzt anbefehle! Jeder von den Gefangenen, der einen lauten Ruf ausstößt oder nicht still und ruhig auf seinem Platz liegenbleibt, soll augenblicklich erstochen werden! Jetzt, Tamek er Rhani, der du dich Abu Reqiq nennst, such deine Hilfe bei dem ‚Heiligen‘, welcher seine Streiter über den ganzen Erdkreis senden wird, um die grüne Fahne des Islam in allen Ländern aufzupflanzen. Er hat die Sklaverei als ein Gebot Allahs hingestellt und mag dir helfen, die Gefangenen, welche ich aus deinen Händen befreit habe und die dich jetzt bewachen, wieder in Fesseln zu schlagen und als Reqiq zu verkaufen!“
    „Sei verflucht, in die tiefste Dschehennah hinab verflucht!“ knirschte er vor Grimm darüber, daß ich ihm die Hoffnung auf die Omm-Karn-Leute vernichtet hatte.
    An das Ufer zurückgekehrt, wies ich die vierzig el Homr an, wie sie sich zu verhalten hatten. Die Anzüge der Händler wurden von denen angelegt, welche bei mir und Ben Nil zu bleiben hatten; die übrigen sollten sich zurück ziehen und sich verstecken, um nicht gesehen zu werden, mit ihnen der dritte und vierte Askari, deren Uniformen die Kommenden verscheucht hätten. Erst hatte ich die Absicht gehabt, die El Homr scheinbar zu fesseln und am Ufer liegen zu lassen, hielt aber bei den jetzigen Verhältnissen diese lästige Vorsichtsmaßregel nicht mehr für nötig.
    Als diese Vorbereitungen getroffen worden waren, sahen wir der Ankunft der Erwarteten mit Spannung entgegen. Wenn sie einzeln kamen und einer der ersten Verdacht schöpfte, konnten uns die andern entgehen. Wir überzeugten uns indes sehr bald, daß diese Besorgnis überflüssig war, denn wir sahen sie alle auf einem großen Floß kommen, und zwar nicht über den geteilten Nil. Der Transport des Floßes über die verschiedenen Inselbänke hätte doch Anstrengung gekostet, und so waren sie weiter oben, wo der Strom sich noch nicht geteilt hatte, in das Wasser gegangen und ließen sich nach dem tiefen Arm, an welchem wir uns befanden, herabtreiben.
    Als sie angelegt hatten, banden sie das Floß fest und sprangen alle an das Land, ohne erst einen von ihnen abzusenden, um sich von ihrer Sicherheit zu überzeugen. Diese Leute hatten hier wohl schon oft Sklaven in Empfang genommen, ohne dabei gestört worden zu sein, und waren dadurch nachlässig und unvorsichtig geworden.
    Sie sahen uns sitzen und kamen auf uns zu. Ich hatte nicht erfahren können, ob sie Abu Reqiq persönlich kannten, und stand auf, sie zu begrüßen; auch die El Homr erhoben sich. Sie kamen bis ganz heran zu uns. Wir wechselten die üblichen Grüße, und dann fragte derjenige von ihnen, welcher der Anführer war, in einem einigermaßen erstaunten Ton: „Wo ist Abu Reqiq? Ich sehe ihn nicht! Und wo sind die Sklaven, welche wir holen wollen?“
    „Sie liegen auf der Höhe der Mischrah“, antwortete ich, „und Abu Reqiq befindet sich bei ihnen. Er hatte geglaubt, ihr brächtet als Bezahlung Waren mit, und war sehr enttäuscht, als er hörte, daß ihr nur Goldstaub hättet.“
    „Ist Gold nicht grad so gut wie Ware? Laß uns zu ihm gehen, damit wir die Sklaven sehen können! Wir haben keine Zeit, uns lange zu verweilen, denn der Raïs Effendina ist in der Nähe.“
    „Was? Der Raïs Effendina?“ tat ich erschrocken. „Ist das möglich? Woher wißt ihr es?“
    „Ein Mann, der aus Chrab el Aisch herabgesegelt kam und nach Omm Karn wollte, sagte es uns. Er hat das Jagdschiff des Khedive in Kuek liegen sehen. Wir müssen uns beeilen, denn die Hunde, welche dieses Schiff bewohnen, beißen gern. Allah sei Dank, daß sie sich noch so weit oberhalb dieser Furt befinden und daß dieselbe unbekannt ist!“
    „Du dankest Allah vergeblich.“
    „Wieso?“
    „Diese Hunde kennen die Furt und sind bereits hier.“
    Er sah mir betroffen forschend in das Gesicht und sagte:
    „Ich verstehe dich nicht. Du scherzt doch?“
    „Nein, denn ich selbst bin einer dieser Hunde.“
    Ich schlug ihn bei diesen Worten mit der Faust nieder. Dies war das mit den versteckten El Homr verabredete Zeichen; sie sprangen herbei, und die wenigen Händler wurden von über vierzig Gegnern zusammengedrängt, überwältigt, entwaffnet und gebunden, ehe sie nur recht auf den Gedanken kamen, Gegenwehr zu leisten. Als sie, so schnell überrumpelt und gefesselt, am Boden lagen, schien es ihnen

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