2948 - Undercover ins Jenseits
reinmarschieren? Wir zücken unsere Marken und niemand wird uns aufhalten«, schlug Phil vor.
»Nein, Partner, wir ziehen die Sache komplett seriös und nach den Buchstaben des Gesetzes durch«, widersprach ich.
»Dann muss es wohl so sein.«
Inzwischen hatte ich die Telefonnummer von Bischof Motherwell gewählt. Tatsächlich meldete sich trotz der frühen Stunde nach nur einem Klingeln ein Teilnehmer – doch das war nicht Bischof Motherwell, sondern ein Mitarbeiter. Und der konnte mir nichts anderes sagen, als dass der Bischof auf einer Dienstreise sei, schon seit über zwei Wochen, und dass frühestens in anderthalb Wochen ein Termin möglich wäre. Ich könne mich aber auch jederzeit vertrauensvoll an ihn oder einen anderen …
Ich bedankte mich und legte auf.
Mist! So einfach wollte ich mich nun wirklich nicht abspeisen lassen. Mir war klar, dass mein Gesprächspartner mir nie und nimmer verraten hätte, wo sich der Bischof gerade aufhielt, deshalb hatte ich mir die Frage gleich gespart.
Während ich noch überlegte und mit Phil darüber sprach, ob man nicht doch irgendwie rausfinden konnte, wo sich der Mann gerade aufhielt, rief ich Mr High an, um ihn über den Stand der Dinge zu informieren.
Normalerweise nahm er meine Meldungen zur Kenntnis und legte wieder auf, ganz selten gab uns der Assistant Director direkte Anweisungen, wie wir verfahren sollten. Zu meiner Überraschung sagte er dieses Mal: »Warten Sie, wo Sie jetzt sind. Ich melde mich gleich wieder! Zwei Minuten.«
Ich stand schulterzuckend da, aber was sollte ich machen? Mr High war unser Boss.
Es war gerade mal eine Minute vergangen, da meldete er sich schon wieder. »Wenn Sie den Bischof heute noch sprechen wollen, dann fahren Sie nach SoHo. 154, Sullivan Street. Dort steht eine schöne, große katholische Kirche. Die ist jetzt schon offen. Fragen Sie nach dem Küster, der dort auf Sie wartet, und Sie in die angeschlossene katholische Bücherei bringen wird. Der Mann heißt Mister Stanley und wird Ihnen zeigen, wo Sie hinmüssen. Der Bischof hat nicht viel Zeit für Sie, aber er wartet. Viel Erfolg! Ach, und Jerry, Sie sind auf der richtigen Fährte. Gut gemacht!«
Ehe ich etwas erwidern konnte, hatte Mr High schon wieder aufgelegt. Natürlich interessierte es mich brennend, wie er das jetzt so schnell geschafft hatte. Aber gut: Wir hatten eine neue wertvolle Spur, und das war das Wichtigste.
»Im Berufsverkehr nach SoHo, das wird kein Vergnügen«, sagte Phil.
»Und weil es eh schon so schön ist, fängt es gerade auch noch an zu regnen.«
Ungemütlich ging es also los, und tatsächlich konnte einem der Berufsverkehr mal wieder die Nerven rauben. Ich war fast ein bisschen erleichtert, als die große, rotbraune Kirche in Sichtweite kam. Sie war St. Antonius von Padua geweiht, wie Phil unterwegs herausgefunden hatte, und sie sah prächtig aus. Ich mochte die alten Gebäude, die inmitten der Straßenschluchten von New York immer wieder daran erinnerten, dass diese Stadt nicht einfach ein hypermoderner Platz von heute war, sondern ein Ort mit Geschichte.
***
Wir traten in die Kirche, in der es ruhig und etwas düster war. Es war nicht so kalt wie draußen. Ein Hauch von erkaltetem Weihrauch lag in der Luft. Die Kahlheit der sehr hohen steinernen Wände verstärkte jeden Ton, jeden Schritt, den wir machten.
Wir sahen keine Menschenseele. Bis ein großer dürrer Mann in einem eher unmodernen schwarzen Anzug aus dem Schatten einer überdimensional großen Heiligenfigur hervortrat.
Ohne sich zu vergewissern, wer wir waren, wies er uns nur lächelnd den Weg nach vorn. Als wir Altar und Tabernakel passierten, hielt er inne, kniete kurz nieder und bekreuzigte sich, stand wieder auf und führte uns zu einer schweren Eichenholztür, die er unter lautem Quietschen öffnete.
Er zeigte einen Gang entlang. »Wenn Sie bitte dort weitergehen und die dritte Tür auf der rechten Seite nehmen wollen.« Er lächelte noch, als er sich schon wieder umgedreht hatte und gegangen war, schätzte ich.
Phil und ich sahen uns an und schritten dann voran. Vor der genannten Tür blieben wir stehen. Ich klopfte, doch niemand bat uns herein. Also öffnete ich die Tür und fand mich zu meiner Überraschung in einer unerwartet großen Bibliothek wieder, die im Gegensatz zu allem, was ich bisher in dieser kirchlichen Einrichtung gesehen hatte, ziemlich modern ausgestattet war. Das Licht war eingeschaltet.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Saales, der in etwa
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