295 - Dunkle Wasser
willst du doch, oder?«
Er sah den Hydree nachdenklich an. Quesra'nol war für ihn undurchschaubar. Leider hatte er einen großen Teil seiner Intelligenz verloren, seit er vom Mars auf die Erde gekommen und von den Kristallen getrennt war, die ihm auf dem Rotgrund große geistige Kraft geschenkt hatten. Trotzdem war er noch immer klüger als mancher Wissenschaftler seiner Zeit. Zumindest im Moment war sein Zustand stabil, da die Hydriten Hyktons ein Medikament gefunden hatten, das ihm half, geistig nicht weiter abzubauen.
Im Grunde war Quesra'nol ein guter Hydrit, der ihn durch seine Geschichte sogar ein wenig beeindruckte. Wenn er den anderen weniger schätzen würde, wäre es für ihn einfacher.
Sie nahmen einige Umwege und achteten darauf, nicht verfolgt zu werden. Als der Platz vor dem Eingang ins unterseeische Höhlensystem kurzzeitig verlassen dalag, schwammen sie zielstrebig auf den Wächter zu. Ehe er reagieren und seine Muschelpfeife an seine wulstigen Lippen bringen konnte, hatte Quesra'nol bereits seinen Schockstab gezückt und den Mar'os-Jünger betäubt. Hastig zogen sie den regungslosen Hydriten ins Innere der Höhle. Quesra'nol, der sich hier am besten auskannte, zeigte ihnen eine Nische, die gerade groß genug war, den Hydriten darin abzulegen.
»Wir haben wenig Zeit«, klackte E'fah. »Einer muss seine Stelle einnehmen und uns den Rückweg freihalten.«
Quesra'nol und Gilam'esh sahen einander an, während E'fah dem Hydriten bereits die Rüstung auszog. Schließlich verfärbte sich Quesra'nols knorpeliger Scheitelkamm eine Nuance dunkler. »Ich werde es tun. Du kennst dich besser mit der Technik deines Volkes aus als ich, Gilam'esh, und E'fah kann wegen ihres Geschlechts die Wächterrolle nicht übernehmen.«
Er legte die Rüstung samt Helm an und schwamm zum Ausgang, während E'fah Gilam'esh bereits weiter zog. Sie passierten mehrere kleinere Höhlen, die leer waren. Am Ende gerieten sie in eine größere Kaverne, ebenfalls vollkommen verlassen. Im Licht fluoreszierender Algen war nicht mehr zu sehen als roter Sand, kleine Steine und nackte Felswände.
»Das ist die Höhle, in der Quesra'nol die bionetische Seespinne für Mutter gebaut hat«, sagte E'fah leise. Einen Moment wirkte sie traurig. Er wusste, dass sie manchmal noch an den Erfahrungen litt, die sie an diesem Ort gesammelt hatte. Es gab wenig, was seiner Geliebten so zusetze, wie unter einem fremden Willen zu stehen.
»Hier ist nichts«, klackte er leise. »Schwimmen wir zurück. Quesra'nol wird sicher schon ungeduldig sein.«
Er wollte zum Ausgang der Höhle schwimmen, doch E'fah machte keine Anstalten, ihm zu folgen. »Ich spüre etwas«, schnalzte sie leise. »Als wären wir nicht allein.«
Er durchdrang das Wasser mit seinem Geist, konnte aber nichts finden. Irrte sie sich? »Da ist nichts.«
E'fah schwamm zu einer Wand. Sie wirkte verwirrt. »Die Kaverne dürfte an diesem Punkt nicht zu Ende sein. Ich erinnere mich genau: Da war ein Durchgang in eine weitere Höhle. Ich war nur ein einziges Mal dort, um Quesra'nol auf Mutters Befehl abzuholen, trotzdem bin ich mir sicher.« Sie tastete das Gestein ab, bis ihre Hand in einer Vertiefung verschwand. Triumphierend drehte sie sich zu ihm um. »Komm her!«
Es gab ein leises Klacken. Stein knirschte und schwenkte zur Seite. Ein schmaler Durchgang, gerade groß genug für einen Hydriten, öffnete sich in die Dunkelheit. Gilam'esh spürte, wie seine Beine unangenehm kribbelten.
»Das sieht jetzt aber wirklich wie eine Falle aus«, klackte er und schwamm auf E'fah zu. Noch ehe er sie erreicht hatte, zwängte sie sich bereits durch den Zugang. Ihre Stimme klang fröhlich.
»Nur wer wagt, gewinnt.«
»E'fah…« Er erreichte den Durchgang und zögerte. Wenn auch er hinein schwamm, würde niemand mehr den Eingang von außen öffnen können. Unschlüssig verharrte er und versuchte in der Höhle etwas zu erkennen. »Was siehst du?« Er konnte kaum etwas ausmachen.
»Kästen. Quesra'nol hat darin bionetisches Material gezüchtet, für die Spinne. Die ganzen Kästen sind hier - und darin bewegt sich etwas!«
Gilam'esh schauderte. »Fass es bloß nicht an!«
Sie klackte erheitert. »Du klingst wie eine Jungmutter, Gila. Hast du noch mehr gute Ratschläge?«
Er biss sich auf die Zunge. »Sei einfach vorsichtig.«
»Ich versuche eine Probe zu entnehmen.«
»Lass das! Wir sind schon viel zu lange in den Labors!« Außerdem barg das Innere der Kästen ein unkalkulierbares Risiko. Was,
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