2932 - Landleben mit Todesfolgen
Parkmöglichkeit in der Nähe eines Restaurants. Ich informierte Chambers und er holte mich später dort ab.
»Die Adresse von diesem Bruce Keyle herauszubekommen war kein Problem«, sagte Chambers und klang fast enthusiastisch. »Hab im Haus meiner Tante ein Telefonbuch gefunden und die Adresse dann im Internet verifiziert.«
»Gute Arbeit«, sagte ich. »Ist dir jemand gefolgt?«
»Mir ist nichts aufgefallen«, antwortete er.
»Gut, dann lass uns losfahren – ich bin gespannt, was dieser Typ weiß«, sagte ich.
Wir stiegen in Chambers’ Wagen und machten uns auf den Weg,
»Wenn du gleich mit diesem Typen redest – glaubst du nicht, dass er dann sofort den Sheriff ruft?«, fragte Chambers besorgt.
»Wahrscheinlich«, antwortete ich. »Daher solltest du mit deinem Wagen außerhalb der Sichtweite seines Hauses parken und dort auf mich warten. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, komme ich zu dir und wir fahren los. Dann ist die Chance, dass uns der Sheriff erwischt, gering. Aber davon abgesehen: So langsam wird es dem Sheriff dämmern, warum ich in der Stadt bin. Wir müssen uns also darauf gefasst machen, ihm zu begegnen.«
»Na, hoffentlich geht das gut«, meinte Chambers nervös.
Ich hatte mich auf den Rücksitz des Wagens gesetzt, und als wir Medway erreichten, legte ich mich hin, um nicht gesehen zu werden. Noch war es sinnvoll, im Verborgenen zu agieren.
Als wir die Adresse erreichten, an der Bruce Keyle wohnte, sagte Chambers mir Bescheid. »So, da wären wir. Es müsste das Haus da drüben sein, das mit den roten Blumen im Vorgarten.«
Er fuhr um die nächste Kurve. Ich schaute mich um. Die Straßen waren menschenleer. Also stieg ich aus und ging zum Haus von Keyle. Ich machte mir nicht die Mühe, mich in dessen Umgebung umzuschauen, sondern klingelte direkt an der Haustür.
Zu meinem Erstaunen öffnete nicht Bruce Keyle die Tür, sondern eine Frau von Mitte vierzig.
»Hallo«, sagte sie freundlich.
»Guten Tag«, grüßte ich sie. »Mein Name ist Jerry Cotton, ich bin auf der Suche nach Bruce Keyle. Ist er da?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, mein Sohn ist unterwegs – wie so oft –, und ich habe keine Ahnung, wo er ist oder wann er wieder hier sein wird.«
»Ah, Sie sind seine Mutter«, sagte ich feststellend. »Haben Sie einen Moment Zeit? Ich würde mich gerne kurz mit Ihnen unterhalten.«
»Ja, aber bitte nur kurz, ich muss gleich zur Arbeit«, erwiderte sie, trat zur Seite und ließ mich in das Haus. Ich schaute mich um. Die Räume sahen aufgeräumt und wohnlich aus – nicht das, was ich erwartet hatte.
»Nehmen Sie doch Platz«, sagte sie und deutete auf die Couch.
Ich setzte mich, sie ebenfalls.
»Also, was kann ich für Sie tun?«
Ich atmete tief durch. »Nun, ich bin Ihrem Sohn gestern Abend begegnet, ihm und seinen beiden Freunden Bill und Joey, und es scheint mir so, als wenn er Hilfe brauchen könnte.«
Ihr Gesicht lief rot an. »Wie meinen Sie das?«
»Nun, er hat sich nicht gerade freundlich verhalten«, sagte ich. »Ganz im Gegenteil. Ich bin erst seit gestern in der Stadt und kann sein sonstiges Verhalten nicht beurteilen, aber ich habe das Gefühl, dass er vom rechten Weg abgekommen ist. Und wenn er so weitermacht, wird er irgendwann ganz große Schwierigkeiten bekommen.«
Sie nickte. »Ja, ja, ich weiß. Darüber zerbreche ich mir schon seit einiger Zeit den Kopf. Aber es ist so – Bruce musste leider größtenteils ohne Vater aufwachsen. Man merkt, dass einem Kind dann etwas fehlt. Ich allein war nicht in der Lage, ihm den Halt zu geben, den er brauchte. Es ist eine schwierige Situation.«
»Das verstehe ich sehr gut«, sagte ich. »Das muss für Sie sehr schwer sein.«
»Sie haben ja keine Ahnung«, sagte sie und war den Tränen nahe. »Aber mein Gott, ich kenne Sie ja nicht mal, entschuldigen Sie bitte, dass ich mich nicht im Griff habe und Ihnen all das auftische, das ist sonst nicht meine Art.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Ich bin ja hier, um zu helfen. Und dafür ist es wichtig, ehrlich zu sein. Ich habe den Eindruck, dass Ihr Sohn in etwas verwickelt ist, das ihm zum Verhängnis werden kann. Wissen Sie, für wen er arbeitet?«
»Eigentlich arbeitet er gar nicht«, sagte Miss Keyle. »Zumindest hat er keinen festen Arbeitsplatz. Er hält sich quasi mit irgendwelchen Jobs über Wasser. Ich habe auch schon von den Gerüchten gehört, die im Ort kursieren, dass er Leute bedroht haben soll, aber ich glaube nicht, dass da etwas Wahres dran ist. Als ich
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