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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Höhe schraubten und bedenklich hin und her pendelten. Die Felle der Tiere waren nur grob abgezogen worden. Sie sah die Stellen der schlampigen Bearbeitung - und jene Nähte, die sie mit der Kopfhaut dieser Fanatiker verbanden.
    Zaraa erblickte Nainaa. Die ältere Frau konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie hatte sich ihrem Schicksal ergeben, wie so viele andere Gefangenen. Nur zu gerne wäre sie zu der Freundin geeilt, hätte sie getröstet und ihr ein paar aufmunternde Worte zugeflüstert - doch was, bei Vishnaa, konnte sie ihr schon sagen? Spürte sie doch selbst die Verzweiflung in sich wachsen, die Gleichgültigkeit angesichts der nahenden Rituale.
    Die Wilde Frau… sie hatte sich nicht befreien können. Trotz aller Anstrengungen, die Zaraa unternommen hatte. Trotz der Risiken, die sie eingegangen war.
    Was war bloß schief gegangen? Würde man ihr auf die Schliche kommen, würde sie für ihren Wagemut bestraft werden?
    »Hierher!«, befahl ein Jünger und winkte sie zu sich.
    Zaraa gehorchte. Die tiefen, kaum verheilenden Narben auf ihrem Rücken standen für einen einmaligen Ungehorsam. Sie trat zu dem etwas älteren Mann und verbeugte sich tief vor ihm. Seine Augen funkelten, seine Haltung drückte Hass und Verachtung für sie aus.
    »Schließ mit deinem erbärmlichen Leben ab und sieh zu, dass du auf den großen Tag vorbereitet bist«, sagte der Jünger. »Die Kraft des Gottes wächst, und mit jedem Tropfen Blut, den er von eurem Leben kostet, wird sie größer werden. Bald schon ist er mächtig genug, um die weite Ebene zu erobern und sie von Ungläubigen zu säubern.«
    Die Stimme des Mannes wurde leiser, undeutlicher. Er sagte Dinge, die keiner Sprache und keinem Dialekt zuzuordnen waren. Er achtete nicht mehr auf sie. Diese Männer - und es waren stets Männer, die dem Gott Oguul huldigten - waren unberechenbar.
    »Halt!«
    Eine Stimme wie ein Donnerschlag erklang.
    Der Jünger zuckte zusammen. Er trat beiseite und machte für ein Geschöpf Platz, das direkt aus dem Grün des Urwalds trat. Für ein Wesen, das es nicht geben durfte, das auf dieser Welt nichts zu suchen hatte.
    Oguul selbst.
    Der Tiergott in Menschengestalt, dessen Macht mit jedem Tag, mit jeder weiteren Opferung wuchs. Ein gewaltiger Buz-Schädel ruhte auf fleischigen, dicht behaarten Schultern. Gewaltige Muskelpakete im Nacken dieses Wesens balancierten den Tierkopf. Nirgendwo war eine Naht zu erkennen. Im Gegensatz zu seinen Jüngern, so bemerkte Zaraa voll Panik, war der Gott tatsächlich eine Mischung aus Mensch und Tier. Zwei Armpaare wuchsen jeweils aus der linken und rechten Schulter. Er bewegte sie gegengleich, mit einer seltsam wirkenden, hypnotisierenden Anmut.
    »Heute um Mitternacht ist es so weit«, sagte der Gott mit dunkler Stimme und schnaubte laut durch die großen Nasenlöcher. »Während der nächsten Stunden erwarte ich weitere Getreue, die zusätzliche Nahrung für mich bringen. Meine Kraft wächst, die Zahl meiner Jünger ebenso. Du, Weib«, - er starrte Zaraa unvermittelt an -, »erhältst morgen das Privileg, zu den Opferungen an meiner Seite zu sitzen und das Schauspiel mit anzusehen. Um zum Ende eine Hauptrolle zu spielen.«
    Gott Oguul hatte die letzten Worte fast geschrien. Er riss seine vier Arme in die Höhe, und die Kultisten bedachten die Geste mit lautem Jubel. Auch der Trommelwirbel wurde lauter, intensiver.
    Die Blicke aus diesen kohlrabenschwarzen Augen - sie schienen Zaraa zu durchdringen und auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Ahnte der Gott, was sie getan hatte? Wusste er von ihren Machenschaften, von ihrem nächtlichen Ausflug hinab in die Katakomben?
    »Ich schone dein Leben, Weib«, sagte Oguul. »Du wirst mir als Gefäß meiner Gelüste dienen, und du wirst die Früchte meiner Leidenschaft austragen. Sie werden in dir heranwachsen; ein Wurf von vier bis sechs wunderbaren Geschöpfen, und du wirst ihnen mit deinem Leib dienen; so lange, bis sie stark genug geworden sind, um sich ihren Weg in die Freiheit zu bahnen.«
    Neuerlich reckte er die Arme in die Höhe, wieder antworteten die Jünger mit lautem Geschrei.
    »Jetzt geh und wasch dich!«, befahl der Gott. »Man soll dir die schönsten Gewänder anlegen und dich parfümieren. Zeige dich demütig deinem Schicksal gegenüber. Gott Oguul hat dich auserwählt! Sieh her, was dich morgen erwartet!«
    Mit einem Ruck zog er sich das Lendentuch vom stämmigen, dicht behaarten Körper und offenbarte, was sich darunter verbarg. Zaraa schloss

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