2948 - Undercover ins Jenseits
Wirklichkeit doch Barber gewesen? Und wer hatte Roddy Rodeo aus dem Spiel nehmen wollen?
»Jerry, wir können die Augen nicht vor den offensichtlichen Indizien verschließen.«
»Das tun wir ja auch nicht«, sagte ich, »wir hätten ihn ja eben festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt. Vielleicht wäre er sogar freiwillig mitgekommen. Aber trotzdem …«
Ich überlegte einen Moment, dann zückte ich mein Handy und drückte die Kurzwahltaste für Walt Romanowski.
»Walt, ich hoffe, ich störe nicht beim Essen? – Gut, ich habe nur eine Frage: Dieser fürchterliche Halladay stand euch doch die ganze Zeit im Weg rum, als ihr am Tatort bei Rickman eure Arbeit gemacht habt, oder? Hätte er einen unbeobachteten Moment dazu nutzen können, um das Messer, das erst später gefunden worden ist, dort zu verstecken, wo es schließlich auftauchte?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Jerry«, antwortete der routinierte Kollege von der Crime Scene Investigation. »Ich kann es nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen, aber wir haben den Kerl schon gut unter Beobachtung gehabt. Ich selbst habe ihn kaum aus den Augen gelassen. Deshalb müsste er schon zaubern können, wenn er einen manipulierten falschen Beweis da hätte unterbringen wollen.«
»Okay, Walt, danke dir!«
Barber der Mörder von Rickman?
Barber der Folterer seines ehemaligen Kameraden und guten Freundes?
Das kam mir mehr als unwahrscheinlich vor.
»Was zum Teufel übersehen wir, Jerry?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich, »und es macht mich langsam verrückt.«
»Dieser Jenderson führt uns doch am Nasenring durch die Arena, Jerry«, sagte Phil mit angespanntem Gesichtsausdruck.
»Da seid ihr ja«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Diana Lawrence aus dem technischen Labor hatte sich durch die Stuhlreihen zu uns geschoben und trat jetzt an unseren Tisch.
»Hat euch Ed schon erreicht?«, fragte sie und meinte vermutlich ihren Abteilungsboss.
»Noch nicht«, erwiderte ich, was will er denn?«
»Oh«, entfuhr es ihr, »das will er euch ganz bestimmt lieber selbst erzählen.«
»Nun rück schon raus mit der Sprache, Di!«, forderte Phil recht nachdrücklich.
»Aber ihr habt’s nicht von mir, alles klar?«, flüsterte Diana in der Art eines Verschwörers.
»Ist klar«, bestätigte ich.
»Okay, wir überwachen ja schon länger das private Handy von Rodrigo Sanchez-Alvares. Also … von Roddy Rodeo.«
»Ja, wissen wir«, flüsterte ich, obwohl Diana den letzten Satz ganz normal gesprochen hatte.
»Okay«, fuhr Di fort, stellte ihr Tablett mit einem großen Salat auf den Platz neben mir und setzte sich zu uns, »es war ziemlich lange ruhig, aber seit heute in aller Herrgottsfrühe haben plötzlich Menschen fast auf der ganzen Welt Sehnsucht nach ihm. Jede Menge eingehende Anrufe aus Mexiko. Und dann war da noch die eine auffällige US-Mobil-Nummer, die heute innerhalb von 15 Minuten zweimal auf Roddys Handy angerufen hat.«
»Ach«, entfuhr es mir, »und wissen wir schon, wem dieser Anschluss gehört?«
»Ja, Jerry, das wissen wir«, fuhr Diana unbekümmert fort und schob sich zwischendrin immer mal wieder eine große Gabel mit Salat in den Mund. »Dieser Mister Jenderson, über den du mir neulich mal dein Leid geklagt hast, ist der Anrufer, oder zumindest läuft das Handy auf seinen Namen.«
Phil und ich sahen uns mit großen Augen an. Das war jetzt doch eine Überraschung. Das Außenministerium in Person von Mister Jenderson wollte mit Roddy Rodeo, dem hohen Peco-Mann, sprechen. Und hatte bisher nicht mitbekommen, dass wir den Kerl längst geschnappt hatten, ihn aber nicht befragen konnten, weil er im Koma in einem Krankenhaus lag.
Okay, ich überlegte: Jenderson wollte mit einem Mann sprechen, der an hoher Stelle für das Peco-Kartell arbeitet. Vor nicht allzu langer Zeit hatte derselbe Jenderson uns vor Barber gewarnt, weil der angeblich zu wenig Abstand zum Peco-Kartell hielt. Das passte nicht zusammen.
»Das kann jetzt allerhand bedeuten«, sagte ich.
Was wollte Jenderson ausgerechnet jetzt von Roddy?
»Jerry«, ergriff Diana erneut das Wort, »wenn ihr mich mal ausreden lassen würdet, dann könnte ich euch vielleicht noch ein bisschen weiterhelfen.«
»Di, raus mit der Sprache: was weißt du noch? Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«, sagte ich.
»Hier, bitte schön«, sagte Diana und reichte uns einen gefalteten Zettel rüber, auf dem sie handschriftlich etwas notiert hatte.
»Diese Textnachricht
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