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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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nur die Hände.
    »Ich war nicht immer ein Wissenschaftler, E'fah. Damals, zu einer anderen Zeit auf dem Rotgrund, war auch ich ein Krieger. Ich durfte mir keine Skrupel erlauben, um meinem Volk den Rücken freizuhalten. Ohne dieses Opfer wären die Ditrydree niemals auf diesen Planeten gelangt. Maddrax, der aus der Zukunft kam und in meinem Geist lebte, war damals enttäuscht von mir. Er hat bis zuletzt versucht, ein Blutbad zu verhindern.«(Es gab drei Hydreevölker auf dem Mars: die primitiven, quastenschuppigen Patrydree, die als harmlos geltenden Ikairydee und die höher entwickelten, silberschuppigen Ditrydree. Beim Exodus wurden fast sämtliche Patrydree zurückgelassen.)
    »Aber…« E'fah zögerte. Ihre wulstigen Lippen standen leicht offen. »Warum dann deine Zurückhaltung? Warum tust du nicht, was nötig ist, wenn du einst selbst ein Krieger warst?«
    »Ich habe Angst, den falschen Weg einzuschlagen.«
    Ihr Gesicht nahm einen weichen Zug an. »Ich halte dich.«
    Er klackte verneinend. »Das wirst du nicht tun. Du wirst mich entfachen, wie eine Flamme trockenes Holz entfacht. Gemeinsam werden wir Tod und Zerstörung sein.«
    Sie wandte sich von ihm ab. »Du vertraust mir noch immer nicht, und vielleicht wirst du es nie.«
    »Vielleicht.« Ob er sie nach Quesra'nol fragen sollte? Ob sie ihn liebte? Sie hatten schon lange keine intimen Zärtlichkeiten mehr ausgetauscht. Wie würde sie damit umgehen, wenn er ihr seine unreife Eifersucht vor die Füße legte? Er drehte sich um und sah durch das transparente Material hinaus auf die nächtliche Stadt. »Ruh dich aus«, klackte er nur.
    Er hörte, wie E'fah aus dem Wohnraum schwamm und sich leise schmatzend der bionetische Zugang hinter ihr schloss. Seine Gedanken flossen davon, in eine Zukunft, die Krieg versprach.
    ***
    Das laute Heulen des Motors übertönte das Rauschen der Brandung. Jenny Jensen hüllte sich tiefer in ihren Mantel und sah zu der Fregatte zurück, die hinter ihnen wie ein Monster aus grauem Stahl aus dem Wasser ragte und wie eine Festung inmitten der Wellen wirkte. Die Geschütztürme und Raketensilos an Bug und Heck wirkten beruhigend auf sie. Noch konnte das Schiff sie schützen. Mit einem leichten Lächeln musterte sie den aufgemalten dunkelblauen Kreis am Bug, in dem sich ein Löwe aufrichtete. Es war ein gutes Gefühl, über das mächtige Kriegsschiff verfügen zu können.
    Hinter ihrem Boot teilte sich das Wasser. Zu dem leichten Nieselregen kam die Brandung, die um das Boot herum zerstob und sich in ihre Kleidung setzte.
    Sie hielten auf die dunkle Küste zu. Sir Leonard Gabriel hatte eine gute Anlandestelle ausgemacht, die nicht von Felsen bedeckt war. Ein flacher grauer Kieselstrand breitete sich verlassen vor ihnen aus. Menschen waren nicht zu sehen und das war auch gut so.
    Sie hatten sich dagegen entschieden, mit der Fregatte direkt vor Waashton zu ankern. Niemand wusste, wie die Machtverhältnisse in der Stadt waren. Solange sich die EIBREX IV in tieferem Gewässer befand, reichte eine kleine Crew aus, es zu verteidigen und sich im Notfall zurückzuziehen. Deshalb war Sir Ibrahim Fahka an Bord geblieben.
    Außerdem wollten sie erst einmal versuchen, die Beobachtungsstation der Hydriten an Land zu finden. Sie musste in Ufernähe sein. Wo genau, das wusste sie immer noch nicht.
    Jennys Blick wandte sich von Meer und Ufer fort und fiel auf den verschnürten Hydriten zu ihren Füßen. Sein Rücken und seine Arme waren von zahlreichen Narben überzogen, als habe jemand versucht, ihm ein Muster in die Schuppenhaut zu schnitzen. Viele der Narben waren alt, doch einige waren neu und kaum verheilt. Im Stillen musste sie dem Fishmäc , wie sie ihn bei sich nannte, Respekt dafür zollen, was er alles ertragen hatte, ohne zu reden. Besonders in der Zeit, in der die Fregatte repariert werden musste, hatte sie sich ausführlich mit ihm beschäftigt, um mehr über den Stein herauszufinden, den sie jetzt an ihrem Hals trug. Aber er hatte geschwiegen.
    Das Beiboot verlangsamte die Fahrt und setzte sachte auf dem kiesigen Grund auf. Jenny zog Stiefel und Strümpfe aus, ehe sie in das kalte Wasser stieg. Sie suchte sich an Land einen flachen Stein und streifte ihre Sachen wieder über. Es war empfindlich kühl und sie hatte keine Lust zu helfen, das Boot an Land zu ziehen und es zu einem Versteck zu tragen. Als Leiterin der Expedition war es nur recht und billig, wenn andere diese Arbeit übernahmen; schließlich hatte sie genug Brüder und

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