2937 - Mein Vater – mein Feind
durchzusetzen.«
Phil nickte. »Sie werden die Gangster umlegen lassen, wenn Sie wissen, um wen es sich handelt. Und wahrscheinlich werden Sie uns jetzt sagen, dass so das Geschäft sei.«
»Nein, das sage ich nicht. Denn so ist nicht das Geschäft, sondern so ist die Tradition, und der fühle ich mich verpflichtet. Das Wichtigste im Leben ist das Einhalten von Gesetzen. Aber nicht die, die auf Papier geschrieben sind.«
Pasquano stand auf und ging zum vergitterten Fenster. »Wir betreiben diese Art von Geschäften nun schon seit vielen, vielen Jahren. In den USA wie auch auf Sizilien. Gesetze kommen und gehen. Die Familie und ihre Werte und Traditionen bleiben. Uns interessieren nicht die Gesetze, die manchmal kürzer gelten als das Leben eines Schlachtviehs. Wir leben nach unseren eigenen Gesetzen. Und die müssen eingehalten werden. Und diejenigen, die unsere Gesetze bekämpfen, sind meine Feinde, die ich bekämpfen muss. Das verstehen Sie doch, Agent Cotton, oder?«
»Nein. Denn es gibt Werte, die gelten über Ländergrenzen und Kulturkreise hinweg«, sagte ich mit Nachdruck. »Aber lassen wir das. Ich frage Sie noch einmal, Mister Pasquano: Was haben die Täter gestohlen?«
»Nichts«, antwortete Pasquano lächelnd.
»Und was wollten die Gangster dann von Ihnen?«, bohrte ich nach.
»Ich weiß es nicht.«
»Sie bleiben also dabei: Man schießt auf Sie, einer Ihrer Leibwächter wird bei dem Schusswechsel getötet, und Sie haben keine Ahnung, warum das alles passiert ist?«
Pasquano seufzte und schüttelte dann den Kopf. »Ich sehe, Sie haben es noch immer nicht verstanden.«
Ich sah Phil kurz an, dann wandte ich mich wieder Pasquano zu. »Wir haben sehr gut verstanden, Mister Pasquano. Aber das heißt nicht, dass wir Ihr Spiel mitspielen. Es kann nur ein Gesetz geben, und das ist für alle gleich. Darauf beruht unsere Demokratie. Und wir sind da, um das Gesetz durchzusetzen. Das haben Sie scheinbar noch nicht verstanden.«
Pasquano seufzte erneut. Er hatte sichtlich kein Interesse mehr, das Gespräch mit uns fortzusetzen.
»Kann ich nun gehen, Agents?«
Ich ignorierte seine Frage. »Welche Zahl stand auf dem Tisch?«
Pasquano lächelte und fragte dann freundlich: »Welche Zahl?«
»Wir hätten ihn begleiten und den Tisch überprüfen sollen«, sagte Phil, nachdem Pasquano das Office verlassen hatte.
»Da wird nichts mehr zu sehen sein. Schließlich hätte er damit rechnen müssen, dass wir noch einmal bei ihm vorbeischauen.«
»Wir hätten ihn hier festhalten und einen Kollegen bitten können, die Sache zu überprüfen. Meinst du nicht?«
Ich blieb Phil eine Antwort schuldig und öffnete meinen Mail-Account.
»Pasquano ist doch Profi. Ich bin sicher, dass wir nichts gefunden hätten. Sieh es positiv, Phil. Pasquano hat uns verraten, dass die Täter eine Zahlenkombination bei ihm hinterlassen haben. Da über die Zahl beim Überfall auf den Geldtransporter nicht berichtet wurde, können wir zumindest Nachahmungstäter definitiv ausschließen.«
Ich checkte meine Mails. Detective Scott hatte mir einen digitalen Ordner mit Informationen geschickt. Eine erste Sichtung ergab, dass die Kollegen bislang nichts gefunden hatten, was uns auf die Spur der Gangster führen könnte.
***
Das Gangstertrio ließ uns nicht viel Zeit für unsere Ermittlungen. Sie hatten ihre Beutezüge offensichtlich so geplant, dass sie uns immer einen Schritt voraus waren. Wir waren noch dabei, Anwohner und Passanten zu ermitteln, die vor, während oder kurz nach dem Überfall auf Pasquano etwas Verdächtiges gesehen haben könnten, als die Täter erneut zuschlugen.
Am frühen Abend klingelte mein Handy. Keine zehn Minuten später saßen Phil und ich in meinem roten Jaguar-Hybriden und rasten über den Long Island Expressway Richtung Bayside. Unser Ziel war der Juwelier Diamond First , der vor knapp einer Stunde überfallen worden war.
Der Ort des Geschehens lag etwas abseits am Northern Boulevard und war bereits mit Trassierband abgesperrt. Der Juwelier befand sich in einer ruhigen Nebenstraße, in der insbesondere am Wochenende wenig Menschen unterwegs waren. Zudem lag die Tür des Juweliers in einem Hauseingang, der von der Straße kaum einzusehen war. Ein gut gewähltes Objekt für einen Überfall.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag ein toter Hund, daneben, unter einer Plastikplane, der Körper eines Menschen.
Ich traute meinen Augen kaum, als ich Sergeant Brooks im Gespräch mit einem Mann sah. Mit
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