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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sie ihre Waffen gesenkt und schienen zu Verhandlungen bereit. Das kam ihm sonderbar vor, aber warum sollte er die Gunst der Stunde nicht nutzen?
    »Das spielt keine Rolle. Jedenfalls bin ich mit Ihren Waffen nicht zu besiegen, Sir Leonard. Überlassen Sie mir Ihr Schiff und ich schenke ihnen allen das Leben.«
    Leonard Gabriel lächelte unergründlich. »Aber bitte, alter Freund. Wohin wollen Sie denn mit dem schmucken Stück?«
    »Erst einmal den Potomac hinauf nach Waashton«, sagte Crow und erwiderte das Lächeln. »Ich hoffe dort Matthew Drax zu finden. Wir müssen dringend einige… Differenzen ausräumen. Er war daran beteiligt, meine Herrschaft über die Stadt kurzzeitig auszusetzen. Mit den Kanonen an Bord Ihres Schiffes werde ich ihn sicher bewegen können, sich selbst auszuliefern.«
    Er hatte bei seinen Worten Jenny Jensen im Auge behalten. Doch wenn ihr etwas an Drax lag, so wusste sie es meisterlich zu verbergen. Sie zuckte nicht einmal zusammen. Und jetzt richtete sie sogar das Wort an ihn!
    »Matt Drax soll hier sein? Das ist völlig unmöglich.«
    Crow wandte sich an sie. »Woran machen Sie das fest, Gnädigste?«
    »Dass er vor einigen Wochen noch in Ostdeutschland unterwegs war. Kurz vor unserer Abreise habe ich ihn noch gesehen, dann ist er mit unbekanntem Ziel abgereist. Er kann unmöglich vor uns hier in Meeraka angekommen sein.«
    Arthur Crow dachte nach. »Sie erlauben, dass ich den Wahrheitsgehalt Ihrer Worte überprüfe?«, sagte er dann - und stach, ohne die Antwort abzuwarten, den dünnen Tentakel erneut in ihren Nacken. Sekunden später wusste er, dass sie nicht log. Drax war vor zwei Wochen in Euree gewesen. Irgendwie musste er die Running Men von dort aus unterstützt haben. Nicht einmal er konnte an zwei Orten gleichzeitig sein.
    Crow zog den Tentakel zurück. »Nun, damit ändern sich meine Pläne«, sagte er. »In Bezug auf Waashton, nicht auf das Schiff. Ich werde mich Ihnen anschließen. Da ich nun weiß, wo sich Drax' Tochter aufhält, werde ich ihn früher oder später dort antreffen.«
    Er sah in die Runde und wartete auf die Empörung, die ihm entgegenschlagen würde - doch es blieb still. Nur das Ausrollen der Wellen auf dem flachen Kiesstrand und das leise Rauschen des Windes waren zu hören. Verunsichert sah Crow von Jenny zu Sir Leonard Gabriel. Sie reagierten keineswegs so, wie er es erwartet hatte.
    Jenny fuhr sich durch die Haare und zog ihren Mantel zurecht. »Wir sind einverstanden. Allerdings haben wir hier vor Ort noch etwas zu erledigen. Wenn Sie uns dabei helfen, helfen wir Ihnen.«
    Crow legte den Kopf schief. »Haben Sie mich nicht verstanden? Ich habe vor, Matthew Drax zu töten .«
    Jenny Jensen nickte. »Es ist mir recht. Machen wir einen Deal: Sie erledigen den Job für uns und bekommen dafür meine Tochter Ann. Damit haben Sie ein hundertprozentiges Druckmittel gegen Matthew Drax in der Hand.«
    Crow wäre die Luft weggeblieben, hätte er noch welche zum Atmen gebraucht. Sie ist absolut gefühlskalt , dachte er schaudernd. Faszinierend. Irgendetwas musste mit diesen Leuten geschehen sein. Vielleicht fand er noch heraus, was es war; bei dem mentalen Kontakt hatte er jedenfalls nichts bemerkt.
    »Um was für einen Job geht es?«, fragte er laut.
    Jenny wies mit dem Daumen über ihre Schultern, zum Meer. »Sie sollen uns helfen, etwas aus einer Hydritenstadt zu bergen, die hier irgendwo vor der Küste liegt. Ein Stein. Natürlich ein besonderer Stein, aber nicht von Interesse für Sie. Dafür nehmen wir Sie mit nach Euree, wo ich Ihnen meine Tochter zur freien Verfügung übergeben werde.«
    Crow wusste, dass die Frau keine Scherze machte. Ihre eigene Tochter war ihr so gleichgültig wie der tote Hydrit. Wenngleich ihn das auch leicht verunsicherte, so war er doch bereit, diese Chance zu nutzen. Mit der Fregatte würde er wesentlich schneller und problemloser nach Euree gelangen und dort gemütlich abwarten können, bis Drax zurückkehrte. Um ihm dann das Herz aus dem Leib zu reißen.
    »Also gut«, sagte er bedächtig. »Wie es der Zufall will, kenne ich sogar die genaue Lage der Hydritenstadt, und es wird mir eine Freude sein, dort ein wenig für Ruhe zu sorgen. Für Totenstille, sozusagen.«
    Er modulierte ein Lachen mit seinen bionetischen Stimmbändern, und es klang sogar beinahe echt.
    ***
    Hykton
    Die Nar'firen erklangen. Ihre vereinzelten Rufe wurden rasch beantwortet. Ein tiefes Vibrieren erfüllte das Wasser und riss die Bewohner Hyktons aus ihrer

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