Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2935 - Leichen lügen nicht

2935 - Leichen lügen nicht

Titel: 2935 - Leichen lügen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
warf einen flüchtigen Blick auf das Foto. »Nie gesehen.«
    Phil warf seinen Kollegen Joe und Zeery, die sich im Hintergrund hielten, einen bezeichnenden Blick zu. Die in den meisten Fällen unbegründete Befürchtung vieler Bürger, in eine polizeiliche Ermittlung hineingezogen zu werden, erhöhte nicht unbedingt deren Kooperationsbereitschaft.
    Phil legte ihr das Foto vor, das Nancy West in der Begleitung von Joe Cumber an einem der Tische auf dem Bürgersteig vor dem Café zeigte.
    »Sie hat hier verkehrt. Möglicherweise regelmäßig. Vielleicht haben Sie sie sogar selbst bedient. Versuchen Sie sich zu erinnern.«
    Aber die Herstellerin anbetungswürdiger russischer Pasteten hatte beschlossen, keinen Zentimeter nachzugeben.
    »Hier verkehren viele Leute. Ich kann mir nicht alle Gesichter merken.«
    Einen Versuch war es wert gewesen. Phil wollte die Fotos gerade wieder einstecken, als sich der Mann zu seiner Rechten zu Wort meldete.
    »Das ist doch Natascha.«
    Phil sah seinen Nachbarn irritiert an.
    »Danke für Ihre Hilfe. Aber ich fürchte, Sie irren sich.«
    Der alte Mann mit der Knollennase und dem schorfigen Fünf-Tage-Bart nahm sich das Foto, schob seine Brille hoch und betrachtete es eingehend. Dann reichte er es Phil zurück.
    »Das ist sie. Hundert Prozent. Im Sommer war sie öfter hier, in der letzten Zeit weniger. Ich sehe zwar nicht mehr so gut wie früher. Aber um Natascha nicht mehr erkennen zu können müsste ich blind sein.«
    Er schob Diane wortlos sein leeres Glas zu. Sie zapfte ihm ein neues Bier.
    »Was wissen Sie über diese … Natascha?«, fasste Phil nach. Er spürte dieses Kribbeln, das sich immer dann meldete, wenn sich im Laufe einer Ermittlung eine Tür öffnete. »Hat sie vielleicht hier in der Nähe gearbeitet?«
    Sein Nachbar grinste zweideutig.
    »Arbeiten kann man es auch nennen. Es gibt aber auch andere Bezeichnungen für diese Art von Tätigkeit.«
    Er zwinkerte seinem Kumpel zu, nahm sein Glas und trank es in einem Zug leer.
    »Wo hat sie gearbeitet?«
    Der Mann mit dem großen Durst deutete durch das Fenster, in dem immer noch die alte Weihnachtsdekoration hing, auf ein rosa gestrichenes Haus auf der anderen Straßenseite.
    »Da drüben, in Kitty’s Salon . Ihr Künstlername ist Lady Natascha . Sie ist Kittys bestes Pferd im Stall. Wer einmal bei ihr war, kommt immer wieder!«
    ***
    Mein Aufenthalt in Jacksonville hatte sich länger hingezogen als geplant. Nach der Information durch den jungen Officer in Memphis hatte ich in Jacksonville im Anschluss an die Besprechung im Police Department unverzüglich das Field Office aufgesucht, um mit den Kollegen über den drei Jahre zurückliegenden Mord an Phoebe Franklin zu sprechen. Alle waren sehr nett und kooperativ gewesen und hatten mir völlig selbstverständlich Einblick in sämtliche den Fall betreffenden Unterlagen gewährt.
    Viel interessanter aber war, dass der Besuch eines FBI-Inspektors mit keinem Wort erwähnt wurde.
    Dabei war ich mir inzwischen sicher, dass es einen solchen Besuch nicht nur in Memphis, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Jacksonville gegeben hatte.
    Die Frage war nur: Warum? Und warum wurde so ein Geheimnis darum gemacht?
    Hatte vielleicht auch das sonderbare Verhalten von Mr High damit zu tun?
    Mit etwas Glück bekam ich noch einen Platz in der letzten Abendmaschine nach New York und war erst weit nach Mitternacht zu Hause.
    Mein Schlaf war kurz und unruhig, und entsprechend müde war ich am nächsten Morgen, als ich Phil an der üblichen Stelle abholte.
    »Na, wie war’s in Florida? Hast du dich gut erholt beim Surfen?«, scherzte er aufgeräumt.
    Meine Miene belehrte ihn eines Besseren.
    »Ich hab das Gefühl, du brauchst dringend einen Kaffee. Wie wär’s mit einem kurzen Zwischenstopp? Dabei können wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen.«
    Ein guter Vorschlag. Ich kannte ein gemütliches Starbucks in der East 119th Street, südlich des Gramercy Park. Phil nahm einen Caramel Macchiato, ich entschied mich für einen Flavored Latte. Dazu genehmigten wir uns zwei Blaubeer-Muffins.
    Manchmal reichten kleine Dinge, um die Laune spürbar zu verbessern.
    »Irgendwas Neues von Joe Cumber?«
    Phil schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Der Kerl hat sich in Luft aufgelöst. Oder abgesetzt. Die Fahndung ist bisher ohne Ergebnis.«
    »Und Nancy West? Seid ihr da ein Stück weitergekommen?«
    »Das kann man wohl sagen!«
    Dann gab Phil mir eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse rund um

Weitere Kostenlose Bücher