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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Gesellschaft und beobachtete, wie mehrere Wächter auf Reitmantaas aus einer Station nahe des Tores zu einer Wachrunde aufbrachen. Alles ging seinen gewohnten Gang - und doch war da ein Geschmack im Wasser, der ihm bitter vorkam. Irgendetwas ging vor. Hatte es mit seinem Schüler Mer'ol zu tun? Konzentriert sammelte er seinen Geist und nutzte seine mentale Gabe, um einen Ruf in Richtung Neu-Martok'shimre zu senden.
    Mer'ol! , rief er so stark er konnte, und diesmal glaubte er ein schwaches Echo zu hören. Er richtete sich kerzengerade auf und verstärkte die Intensität seines Rufes durch eine leichte Trance. Mer'ol!
    Wieder kam eine schwache Antwort. Er konnte die Richtung ausmachen und schwamm los, an den verdutzten Wächtern vorbei durch das Tor in Richtung des Kelpwalds vor der großen Kuppel.
    Ta'u kam ihm entgegen, noch ehe er den Wald erreichte: der mutierte, gut sieben Meter lange und mit braun-schwarzen Schuppen bedeckte Delfin, den er trainiert und den Mer'ol mit nach Neu-Martok'shimre genommen hatte.
    Jetzt zog er Mer'ol mit sich! Das Tier hielt direkt auf Quart'ol zu, schlug aufgeregt mit der senkrecht stehenden Schwanzflosse und schien sich zu freuen, seinen Herrn wiederzusehen.
    Mer'ol sah mitgenommen aus. Seine Schuppen waren bleich und er wirkte kaum ansprechbar. Der Blick seiner Augen war unfokussiert, als würde er schlafen. Mit einer Hand hielt er Ta'us Rückenflosse gepackt.
    »Quart'ol«, klackte er schwach. »Hilf… mir.«
    Quart'ol zuckte zusammen. Das linke Bein Mer'ols war am Schienbein blauschwarz verfärbt. Es sah aus, als würde es vom Körper faulen. »Was ist passiert?«
    »Hilf mir. Er ruft mich. Du musst… mich stärken…«
    Quart'ol begriff, dass sein Freund nicht an seinem Bein litt, auch wenn es beängstigend aussah. Zögernd streckte er beide Arme aus und berührte ihn. Sofort konnte er die mächtige Aura fühlen, die Mer'ol berührte. Er drang tief in den Geist des Freundes ein und stärkte ihn mit seiner eigenen Kraft.
    »Du bist Mer'ol«, sagte er laut. »Du musst keinem anderen dienen als dir selbst.«
    Mer'ols Züge entspannten sich. Er löste sich von Ta'u und griff unter seinen Schulterpanzer. Ein Speicherkristall löste sich aus seinen schwachen Fingern, doch ehe er zu Boden trudeln konnte, nahm ihn Ta'u in sein Maul. »Danke, mein Freund«, klackte Mer'ol. Er löste sich von Quart'ol und zog sich auf den Reitfisch. »Bring mich zum Rat. Ich habe Neuigkeiten. Wir müssen handeln. Das Wasser um Hykton verfinstert sich.«
    ***
    Quart'ol setzte sich zu Mer'ol auf Ta'us Rücken und zusammen ritten sie zum Herzen Hyktons, ins Hydrosseum. Obwohl in der bionetischen Kuppelhalle geschäftiges Treiben herrschte, kümmerte man sich sofort um sie.
    Quart'ol ließ Gilam'esh und Bel'ar verständigen, sowie zwei Heilmeister. Noch ehe Kal'rag, der Oberste Hyktons, sie beide empfing, setzten die Heiler in einer kleinen medizinischen Kammer zuchtveränderte Putzerfische an, die die rätselhaft mutierte Masse von Mer'ols Bein fraßen.
    Mer'ol ging es nach der Behandlung deutlich besser. Er aß einen Algensalat und wies kauend darauf hin, schon seit drei Tagen unterwegs zu sein. Irgendetwas in seinem Kopf hatte ihn daran gehindert, auf direktem Weg nach Hykton zu gelangen. Zum Glück war es ihm gelungen, Ta'u mit einer Muschel zu rufen und sich von ihm tragen zu lassen.
    »Ich bin heilfroh, dass er in der Nähe war«, erklärte Mer'ol. »Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft.«
    »Was ist das für ein Zeug an deinem Bein gewesen?«, fragte Quart'ol und runzelte die Stirn, was die kleinen Hornplatten dort gegeneinander schob.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Mer'ol schaudernd. »Das Material ist einfach aufgequollen. Es war nur eine kleine Menge, die an meinem Bein blieb. Ich will nicht wissen, was geschehen wäre, wenn sie größer gewesen wäre.«
    Nachdem Mer'ol sich gestärkt hatte, schwammen sie in den großen Beratungssaal des Hydrosseums ein und nahmen am roten Korallentisch Platz. Außer Kal'rag war seine Stellvertreterin Ner'je anwesend, sowie Gilam'esh. Bel'ar war nicht hier; sie unterzog die veränderte bionetische Masse von Mer'ols Bein im Labor einer ersten Analyse.
    Offensichtlich wollte Kal'rag als Erster erfahren, was Mer'ol zu berichten hatte, ehe er den gesamten Rat einberief. Er nahm ihn in ein angespanntes Verhör.
    Mer'ol erzählte ihm ausführlich, was sich in Neu-Martok'shimre abgespielt hatte. »Ich bin mir sicher, es ist Dry'tor«, endete er seine Ausführungen.

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