292 - Chimären
den Colt in der Hand. Ein dumpfes Brüllen erklang hinter ihnen. Tom spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten.
Weitere Wände gingen zu Bruch. Tom schoss ohne sichtbaren Erfolg auf die Chimäre. Im Laufe der nächsten Stunde lieferten sie dem ZERSTÖRER auf ihrer Flucht eine regelrechte Schlacht. Die Chimäre stellte sie schließlich vor dem Tor durch Raum und Zeit, durch das Tom Ericson die atlantische Anlage betreten hatte. Doch während ihm die Flucht gelang, wurde Gwadain Opfer der organischen Schallkanone und in tausend Fetzen zerrissen.
Tom, Gudrun und ihre Begleiter kehrten durch die Schlüsseltore nach Bolivien zurück. Der ZERSTÖRER, der den Übergang ebenfalls geschafft hatte, war ihnen dicht auf den Fersen. Er hatte sich bei Toms Angriff auf den Menschen fixiert und würde nicht eher ruhen, bis der Gegner vernichtet war.
Söldner, die just in diesem Moment das Lager der A.I.M.-Leute überfielen, retteten ihnen unabsichtlich das Leben - und verloren das eigene, als sie die Chimäre angriffen. In der Folge terrorisierte der ZERSTÖRER den ganzen Landstrich und tötete mehrere Indios. Tom Ericson, dem Polizeichef Manuel Rodriguez und einer Spezialeinheit gelang es schließlich, die Chimäre in einem abgelegenen Bergtal zu stellen und mit Panzerfäusten zu beschießen.
Obwohl es wieder Tote gab, konnten sie die Bestie doch so lange hinhalten, bis die angeforderte Bomberstaffel eintraf. Während Tom und Rodriguez in einem Hubschrauber flüchteten, ohne sich weiter um die Soldaten kümmern zu können, donnerte die aus drei Flugzeugen bestehende Staffel über das Tal hinweg. Dabei luden die Maschinen ihre todbringende Fracht ab.
Glutpilze wuchsen in der Schlucht und im Umfeld von gut einem halben Kilometer auf beiden Seiten empor, verwandelten das Gebiet in ein Inferno aus Explosionen und wabernder, grellweißer Höllenglut, in der sogar das Gestein zu kochender Lava zerschmolz. Ein Teil der Felsmassen stürzte ein und krachte als Lawine ins Tal herab.
Noch einmal setzten die schweren Bomber zum Zielflug an und ließen Tod und Verderben vom Himmel regnen. Gebannt beobachtete Tom Ericson das Geschehen. Es erschien ihm kaum vorstellbar, dass von Menschen geschaffene Technik in der Lage war, binnen weniger Sekunden solch ein Inferno anzurichten. Das konnte nicht einmal der ZERSTÖRER überstanden haben…(Die detaillierten Vorgänge um den ZERSTÖRER sind in der Kultserie DIE ABENTEURER, speziell in den Bänden 18 und 20 nachzulesen.)
»Ihr ahnt es«, sagte Lobsang Champa. »Der ZERSTÖRER war keineswegs tot. Immerhin hatte der Beschuss seine organische Schallkanone unbrauchbar gemacht. Unsere Leute haben nicht nur das Nichtzeitfeld aus der Anlage unserer Vorväter geborgen, sondern damit anschließend auch den ZERSTÖRER eingefangen, der durch das bolivianisch-peruanische Grenzgebiet irrte. Anschließend wurde die Chimäre nach Agartha gebracht, damit sie nie mehr wieder eine Gefahr für die Welt darstellen kann. Wir fühlten uns verantwortlich, da der ZERSTÖRER aus der Station unseres Ahnvolkes entkommen war.«
»Woher wusstet ihr überhaupt davon?«, fragte Aruula.
Lobsang Champa lächelte. »Eine berechtigte Frage. Immer wenn wir erfahren, dass sich jemand zu intensiv um Agartha oder auch um Atlassa kümmert, setzen wir einen Außenwelt-Scout darauf an. Er oder sie erstattet uns dann regelmäßig Bericht und wir entscheiden je nach Lage, was zu tun ist. Im Falle von Tom Ericson und Gudrun Heber war das der Franzose Pierre Leroy von A.I.M. Wir hatten unseren Mann dort schon lange untergebracht und er war hautnah dabei. Daher wussten wir von den Vorgängen und auch, wie wir durch die Tore in die Station kommen konnten.«
***
Xijs Zustand hatte sich noch immer nicht gebessert. Nach wie vor wälzte sie sich in Fieberträumen. Plötzlich fühlte sie sich leicht. Sie schwamm im blauen Wasser inmitten eines mächtigen Rudels von Pliosauriern. Die Giganten folgten ihr blind, seit sie ihnen gezeigt hatte, wie man am ertragreichsten Oktopusse und große saftige Fische jagte. Xij war selbst ein Pliosaurier und liebte es, die noch zuckenden Körper gefangener Fische zwischen ihren Kiefern zerkrachen zu lassen. Die berstenden Gräten und das Blut, das als wabernde Schleier ins Wasser floss, weckten ihre niedersten Instinkte. Blanke Fress- und Mordlust!
Übergangslos ging sie durch die Höhlen und erhabenen Felskathedralen Agarthas. Warum nur glaubte sie Francesca zu heißen? Sie war doch Xij.
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