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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ängstlich. »Hat's eilig. Sehr eilig.«
    »Etwas?«, zischte Tiisiv. »Geht's auch genauer?«
    »Ein Viech. Sieht aus wie ein Flusskrebs. Ein Schädel wie ein Hammer. Gefährlich, wenn du mich fragst.«
    »Der Blutdurst vernebelt dir die Sinne, was?« Der Anführer holte aus und schlug dem jungen Späher die flache Hand in den Nacken. »Seit wann laufen Flusskrebse durch das Gras?«
    »Es ist kein wirklicher Flusskrebs«, flüsterte der andere. »Sieht nur so aus, hab ich gesagt. Nur halt viel größer. Und es hat's sehr eilig.« Er deutete nach Osten. »Nicht mehr lange, dann ist es hier und verscheucht uns die Wakudas.«
    »Wie groß genau?«, hakte Tiisiv nach.
    »Nun ja…« Der Späher zuckte mit den Schultern. »So groß wie Onda und ich zusammen.«
    Tiisivs Augen wurden schmal. »Fast zwei Speerlängen?«
    »Ja.« Der Jüngere nickte. »Zwei Speerlängen kommt hin.«
    Onda spähte durch eine Lücke im Gemäuer auf die Grastrasse. Der Stier hatte den schweren Schädel gehoben. Wiederkäuend äugte er nach Osten. Wenn der junge Späher recht hatte, konnten sie das frische Blut bald vergessen.
    Tiisiv boxte dem Späher gegen die Brust. »Lass dir doch nicht jedes Blutgerinnsel aus der Nase ziehen! Beschreib das Biest genauer!«
    »Riesengroß, wie gesagt, einen Hinterleib wie eine Lischette, stachelige Frekkeuscherbeine, vier Arme, Brustplatten aus Horn und ein langgezogener Schädel wie ein krummer Hammer.« Er schabte sich den schütteren Scheitel. »Vielleicht weniger ein Flusskrebs als vielmehr eine Mischung aus Echse und Insekt.«
    Der Anführer stieß einen Fluch aus. »So was, was du da beschreibst, gibt's gar nicht!«
    »Aber ich schwör's.«
    »Der Stier hat aufgehört zu weiden«, berichtete Onda. »Er späht nach Osten, als würde er dort etwas hören oder wittern. Wenn da ein Raubtier kommt, wird es die Herde vertreiben.«
    »Also gut.« Der Anführer deutete hinter sich. »Lenkt das Biest ab. Wenn's geht, schlagt es tot. Je mehr Blut, desto besser.«
    Onda und der Späher zogen sich zurück und huschten durch eine Seitengasse nach Osten. Zwei Speerträger und zwei Keulenschwinger schlossen sich ihnen an. Zweihundert Schritte vor der Wakudaherde beschrieb die Trasse eine Kurve; dort kletterten sie auf das bewachsene Dach einer Ruine. Von hier aus konnten sie die Herde sehen.
    Onda spähte nach Osten. Eine Staubwolke wölkte dort auf. »Das ist das Viech«, flüsterte der Späher.
    Onda wurde es angst und bange. Sie sah nach Westen.
    Tiisiv und die anderen griffen in diesem Moment die Herde an. Zwei Kühe gingen zu Boden, zwei Kälber zappelten blökend im Netz. Der Stier ging auf einen Nosfera los und fing sich eine Lanze ein. Onda war zufrieden.
    Bis sie wieder nach Osten spähte. Die Staubwolke schwebte schon über dem Anfang der Kurve. Und jetzt schälten sich die Umrisse eines Tieres aus dem Staub - sofern man das riesige, sechsbeinige, insektenartige Echsenwesen als Tier bezeichnen konnte. Es sah unglaublich fremd aus. Ondas Herz setzte für einen Schlag aus und der Mund wurde ihr noch trockener, als er sowieso schon war.
    Das Biest sah genauso aus, wie der Späher es beschrieben hatte, und es war auch so groß, wie er behauptet hatte! Es tobte über die Trasse und durchs Gras. Kaum fünfzig Schritte trennten es noch von ihrem Ausguck auf der Ruine.
    »Wir müssen es auf uns aufmerksam machen!«, sagte Onda heiser. »Schreit und rudert mit den Armen!« Es kostete sie alle Überwindung, zu der sie fähig war, diesen Befehl auszusprechen. Die Notwendigkeit, das Blut der Wakudas zu ernten, gab ihr die Kraft, ihre Angst zu überwinden. »Wenn es die Treppe hochkriechen will, schlagen wir ihm den Hammerschädel ein! Sobald es ihn durch die Luke steckt!« Sie deutete zum Treppenausstieg, der aufs Dach führte.
    Zu fünft schrien sie nun und sprangen zwischen den Büschen auf dem Dach umher.
    Doch die Insektenechse nahm keine Notiz von ihnen, verlangsamte nicht einmal ihre Schritte. Eine Staubwolke legte sich aufs Dach, als das Biest vorüberpreschte.
    Onda stand still und äugte ihm hinterher. Die Wolke bewegte sich auf die Wakudaherde und die etwa zwanzig Nosfera zu, die sich gerade bemühten, den Stier mit Lanzen und Knüppeln zu töten. Bald bedeckte der Staub Tiere und Gefährten. Onda und ihre Begleiter hörten Todesschreie. Sie vergaßen zu atmen.
    Erst als die Staubwolke in den westlichen Ruinen und den Wäldern dahinter verschwand, wagten sie sich vom Dach und pirschten sich an den Weideplatz

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