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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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rot glänzend, viertürig und mit einem Stern über dem Kühlergrill. »Mein Schlafzimmer«, erklärte der Retrologe.
    Bei der Tischgruppe in der Mitte des Raumes ragte ein ausgestopfter Elchbulle mit mächtigem Schaufelgehörn auf; Kleider und Küchenbesteck hingen daran. Sofort fiel Rulfans Blick auf die langen Hauer, die sich aus dem Elchrachen bogen. Hatte Meinhart die montiert oder gab es tatsächlich eine solche Mutation?
    An den Wänden, zwischen den Schränken und Regalen standen halbverrostete Ritterrüstungen, ein ausgestopfter Bär und ein kleines Geschütz. An vielen Stellen hingen ausgestopfte Vögel, Landschaftsbilder in dicken goldfarbenen Rahmen und große und kleine Waffen.
    Der Retrologe redete die ganze Zeit, kochte Wasser an einem kleinen Elektroherd, wusste zu jedem Möbelstück, jedem Artefakt etwas zu sagen, brühte Pfefferminztee auf, bot ihn in Blechbechern an und redete und redete.
    Rulfan sah, wie Xij mit dem Tee eine Kopfschmerztablette herunterspülte. Er erhaschte einen übellaunigen Blick der jungen Frau und verstand: Erstens tat ihr der Kopf weh, zweitens hatte sie keine Lust auf Technogebabbel, und drittens ging es schon auf zwei Uhr nachts zu.
    »Und nun erzählt mal«, wandte der Retrologe sich völlig überraschend an Xij und Rulfan. »Wo kommt ihr her, Leute? Und was verschlägt euch in diese schöne Gegend?«
    »Wir haben am anderen Ende der Welt von deiner Werkstatt und deinem Labor gehört und wollten beides unbedingt mal sehen«, sagte Rulfan und Xij verdrehte die Augen.
    Meinhart stutzte. »Äh… nicht wirklich, oder?«
    Rulfan grinste. »Natürlich nicht. Aber ich würde es mir trotzdem gern mal anschauen.«
    »Aber klar doch!« Der massige Hüne stand auf. »Immer hinter Meinhart her, wenn ich bitten darf.«
    Sie traten in einen offenen Aufzug, und während der in die Tiefe fuhr, erzählte Rulfan. Nur das Nötigste: dass sie zu viert unterwegs waren, zuletzt aus dem fernen Osten kämen und mit einem Luftschiff am Strand gelandet waren.
    Kaum hörte Meinhart Steintrieb vom Luftschiff, geriet er schier außer sich, wollte sofort zum Strand und den Zeppelin besichtigen, möglichst gleich mal eine Runde fliegen, und so weiter. Rulfan beruhigte ihn, indem er Besichtigung und Rundflug für einen späteren Zeitpunkt versprach.
    Der Aufzug hielt an. Rulfan schätzte, dass sie zehn bis zwölf Meter in die Tiefe gefahren waren. Bläuliches Licht nahm langsam an Helligkeit zu, als sie in einen gut hundert Meter langen und fünfzig Meter breiten Raum traten. Vier Regalreihen, je drei Meter hoch, zogen sich durch den gesamten Raum. Die Fächer waren vollgestopft mit unzähligen Geräten.
    Im Vorübergehen sah Rulfan Bildschirme, alte Rundfunkempfänger, Ferngläser, Tastaturen, Kettensägen, Elektromotoren, Ventilatoren, Herdplatten, Lampenfassungen, Mikroskope, Bunsenbrenner, Teleskope, Schweißbrenner, Presslufthämmer, Kreissägen, Aquarien, Lautsprecher, Armaturenbretter, Satellitenschüsseln, und so weiter, und so fort. Dazu massenhaft Drahtspulen, Kabelrollen und unzählige Kisten voller Kleinteile.
    Rulfan war gar nicht in der Lage, sämtliche Einzelheiten aufzunehmen. Einiges jedoch sah ihm ganz so aus, als hätte der Retrologe es aus dem Marsschiff ausgebaut.
    Aus Meinhart Steintriebs Wortschwall erfuhren sie, dass ein Viertel von dem Zeug sein Urgroßvater gesammelt hätte, ein Viertel sein Großvater und die Hälfte er, und dass es auf tiefer gelegenen Ebenen noch drei weitere Lager dieser Art gab.
    »Und dein Vater interessierte sich mehr für Insekten und Fortpflanzung, oder wie?«, fragte Xij spitz.
    »Mein alter Herr konnte nicht in den Ruinen unterwegs sein, geschweige denn weite Reisen unternehmen, Mädel«, erklärte Meinhart. »Der kam mit offenem Rückenmark zur Welt und konnte sich nur auf einem Rollbrett fortbewegen. Er hat dann so manche dieser Geräte hier zusammengebaut und neue entwickelt. Für das Meiste, was ich so konstruiere, hat er die Grundlagenforschung hingelegt.«
    Am Ende des großen Raumes öffnete der Retrologe eine Tür. Rulfan drehte sich staunend um und schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen«, sagte er. »Ein Panoptikum technischer Artefakte aller Epochen, eine wahre Fundgrube!« Sogar Xij war beeindruckt.
    »Das ist noch gar nichts, Leute.« Der massige Retrologe winkte ab. »Wenn ihr jetzt schon das Staunen kriegt, was werdet ihr dann erst sagen, wenn ihr mein Atelier gesehen habt?« Er winkte ihnen. »Kommt schon!«
    ***
    Kroow wandte sich

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