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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zur Absturzstelle der CARTER IV machen«, räumte Rulfan ein. Das marsianische Raumschiff war nur wenige Kilometer nordwestlich ihres Landeplatzes abgestürzt: Vor fünf Monaten waren sie schon einmal dort vorbeigekommen, hatten aber keine Zeit gefunden, das Wrack genauer zu inspizieren. »Vielleicht finden wir im Wrack Hinweise auf das, was sich wirklich in der Halle abspielt.«
    »Okay, dann mach das«, stimmte Matt Drax zu, obwohl er es für einen Vorwand hielt. Nach seiner Einschätzung wollte Rulfan vor allem nach technischer Gerätschaft und Bauteilen schauen, die zu bergen sich lohnen könnte. Schon kurz, nachdem sie Agartha verlassen hatten, war ihm aufgefallen, dass sich Rulfan verstärkt für die Errungenschaften der Vergangenheit interessierte; die Bastelei des Chronometers war da nur eine Fingerübung gewesen. Ob das mit der Bibliothek des Wissens zusammenhing, die sie auf dem Dach der Welt gefunden hatten? Rulfan hatte bereits angedeutet, dass er sich so etwas auch in Euree vorstellen könne, idealerweise in Canduly Castle, wo er residierte.
    Der Mann aus der Vergangenheit behielt seine Vermutung aber für sich; sie hatten immerhin die ganze Nacht Zeit, um das Dorf zu erreichen.
    »Treffen wir uns also bei Sonnenaufgang auf dem Hügel vor dem Dorf, von wo wir es schon einmal observiert haben«, sagte er. »Dort entscheiden wir über unser weiteres Vorgehen.«
    Sie packten ihre Sachen und machten sich auf den Weg, Rulfan und Xij nach Nordwesten am Strand entlang, Aruula und Matt nach Südwesten, ins Landesinnere hinein.
    ***
    Beim Ursprung, 18. Juni 2527
    Sie standen in dem neuen Zelt am Rand des Dorfplatzes, das Hybridwesen Kroow und die Ex-Pilotin Jennifer Jensen. Zwei Öllampen brannten an den Zeltpfosten rechts und links des Eingangs. Es war dunkel inzwischen, das Getöse des Bohrers und der Pumpen war verstummt, Stimmengewirr lag über dem Zelt. Dutzende von Menschen lungerten rund um die Plane. Crow hörte Gelächter und schwärmerisches Palaver. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen hauste in den Hütten und Zelten rund um das Bohrloch: Technos, Amazonen, Marsianer, die auf dem Mond stationiert gewesen waren, und eine Menge Barbaren, darunter fast alle Einwohner eines skandinavischen Küstendorfes. Die Begeisterung für den lebenden Stein war das Einzige, was sie verband. Eine pathologische Begeisterung - Crow zweifelte schon lange nicht mehr daran.
    Zwei dieser krankhaft euphorischen Leute bewachten das Zelt: Männer, die auf Stühlen neben dem Eingang saßen und sich ihre SA80-Gewehre über die Schenkel gelegt hatten. In Stundenschichten wechselten die Wächterpaare sich ab, hier im Allerheiligsten des Dorfes.
    »Ohne Ihre Hilfe wäre Mutter niemals hierher zum Ort ihres Ursprungs gelangt, General«, sagte die Frau, die auf der anderen Seite des Holzgestells stand, in dem der Stein samt des Korbgeflechts, das ihn umgab, jetzt ruhte. Eigentlich war Jenny Jensen eine hübsche Frau - wenn nur nicht dieses fanatische Leuchten in ihren Augen und dieser unerbittliche Zug um ihren Mund gewesen wären. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, also gebe ich Ihnen, was ich versprochen habe.«
    »Ihre Tochter.« Noch immer konnte Crow kaum glauben, dass eine Mutter tatsächlich ihr Kind als Bezahlung in einem Handel einsetzte. Selbst für ihn, den kühlen Militaristen, den berechnenden Militaristen, war das unvorstellbar. Im Grunde erwartete er irgendeine Art von Widerstand oder wenigstens einen linken Trick Jensens, um die Vereinbarung zu umgehen. Doch nichts dergleichen geschah.
    »Meine Tochter gehört Ihnen, so war es vereinbart.« Sie sah ihn nicht an, während sie sprach - sie hatte nur Augen für den Stein, den sie Mutter nannte.
    Crows Blick fiel auf den Ausschnitt ihres nur nachlässig geknöpften Hemdes. Noch immer trug sie diese exotische Halskette: eine schöne geschlossene Muschel mit einem Splitter des Steins darin. Ihre ganz persönliche Reliquie .
    »Morgen Abend werden die Arbeiten zur Erweiterung und Auskleidung des Bohrlochs abgeschlossen sein«, sagte die blonde Frau. »Dann beginnen wir die Feierlichkeiten, auf deren Höhepunkt Mutter mit dem Ursprung vereinigt wird.« Jenny Jensens Finger glitten zärtlich über das brusthohe Holzgestell. Ein rötliches Leuchten ging von dem Stein aus; ganz schwach allerdings nur noch. Die Lebensenergie der beiden Männer aus Corkaich schien zur Neige zu gehen.
    »Ein Fest?«, hakte Crow nach. Er hatte schon befürchtet, den Stein sofort an sich bringen zu

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