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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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geht?«
    »Ich sehe nur, dass du deine Kriegstreiberei nicht lassen kannst!«, klackte Gilam'esh zurück. »Mer'ol ist noch immer in Neu-Martok'shimre, und er hätte uns gewarnt, falls es Probleme gibt.«
    »Mer'ol«, schnalzte E'fah verächtlich. »Er meldet sich seit über zwanzig Zyklen nicht! Woher willst du wissen, ob er noch lebt?«
    Quart'ol schauderte. Mer'ol war nicht nur sein ehemaliger Schüler, sondern auch sein Freund. Ihm durfte nichts geschehen sein. Hatte er sich tatsächlich kein einziges Mal innerhalb der letzten drei Wochen gemeldet? Das war verdächtig. Warum nur hatte er dem Gilam'esh-Bund hinterher spioniert, anstatt vor Ort zu bleiben und die Geschehnisse zu beobachten?
    Gilam'eshs Scheitelkamm wirkte nicht weniger angriffslustig als E'fahs. »Darum geht es dir doch gar nicht. Mer'ol ist dir vollkommen egal. Alles, was für dich zählt, ist deine Kriegstreiberei! Du willst Neu-Martok'shimre vernichten, weil dir alles, was du nicht verstehst, zuwider ist. Aber die Meere brauchen keinen Krieg, hörst du, Kampfkönigin?«
    E'fah hob stolz den Kopf. In diesem Moment erinnerte sie tatsächlich an ihre menschliche Verkörperung einer ägyptischen Herrscherin. Die Geistwanderin hatte sich bereits vor Jahrhunderten an Land begeben und dort als Ehegattin von Ramses II. unter dem Namen Nefertari mehr als einen Krieg entfacht. Trotzdem war Quart'ol in diesem Fall geneigt, auf sie zu hören. Selbst der HydRat forderte inzwischen eine klare Stellungnahme Neu-Martok'shimres, was den Kurs der Stadt betraf. Bislang blieb die Stadtführung sie schuldig und schickte keine Verträge.
    »Du unterschätzt die Gefahr, Gilam'esh, weil du kein Krieger bist. Quesra'nol meint auch, du solltest endlich einlenken«, sagte die Hydritin tadelnd. »Du lässt die Wahrheit vor deinen Augen verschwimmen. Wie weit willst du noch gehen?«
    »Quesra'nol«, klackte Gilam'esh verletzend zurück, »warum sollte mich interessieren, was er zu sagen hat? Er stammt nicht von der Erde, und er kennt die Hydriten kaum.«
    »Auch du stammst nicht von Ork'huz…!« E'fah hielt inne, als sie Quart'ol wahrnahm, und sah ihn mit großen Augen an. Ihr hellgrüner Scheitelkamm senkte sich ein Stück. »Du hast Besuch, Gila«, klackte sie frostig und schwamm an Quart'ol vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Ihre Stimme klang bitter. »Willkommen zurück. Vielleicht kannst du den Wahnsinnigen zur Vernunft bringen. Deine Abwesenheit hat jedenfalls nicht zu einer Verbesserung geführt.«
    Quart'ol schwamm zu Gilam'esh, der sich aus seinem thronähnlichen bionetischen Sessel abstieß und ihm entgegenkam.
    »Quart'ol. Gut, dass du zurück bist. Ich brauche deine Beratung mehr denn je.«
    »Den Eindruck habe ich auch.«
    »Hast du den Gilam'esh-Bund gefunden?«
    Quart'ol schüttelte in einer menschlichen Geste den Kopf, wie er es sich von seinem Freund Maddrax abgeschaut hatte. »Nein. Der Bund ist wie vom Meeresboden verschluckt. Ich glaube noch immer, dass sie sich die Körper aus der Klonfabrik nahmen, um uns zu entkommen.«
    Vor einigen Monaten waren die Klone der Fabrik bei einem Unfall zusammengeschmolzen. [2]
    »Das sind nur Spekulationen.«
    »Das mag sein. Es wird dem HydRat nicht gefallen, dass sie fort sind. Sie sollten bestraft werden, weil sie die Stadt Gilam'esh'gad samt ihrer Einwohner angriffen und großes Leid über sie bringen wollten. Nun schwimmen sie frei durch die Meere.«
    Gilam'esh ließ den Kopf sinken. »Ich scheine alles falsch zu machen, mein Freund. Was ich auch anpacke, geht schief. Niemand will meinem friedlichen Kurs mehr folgen - und nun das. Nachdem ich ihre Kranken nicht heilen konnte und sie erkennen mussten, dass ich kein Gott bin, bin ich für die Hyktoner mehr und mehr ein Anlass der Wut. Manchmal wünschte ich, ich wäre auf dem Rotgrund geblieben oder zumindest nicht aus Gilam'esh'gad zurückgekehrt.«
    »Wolltest du wirklich mit dem Rotgrund untergehen?«, fragte Quart'ol mit verzogenen Quastenlippen. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Gilam'esh hatte geholfen, sein Volk vom Mars zu retten. Er hatte den Zeitstrahl justiert und auf eine zukünftige Erde gelenkt, auf der es relativ ungefährliche Meere gab, noch vor der Zeit des ersten Homo sapiens. Die Verdienste um die Hydriten, die er erbracht hatte, waren eindrucksvoll. Deshalb wurde er auch nach wie vor in Hykton geduldet, obwohl er inzwischen als Einziger einen anderen Kurs predigte.
    »Du lässt dich doch sonst nicht derart verunsichern.«

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