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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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tauchte kurz vor Einbruch der Dämmerung ein Bote auf und führte ihn zu Khyentse. Die Rätin bot ihm zu essen und zu trinken an. Auf ein Fingerschnippen seinerseits fiel sie sofort in Trance und beantwortete ihm alle Fragen, die er ihr stellte.
    »Wieso haben wir plötzlich bessere Unterkünfte bekommen?«, wollte er unter anderem wissen.
    »Weil der Große Rat Khoms euch als Wissende einstuft, denen höchster Respekt entgegengebracht werden muss, vor allem Maddrax. Es gibt nicht viele Menschen, die vom Streiter wissen. Maddrax wird also die neuerliche Audienz beim König bekommen, um die er gebeten hat. Und nicht nur das. An dieser Audienz wird das komplette Regierungsgremium teilnehmen. Jeder von uns will wissen, was Maddrax zu sagen hat.«
    »Hm. Du meinst, dass alle Großen Räte zusammenkommen?«
    »Ja.«
    Alastar grinste. »Na, das ist ja hochinteressant. Mir kommt da gerade so eine Idee…«
    ***
    2402 bis 2426, Meister Chans Erinnerungen
    Als Chan und Khyentse den Alpha-Bereich verließen, traten plötzlich vier finster aussehende Kampfmönche zwischen den übermannsgroßen Stalagmiten hervor. Der Schüler und die Große Rätin erschraken zu Tode.
    Die Mönche hatten ihre Hände an den Elektrostäben. »Im Namen des Großen Rates Khom seid ihr hiermit verhaftet«, schnarrte der Anführer. »Ihr werdet umgehend vor den König geführt.«
    »Ich habe es gewusst. Wir hätten es nicht tun dürfen«, wimmerte Khyentse leise und begann am ganzen Leib zu zittern.
    »Sei still«, gab Chan verächtlich zurück.
    Zwei der Mönche hielten plötzlich Ketten in den Händen. Sie traten vor, um sie den Gefangenen anzulegen.
    Obwohl noch immer geschwächt, winkelte Chan blitzschnell das rechte Bein an und ließ es vorschnellen. Der Tritt überraschte den Mönch neben ihm. Chan erwischte ihn voll in den Bauch. Mit einem Ächzen klappte der Mann zusammen.
    Chan versuchte auch den zweiten zu überwältigen, machte jetzt aber unsanfte Bekanntschaft mit einem Elektrostab. Er schrie, während er zusammenbrach und unkontrolliert zuckte.
    Zwei Stunden später standen Chan und Khyentse, die nur noch ein Nervenbündel war, in Ketten vor dem Großen Rat . Finstere Gesichter starrten sie an. Am finstersten war das Gesicht von König Tenpa.
    »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Khyentse«, sagte er scharf. »Wir alle sind enttäuscht. Dein Verhalten ist einer Großen Rätin unwürdig. Du bist schwach und unreif und scheinst nicht zu wissen, was der Begriff Verantwortung wirklich bedeutet.« Er wandte sich an Chan. »Wir alle sind auch von dir zutiefst enttäuscht, Chan. Dein Drang, die verborgensten Dinge der Welt zu erfahren, rechtfertigt nicht, was du getan hast. Du nutzt deine Macht über andere aus, um selbst die wichtigsten Gesetze zu brechen. Und du hältst dich für besonders schlau, nicht wahr?«
    Chan senkte den Kopf unter Tenpas durchdringenden Blicken.
    »Du scheinst allerdings nicht zu wissen, dass jeder Unbefugte, der in der Bibliothek der Welt nach Wissen mit Code Wangchug sucht, sofort registriert und gemeldet wird. So bin ich Khyentse und in der Folge auch dir auf die Schliche gekommen. Was ihr getan habt, ist ein schweres Vergehen, ist euch das bewusst?«
    »Ja«, schluchzte Khyentse. »Es tut mir so unendlich leid. Ich werde es niemals wieder tun.«
    »Ganz sicher nicht«, erwiderte der Große Rat Lhündrub hämisch.
    »Auch ich bin mir bewusst, dass ich schwer gefehlt habe und eine hohe Strafe verdiene«, presste Chan zwischen den Lippen hervor.
    Zwischen den Großen Räten entspann sich eine harte Diskussion. Vor allem Lhündrub und Vizekönig Loden Champa zeigten sich unversöhnlich und plädierten auf je fünfzig Jahre Verbannung. Dem schlossen sich schließlich auch die restlichen Räte an - bis auf den König selbst.
    »Bedenkt, ihr Räte, dass die beiden noch jung und unerfahren sind. Auch ihr habt in diesem Alter Dinge getan, auf Grund derer keiner von euch hier sitzen dürfte…« Tenpa sah spöttisch in die Runde. »Nicht wahr, Loden?«
    Der Vizekönig schien genau zu wissen, auf was Tenpa anspielte, denn er senkte den Blick und murmelte etwas Unverständliches. Auch die restlichen Räte gaben sich plötzlich ziemlich handzahm.
    »Ich bin dafür, dass wir noch einmal, ein einziges Mal nur, Gnade vor Recht ergehen lassen«, fuhr der König fort. »Ich spreche eine schwere Rüge für Chan und Khyentse aus und entziehe der Großen Rätin auf zwanzig Jahre das Recht, die Geheimen Kammern zu betreten. Daraus sollen

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