2948 - Undercover ins Jenseits
sagen, dass der Schütze ebenso ungeübt wie die anderen war, denn beide Kugeln sirrten an meinem Kopf vorbei.
Ich warf mich zu Boden und rollte in Deckung, ohne zurückzuschießen. Ich hatte die Position meines Gegners nicht ausmachen können und hätte blindlings quer über die Straße ballern müssen.
»Hinter dem weißen Van«, rief mir Barber zu, ohne sich aus seiner Deckung zu wagen, »aber ich kann ihn von hier nicht erwischen.«
Ich robbte wieder ein Stück vor, spähte durch die Eingangstür nach draußen und konnte den Van auch ausmachen, sah aber weder daneben noch in der Nähe irgendjemanden.
Die Maskierten hatten inzwischen das Feuer eingestellt. Ich rappelte mich noch mal auf und überlegte, wie ich mir einen Überblick würde verschaffen können, ohne ins Schussfeld des Mannes hinter dem weißen Van zu geraten.
Der Kerl hatte seinen Standort so geschickt gewählt, dass er mich allein durch seine Anwesenheit komplett aus dem Spiel genommen hatte. Er war wohl doch kein Anfänger. Er hatte mich festgenagelt. Ich beschloss kurzerhand, Phil nach oben zu folgen. Hier unten konnte ich nichts mehr ausrichten. Ich lief an den drei Frauen im Raum hinter der Empfangshalle vorbei und hetzte die Treppe hoch.
»Phil? Wo steckst du?«, rief ich, als ich oben angekommen war. Ich stand in einem dunklen Flur, von dem drei Türen abgingen.
Statt einer Antwort hörte ich ganz in der Nähe Schüsse. Es war das vertraute Geräusch einer SIG P226 – Phil musste sich rechter Hand befinden.
Also wandte ich mich um und sah ihn schon nah am Fenster zur Straße stehen, als ich die Tür in den Gang öffnete.
»Kopf runter, Jerry!«, warnte er mich, »die schießen sich gerade hier auf das Fenster ein.«
Wie zur Bestätigung schlug ein Projektil in die Wand hinter Phil ein. Ich verschaffte mir kurz einen Überblick und beschloss dann, dass ich am meisten ausrichten konnte, wenn ich mich in den anderen Flur begeben würde. Ich lief dorthin, öffnete ein Fenster und stellte fest, dass die beiden Wagen, mit denen die Maskierten vorgefahren waren und hinter denen sie sich jetzt verschanzt hatten, quasi direkt unter mir auf der Fahrbahn standen.
Ich konnte sehen, wie zwei von ihnen sich gerade darauf vorbereiteten, auf getrennten Wegen in Richtung Barbers Versteck loszulaufen. Denn dass er das Ziel dieses Überfalls war, war ja absolut klar.
Ich konnte beobachten, wie sich die beiden Vermummten, jeder eine Pistole in der Hand, gegenseitig auf die Schultern klopften.
Ich rechnete mir aus, dass mindestens einer von beiden sehr wahrscheinlich unbeschadet die Mauer erreichen würde, hinter der Barber Deckung genommen hatte. Also überlegte ich nicht lange, ob ich den Trumpf, der mein neuer Logenplatz in diesem Feuergefecht zweifellos war, noch behalten sollte oder nicht. Ohne das Magazin zu wechseln, ballerte ich alles raus, was die SIG noch hergab, und das waren immerhin noch zehn Kugeln.
Gleichzeitig brannte auch Phil ein Feuerwerk ab, das sich gewaschen hatte. Unten auf der Straße gingen zwei weitere Maskierte zu Boden, ein dritter wurde heftig gegen den Pick-up geschleudert, ließ seine Waffe fallen und presste seine Rechte gegen die linke Schulter. Es herrschte Verwirrung unter den Maskierten.
Ein heiserer Ruf auf Spanisch, dann begannen die Männer, die noch auf den Beinen waren, ihre Verletzten und Toten einzusammeln. Auch hinter dem weißen Van tat sich etwas – ein offensichtlich blutjunger Bursche mit schwarzen lockigen Haaren wieselte über die Straße und verschwand mit einem mächtigen Sprung im Pick-up. In kürzester Zeit waren alle Bewaffneten wieder auf die beiden Fahrzeuge verteilt, die sich mit quietschenden Reifen aus dem Staub machten.
Ich lehnte mich ein Stück aus dem Fenster. »Alles klar, Barber?«
Ich sah, wie Barber sich langsam erhob, die Waffe hinten in seinen Hosenbund schob und mir dann seine Rechte mit einem erhobenen Daumen entgegenreckte.
Ich eilte die Treppe runter. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass Peter Barber ganz genau wusste, wer da gerade mit nicht geringem Aufwand versucht hatte, ihm das Lebenslicht auszupusten.
Unten vergewisserte ich mich noch kurz, dass die drei Damen diese Schießerei halbwegs unbeschadet überstanden hatten. Dann lief ich raus auf die Straße, um das Gespräch von vorhin mit Barber zu beenden und ihn – am besten mit seiner Einwilligung – mitzunehmen zur Federal Plaza. Schließlich lag ein Haftbefehl vor.
Es gab nur ein Problem: Barber hatte wohl
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